Schleimstoffe

Eine schleimige Schutzschicht

Schleim, das klingt zwar erst einmal unangenehm, ist er von großer Bedeutung für verschiedenste Köperfunktionen. Von der Verdauung bis zur Atmung können Schleimstoffe in unserem Körper viel Gutes anrichten, doch was hat es damit genau auf sich? Welche Pflanzen sie liefern und was Flohsamen mit dem Spitzwegerich zu tun haben, stellen wir euch im folgenden Artikel vor.

Was sind Schleimstoffe?

Pflanzliche Schleimstoffe sind komplexe, stark verzweigte Kohlenhydrate (Polysaccharide) die auf Grund ihrer Struktur und Polarität Wasser binden, wodurch sie eine schleimige, Gel-Substanz bilden. Diese Eigenschaft können wir zum Beispiel beim Haferbrei oder den aufquellenden Leinsamen beobachten. Schleimstoffe können nicht nur in Getreidekörnern und Samen vorkommen, sondern in fast allen Pflanzenorganen vieler Wildpflanzen: Von den Blättern unserer heimischen Wegerich-Arten bis zu den Blüten der Königskerzen sind die wertvollen Polysaccharide vertreten. Der Pflanze dienen Schleimstoffe zum Speichern von Wasser, zum Aufquellen des Samens im Zuge der Keimung und zum Verschließen von Wunden im Pflanzengewebe.

Wie wirken Schleimstoffe ?

Auch unserer Körper kann von diesen Inhaltsstoffen profitieren. Bei Reizungen und Entzündungen der oberen Atemwege stärken pflanzliche Schleimstoffe unsere Schleimhaut, indem sie sich als schützende Schicht darüberlegen. Auf diese Weise wird eine weitere Barriere für Krankheitserreger geschaffen und der Erkältungsschleim kann erfolgreicher abtransportiert werden. Gerade bei trockenem Husten kann der Hustenreiz so merklich verringert werden. In der Verdauung wirken wasserunlöslichen Schleimstoffe als Ballaststoffe, welche als wässrige Gel-Lösung das Darmvolumen erhöhen und somit die peristaltischen Bewegungen begünstigen. Außerdem wird die Gleitfähigkeit erhöht und Magen-Darm-Reizungen gelindert –  ein Effekt, der Vielen von den schleimstoffreichen Flohsamenschalen bekannt sein dürfte. Weiterhin können Schleimstoffe im menschlichen Körper Giftstoffe binden, den Cholesterinspiegel senken und Entzündungen hemmen. Doch so vielversprechend die Vorteile unweigerlich sind, so fatal kann ein übermäßiger Verzehr wirken: In hohen Dosierungen entziehen die Schleimstoffe dem Körper große Mengen an Wasser und erschweren die Nährstoffaufnahme. Eine förderliche Konzentration an Schleimstoffen bei Atemwegserkrankungen ist zum Beispiel im Spitzwegerich oder in Lindenblüten gegeben. Daneben treten Schleimstoffe besonders häufig unter den Malvengewächsen auf.

Schleimstoffe helfen den Samen bei der Keimung, hier ein Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

Im Übrigen setzten die Wegerich-Arten auch bei der Verbreitung auf Schleimstoffe. Ihre Samen haften sich mit Hilfe der klebrig-quellende Samenhülle an Pfoten, Rädern oder Hufen und werden so über weite Distanzen entlang von Wegen und Trampelpfaden getragen, auf denen sie daher bevorzugt wachsen. Auch die Flohsamenschalen sind Teile der indischen Wegerich-Art Plantago indica und mit unserem heimischen Spitzwegerich nah verwandt.

Welche Wildkräuter haben viele Schleimstoffe?

Viele Wildkräuter sind schleimstoffereich. Einige Arten sind noch schleimstoffreicher als andere, weshalb wir hier eine List mit Wildkräutern und anderen Pflanzen mit viel Schleimstoffen erstellt haben:

 

Wegerichgewächse

  • Spitzwegerich
  • Breitwegerich

Malvengewächse

  • Lindenblüten
  • Malven – Arten
  • Stockrosen

Andere Gruppen

  • Königskerze

Schleimstoffreiche Wildkräuter in der Hausapotheke und Küche

Schleimstoffreiche Wildpflanzen werden sowohl als Wildgemüse, als auch zu therapeutischen Zwecken verwendet. So schmecken die Samen der Malven roh sehr lecker und als Wildspinat werden die Blätter im arabischen Raum häufig verwendet. Die jungen Blütenstände des Spitzwegerichs schmecken nach Champignon und sind sehr lecker im Risotto.

Quellen:

https://www.spektrum.de/lexikon/arzneipflanzen-drogen/schleimstoffe/13179 (Abgerufen am 1.11.21 um 13:49)

Fleischenhauer et. al.. Essbare Wildpflanzen. AT Verlag, 2007.

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.