Malefiz Pulver
Mythologie

Malefiz Pulver

Malefiz- Pulver ist heute nicht mehr vielen Menschen bekannt. In Zeiten des Mittelalters war es für viele allerdings unentbehrlich, um sich vor bösem Zauber zu schützen. Was es mit dem Pulver aus dem Mittelalter auf sich hat, zeigen wir euch im Folgenden Artikel.

Magisch, mystisch, malefiz.

Das lateinische Wort maleficium, was so viel bedeutet wie „Übeltat, Frevel, übles Werk“,  kann als Lehnwort für Malefiz gesehen werden. Im Mittelalter stand Malefiz weitestgehend für eine schlechte Tat, oder das Laster der Zauberei.  Im ausgehenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit bezeichnete man zusehends moralische, kriminelle oder rechtliche Verfehlungen als Malefiz, es gab ein Malefizgericht, ein Malefizrecht oder eine Malefizverordnung. Heute kennen wir Malefiz als Brettspiel, das dazu anstiftet, seinen Mitspielern gezielt Steine in den weg zu legen, was je nach Gemütslage immer noch als übles Werk angesehen werden kann.

Beinahe das gesamte Mittelalter hindurch wurde das Meleficium unter Strafe gestellt. Denn Meleficium meinte das Nutzen von schwarzer Magie und im Besonderen den Schadenszauber. Dieser beinhaltet magische Praktiken, mit deren Hilfe Menschen Schaden zugefügt werden sollte. Personen, die den Schadenszauber ausübten, wurden als Hexen bezeichnet und diese konnten, so der Glaube zu jener Zeit, mit allerlei Hilfsmitteln wie Kräutern, Teilen von Tier- oder Menschenkörpern den Menschen und Tieren erheblichen Schaden zuführen.

Mittels Zauber oder Fluch, durch eine einfache Berührung oder einen Blick (den sog. „Bösen Blick“) konnten Hexen die Menschen peinigen. Oft wurden sie auch für ganze Ernteausfälle verantwortlich gemacht. Damals diente der Vorwurf des Schadenzaubers als Erklärung für Unglücksfälle und persönliche Schicksalsschläge.

Für die Menschen in der frühen Neuzeit stand fest, dass Hexen durch den Teufel dazu gebracht werden konnten, anderen Schaden zuzufügen, und sie dann im Schadensfall ein Todesurteil zu erwarten hatten.  Traurige Berühmtheit erlangte das Malleus meleficarum der Hexenhammer oder das Malefizhaus, das sog. Hexengefängnis von Bamberg. Womit Menschen zu einem Geständnis durch Folter gezwungen wurden und schließlich, um ihre Seelen zu läutern, verbrannt wurden.

Malefiz Pulver

Was steckt hinter dem Malefiz Pulver?

Um sich dem zu entziehen und zu schützen, wurde das Malefiz Pulver auf verschiedensten Wegen genutzt. Ob als Pulver, um den Hals getragen in einem Amulett, als Räucherung oder Pflaster, sogar als Getränk oder Öl – die Menschen von damals kannten viele Wege und Rituale das Pulver zu nutzen. Das sollte dabei helfen, sich und die Familie, das ganze Dorf oder Haus und Hof zu schützen. Das Malefiz Pulver wurde ein bisschen wie ein Allzweckheilmittel genutzt. Es gab die sog. „Malefiz Krankheiten“, gegen die nur das Pulver helfen konnte. Innerlich angewandt, einem Getränk oder Butter und Schmalz zugesetzt, half es gegen innere Krankheiten und Verwünschungen. Äußerlichen Verwünschungen konnte das Pulver mit Schmalz direkt auf die kranke Stelle aufgetragen werden. Vor bösen Träumen schützten sich die Menschen, in dem sie das Pulver unter ihr Kopfkissen streuten.

Der Hauptbestandteil des Pulvers ist immer die getrocknete und pulverisierte Wurzel der echten Nelkenwurz. Ihr starker Geruch und die Farbe machten die Wurzel in der damaligen Zeit zu einer Pflanze, die gegen alles Dämonische helfen konnte. Auch das echte Johanniskraut wurde dem Pulver beigemischt. Der Legende nach, ist es aus dem Blut von Johannes dem Täufer entsprungen und galt in jener Zeit ebenfalls als Schutzpflanze vor Dämonen und Teufeln.  Der gewöhnliche Beifuß ist eine uralte Zauberpflanze und galt ebenfalls als Dämon abwehrend. Je nach Verwendungszweck des Pulvers konnten auch die Kräuter variieren.

Die echte Nelkenwurz - eine Pflanze mit Tradition

Bereits im Altertum wurde die echte Nelkenwurz (Geum urbanum) als Heilpflanze verwendet. Plinus der ältere empfahl bei Brustbeschwerden. Im Mittelalter wurde sie bei Schlaganfällen, Hirnhautentzündungen und Blasenschwäche eingesetzt.  Hildegard von Bingen beschrieb die echte Nelkenwurz sogar als Aphrodisiakum, was ihr den Beinamen „Manneskraft“ verlieh.

Die Benediktinermönche mischten die Pflanze in ihre Kräuterlikör, wodurch sie auch den Namen „Benediktenkraut“ erhielt.  Ihr hoher Gehalt an Gerbstoffen und ätherischen Ölen, allen Voran das Eugenol, welches für den Nelkenartigen Duft der Wurzel verantwortlich ist, wirkt nicht nur desinfizierend, sondern aromatisieren auch Wein und Bier.

In der heutigen Volksheilkunde wird sie aufgrund ihrer Inhaltstoffe bei Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall und als Gurgelmittel bei Halsschmerzen eingesetzt. In der modernen Pflanzenheilkunde hat sie keine Bedeutung mehr.

Die Echte Nelkenwurz zählt zu den Rosengewächsen, wird bis zu 60cm hoch und besitzt einen dicken meist unverzweigten Wurzelstock. Ihre Blüten sind gelb und sind von Mai bis September zu finden. Charakteristisch sind die klettenartige und zerfallende Früchte, die aussehen wie kleine Morgensterne. Die Pflanze kann das ganze Jahr über gefunden werden. Im Winter zieht sie sich allerdings stark zurück. Ihr findet die echte Nelkenwurz an feuchten Gebüsch- und Waldrändern, aber auch an schattigen Wegrändern, Zäunen und Mauern. Sie ist in fast ganz Europa zu finden und in Deutschland weit verbreitet.

Die beste Sammelzeit ist der Mai. Hier könnt ihr die Wurzel ausgraben, säubern und zerkleinern. Anschließend wird sie getrocknet, dies könnt ihr an einem trockenen warmen Ort oder auch im Backofen bei kleiner Hitze machen. Auch das Kraut kann zu dieser Zeit gesammelt werden.

Um mehr über die Verwechlsungsmöglichkeiten der echten Nelkenwurz mit giftigen Doppelgängern zu erfahren, empfehlen wir unser Artportrait über die echte Nelkenwurz.

Quellen

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

Bocksch, Manfred. Das Praktische Buch der Heilpflanzen. BLV Buchverlag GmbH & Co.KG, 2021

abgerufen am 01.02.2022

https://de.wiktionary.org/wiki/Malefiz

abgerufen am 01.02.2022

https://de.wikipedia.org/wiki/Schadenzauber

abgerufen am 10.01.2022

https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB&lemma=Malefiz#0

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB>, abgerufen am 10.01.2022

https://books.google.de/books?id=nbYgAAAAQBAJ&pg=PR36&lpg=PR36&dq=Gerda+Hoffmann:+Beitr%C3%A4ge+zur+Lehre+von+den+durch+Zauber+verursachten+Krankheiten+und+ihrer+Behandlung+in+der+Medizin+des+Mittelalters.&source=bl&ots=XhhrsXvNVO&sig=ACfU3U3WkSnhfmpX8wT_IJwWiZubRth99g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwinjsOf6qf1AhVnRPEDHVqJAG4Q6AF6BAgKEAM#v=onepage&q=Gerda%20Hoffmann%3A%20Beitr%C3%A4ge%20zur%20Lehre%20von%20den%20durch%20Zauber%20verursachten%20Krankheiten%20und%20ihrer%20Behandlung%20in%20der%20Medizin%20des%20Mittelalters.&f=false abgerufen am 10.01.2022

Arzt und Heilkunde in den frühmittelalterlichen Leges: Eine wort- und sachkundliche Untersuchung

Annette Niederhellmann

Gerda Hoffmann: Beiträge zur Lehre von den durch Zauber verursachten Krankheiten und ihrer Behandlung in der Medizin des Mittelalters. S.92-119

https://www.dwds.de/wb/Malefiz  abgerufen am 10.01.2022

Deutsches Wörterbuch