Sommerpilze
Sommerpilze
Victor Grönke

Sommerpilze

Pilze benötigen eine gewisse Feuchtigkeit, um zu wachsen, und extreme Hitze und Trockenheit können ihre Vermehrung und Entwicklung hemmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es im Sommer keine Pilze gibt, ganz im Gegenteil.

Pilze und der Sommer

Hinweis: Der folgende Text dient nicht der Bestimmung der erwähnten Sommerpilze. Merkmale und ihre Ausprägungen können sich aus verschiedenen Gründen (Witterung, Alter, Standort etc.) verändern oder nicht der „Norm“ entsprechen. Für eine sichere Bestimmung sollte entsprechende Literatur benutzt werden oder das Sammeln unter fachkundiger Anleitung erfolgen. Im Zweifelsfall wende sich man an eine Pilzberatungsstelle.

Wie viele andere Organismen nehmen Pilze Nährstoffe aus ihrer Umgebung auf, um zu wachsen und sich zu reproduzieren. Wasser dient als Medium, um diese Nährstoffe aufzulösen und in die Pilzzellen zu transportieren. Viele Pilze sind daher empfindlich gegenüber zu hohen Temperaturen, weshalb viele Ständerpilze im Sommer keine Fruchtkörper (das, was wir im allgemeinen als „Pilz“ wahrnehmen) bilden, sondern in der Erde oder anderen Substraten als Mycel überdauern. Viele von den im Herbst sichtbaren Pilze sind also nicht weg, sondern auf den ersten Blick nicht zu sehen. Pilze kommen also das ganze Jahr über vor!

Doch nicht alle Pilze verstecken sich im Sommer. Man denke an die große Zahl von Kleinpilzen, die sich parasitisch von lebenden Pflanzen ernähren (Mehltaue, Rost- und Brandpilze).  Diese haben im Sommer, wenn ihre jeweiligen Wirtspflanzen in Blüte oder Saft stehen, ihren großen Auftritt. Aber auch Menschen, die an Speisepilzen interessiert sind, können im Sommer in den Genuss schmackhafter Funde kommen. So kommt es, dass es durchaus möglich ist, im Hochsommer Pfifferlinge zu finden, wenn am jeweiligen Ort die entsprechenden Witterungsbedingungen herrschen.

Welche Speisepilze gibt es im Sommer? Sommerpilze unter den Röhrlingen

Allerdings gibt es auch Pilzarten, die nicht nur auch, sondern gerade in der warmen Jahreszeit auftreten. Manche tragen das schon im Namen, so zum Beispiel der Sommer-Steinpilz (Boletus reticulatus). Er tritt hauptsächlich in den Monaten Juni und Juli bei Laubbäumen, insbesondere Eichen und Buchen, auf – natürlich eine entsprechende Witterung vorausgesetzt. Er unterscheidet sich vom „klassischen“ Steinpilz (Boletus edulis) durch eine feinfilzige, bisweilen rissige, Hutoberfläche, während sie beim Steinpilz glatt ist und bei feuchter Witterung sogar schmierig sein kann. Außerdem weist der Stiel des Sommer-Steinpilzes auf der ganzen Länge eine helle Netzzeichnung auf dunklerem Untergrund auf, wohingegen beim Steinpilz diese Zeichnung auf den oberen Stielabschnitt beschränkt ist.

Essbare Lamellenpilze im Sommer?

Es gibt aber auch einige in Sommer vorkommende Speisepilze mit Lamellen auf der Hutunterseite. Deren Bestimmung ist oft nicht trivial und setzt gewisse Kenntnisse bestimmter Merkmale und Erfahrung mit der Blätterpilzbestimmung voraus. Hier gibt es sowohl bei den Sommerpilzen, aus auch bei allen anderen einige tödlich giftige Arten. Daher mag die folgende Darstellung von Lamellenpilzen nur als Anregung und Orientierung dienen und bietet keine Bestimmungshilfe.

Nicht so bekannt, aber auch in trockenen Sommern fruktifizierend, ist der Breitblättrige Rübling (Megacollybia platyphylla). Er kann recht stattliche Fruchtkörper bilden, deren Hüte aber immer sehr dünnfleischig sind. Diese „Sommerpilze“ kommen in Laubwäldern – besonders bei Buche – vor und leben dort als Folgezersetzer. Über die Schmackhaftigkeit gibt es verschiedene Meinungen, der Pilz scheint aber keine originären Giftstoffe zu enthalten.

Ein weiterer Speisepilz, welcher schon früh im Jahr und auch im (Hoch-)Sommer vorkommt, ist der Lungen-Seitling (Pleurotus pulmonarius). Er besiedelt vor allem Laubholz, darunter vor allem die Buche. Er lebt als Schwächeparasit und als Folgezersetzer. Wie bei allen Seitlingen ist auch bei ihm der Hut asymmetrisch gestielt und der Stiel sitzt seitlich am Hut an. Die Lamellen laufen am Stiel herab. Er ist in Deutschland nicht häufig, aber mehr oder weniger gleichmäßig verbreitet. Es muss darauf hingewiesen werden, dass es unter den Pilzen, die wie Seitlinge aussehen, mindestens eine sehr giftige Art gibt, die in Japan schon Todesfälle verursacht hat: der Ohrförmigen Seitling (Pleurocybella porrigens). Dieser muss also immer ausgeschlossen werden.

Es lohnt sich also, tiefer in die Pilzkunde einzusteigen und sich so die Kenntnis von Arten anzueignen, die auch im Sommer kulinarischen Pilzgenuss garantieren.

Pilzausbildungen 2024 in Berlin

Quellen Sommerpilze

Breitenbach, J. & Kränzlin, F. (1991): Pilze der Schweiz, Bd. 3 – Röhrlinge und Blätterpilze 1. Teil. Luzern: Mykologia.

Flammer, R. (2014): Giftpilze. Aarau: AT.

Kibby, G. (2011): British boletes – with keys to species. o. O.: Eigenverlag.

Kibby, G. (2017): Mushrooms and toadstools of Britain and Europe, Bd. 1. o. O.: Eigenverlag.

Kibby, G. (2020): Mushrooms and toadstools of Britain and Europe, Bd. 2. o. O.: Eigenverlag.

Ludwig, E. (2001): Pilzkompendium, Bd. 1, Beschreibungen – Die kleineren Gattungen der Makromyzeten mit      lamelligem Hymenophor aus den Ordnungen Agaricales, Boletales und Polyporales. Eching: IHW.

Seitz, B., Ristow, M., Prasse, R., Machatzki, M., Klemm, G., Böcker, R. & Sukopp, H. (2012): Der Berliner Florenatlas.      Verh. Bot. Ver. Berlin Brandenburg, Beih. 7.