Verwirrung um Titel bei Kräuterkundeausbildung

Ausbildung Kräuterkunde

Viel Verwirrung bei einer Flut an Ausbildungen im Bereich Wildkräuter

Ein Überblick

Googelt man den Begriff „Ausbildung Wildkräuter“ oder „Ausbildung Kräuterkunde“, findet man viele unterschiedliche Unternehmen und Einrichtungen, die Weiterbildungen im Bereich Wildkräuter anbieten. Das ist ein gutes Zeichen, schließlich zeugt das von einem wachsenden Bedürfnis nach Naturnähe und gesünderer Ernährung in einem immer größer werdenden Teil der Bevölkerung. Diese Bildungs – Anbieter, zu denen wir uns ebenfalls zählen, haben ganz verschiedene Ansätze. Um den Inhalt und den Ansatz der jeweiligen Ausbildung auf einen aussagekräftigen Begriff einzudampfen, wurde ein bunter Strauß an Titeln erfunden, von denen jedoch bis dato keiner staatlich anerkannt ist. In diesem Artikel bringen wir etwas Licht ins Dunkel, etwas Ordnung ins Begriffechaos.


Ausbildung zur Kräuterpädagogin, Ausbildung Kräuterkundige, Weiterbildung zur Kräuterkundigen oder Kräuterexpertenausbildung? Welche Wildkräuterausbildung ist die Richtige für mich? Welche Natur Seminare gibt es überhaupt?


Es ergibt Sinn, sich vor der Ausbildung klar zu machen, was man eigentlich Lernen möchte, bzw. welche Fähigkeiten man erlangen will. Das schöne ist, dass es mittlerweile so viele Anbieter gibt, dass mit Sicherheit für jeden etwas dabei ist.Hier eine grobe Übersicht:

Naturwissenschaftliche und Naturheilkundliche Wildkräuterausbildungen

Wir von Waldsamkeit würden unsere Angebote zu diesem Ausbildungsansatz dazuzählen. Wir haben Biologen, Naturschützer, Förster und sogar eine Medizinerin an Bord, die alle aus dem Bereich Naturwissenschaften kommen. Dabei wollen wir im Rahmen unserer Angebote die elitären, verstaubten Strukturen der Universität verlassen, um außerhalb der Institutionen mit frischer kreativer Energie das Wissen um unsere heimischen Wildpflanzen mithilfe der Naturwissenschaftlichen Ansätze vermitteln. Dabei werden wir von Heilpraktikern und Phytotherapeuten unterstützt, die sich der Naturheilkunde verschrieben haben. Denn es gibt viele Wildkräuter, die früher zu Heilzwecken benutzt wurden, deren Heilwirkung heute wissenschaftlich belegt ist. Schau dir doch einmal zum Vergleich unsere Wildkräuterausbildung oder die Ausbildung zum Wildkräuterguide an. Bei anderen Anbietern passt die Ausbildung Phytotherapeut manchmal in diese Gruppe (wobei der Fokus auf dem Heilaspekt liegt) und auch die Ausbildung Kräuterpädagoge kann hier hineinfallen.

Spirituelle Wildkräuterausbildungen

Einigen ist eine ganzheitliche Ausbildung wichtig, bei der Spiritualität in Verbindung mit Pflanzenwissen eine große Rolle spielt. Dabei begibt man sich auf die Spuren vorchristlicher Schamanen und der Kräuterfrauen im Mittelalter. Dabei geht es nicht so sehr um historisch belegte Rituale und Weltansichten, sondern vielmehr um heutige Interpretationen dieser, denn tatsächlich ist die Faktenlage gerade aus vorchristlicher Zeit mehr als dünn, Anthropologen und Historiker wissen kaum etwas über die Rituale in dieser Zeit. Teilweise werden spirituelle Einflüsse aus anderen Kulturkreisen (Nordamerika, Ostasien)  eingeflochten und mit unseren heimischen Wildkräutern in Verbindung gebracht. Ein historischer Beleg ist aber auch nicht unbedingt nötig, solange man sich mit dem Gesamtansatz wohlfühlt. Wer sich dafür interessiert, sollte sich nach Wildkräuter – Jahresausbildungen oder spirituellen Wildkräuterausbildungen umsehen. Die Ausbildung Kräuterkundige oder Kräuterfrau fällt meist in diese Kategorie der Naturseminare.

Wildkräuterausbildung nach Hildegard von Bingen

Hildegard von Bingen ist zur Zeit in aller Munde, um die bekannteste aller Benediktinerinnen (1098 – 1179 n.Chr.) entsteht gerade in großer Hype. Und das nicht ganz zu unrecht: Hildegard war für ihre Zeit eine begnadete Pflanzenkundlerin und hatte eine scharfe Beobachtungsgabe. Jedes Jahr kommen neue Bücher zu diesem Thema heraus, ob Heilkrauttipps oder Kräuterteemischungen von Hildegard von Bingen – oft werden ihre Empfehlungen eins zu eins übernommen. Das kann durchaus gefährlich werden, schließlich weiß man heutzutage einiges über krebserregende Inhaltsstoffe einiger Pflanzen, die Hildegard von Bingen gar nicht kennen konnte. Folgeschäden gab es schlichtweg nicht im Mittelalter, man ist viel früher gestorben oder aber hat Tod und Krankheit mit anderen Dingen in Verbindung gebracht. Nichtsdestotrotz hat auch dieser Ausbildungszweig natürlich seine Berechtigung und zieht immer mehr Interessierte in seinen Bann. Wer sich dafür interessiert, sollte sich nach einer Kräuterkunde Ausbildung nach Hildegard von Bingen umsehen. Die Ausbildung Kräuterfrau  oder Kräuterkundige wird hier manchmal angeboten.


Wie aussagekräftig sind Wildkräuterausbildungs – Zertifikate und -Titel?


In Deutschland werden die staatlich anerkannten Ausbildungen über das Berufsbildungsgesetz oder die Handwerksordnung geregelt. Diese sind durch eine Ausbildungsordnung festgelegt und bundeseinheitlich geregelt. Die folgenden Weiterbildungs – und Ausbildungstitel im Bereich Wildkräuter sind nicht staatlich anerkannt:

  • Kräuterpädagoge / kräuterpädagogin
  • Heilpflanzenausbildung
  • Wildkräuterausbildung
  • Kräuter-Erlebnispädagoge/in
  • Wildkräuterguide
  • Wildkräuter-Jahresausbildung
  • Kräuterexpertenausbildung
  • NaturCoach
  • Kräuterfachfrau
  • Kräuterfrau
  • Kräuterkundiger
  • Phytotherapeut

Das bedeutet natürlich nicht, dass eine staatlich anerkannte Ausbildung besser sein muss als Natur Seminare, die es nicht sind. Jedoch ist es so, dass diese Begriffe nicht geschützt sind. Sprich: jeder kann sich Kräuterpädagoge, Phytotherapeut, Kräuterfachfrau, Kräuterkundige oder Wildkräuterguide nennen. Das ist ähnlich wie bei den Fotografen.

Fazit:

Keine der Ausbildungstitel ist geschützt, prinzipiell kann sich jeder so nennen. Daher ist es wichtig, sich die Ausbildungsstätte genau anzusehen und sich die Reputation vor Augen zu führen. Eine Ausbildung bei einer unbekannten Kräuterfrau hat vielleicht später einmal eine andere Aussagekraft, als bei einem bekannten Bildungsinstitut. Das ist jedoch nur der Fall, wenn man später beruflich etwas in dem Bereich machen möchte. Wer sich privat dafür interessiert oder sich persönlich weiterentwickeln möchte, muss diesen Punkt wahrscheinlich nicht unbedingt beachten. Wenn du Interesse hast, mehr zu diesen Theman zu lernen, schaue dir unsere Ausbildungen und Natur Seminare an: Wildkräuterguide & Wildkräuterausbildung

Unsere Weiterbildungen:


Malefiz Pulver

Malefiz Pulver

Malefiz Pulver
Mythologie

Malefiz Pulver

Malefiz- Pulver ist heute nicht mehr vielen Menschen bekannt. In Zeiten des Mittelalters war es für viele allerdings unentbehrlich, um sich vor bösem Zauber zu schützen. Was es mit dem Pulver aus dem Mittelalter auf sich hat, zeigen wir euch im Folgenden Artikel.

Unsere Weiterbildungen:

Magisch, mystisch, malefiz.

Das lateinische Wort maleficium, was so viel bedeutet wie „Übeltat, Frevel, übles Werk“,  kann als Lehnwort für Malefiz gesehen werden. Im Mittelalter stand Malefiz weitestgehend für eine schlechte Tat, oder das Laster der Zauberei.  Im ausgehenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit bezeichnete man zusehends moralische, kriminelle oder rechtliche Verfehlungen als Malefiz, es gab ein Malefizgericht, ein Malefizrecht oder eine Malefizverordnung. Heute kennen wir Malefiz als Brettspiel, das dazu anstiftet, seinen Mitspielern gezielt Steine in den weg zu legen, was je nach Gemütslage immer noch als übles Werk angesehen werden kann.

Beinahe das gesamte Mittelalter hindurch wurde das Meleficium unter Strafe gestellt. Denn Meleficium meinte das Nutzen von schwarzer Magie und im Besonderen den Schadenszauber. Dieser beinhaltet magische Praktiken, mit deren Hilfe Menschen Schaden zugefügt werden sollte. Personen, die den Schadenszauber ausübten, wurden als Hexen bezeichnet und diese konnten, so der Glaube zu jener Zeit, mit allerlei Hilfsmitteln wie Kräutern, Teilen von Tier- oder Menschenkörpern den Menschen und Tieren erheblichen Schaden zuführen.

Mittels Zauber oder Fluch, durch eine einfache Berührung oder einen Blick (den sog. „Bösen Blick“) konnten Hexen die Menschen peinigen. Oft wurden sie auch für ganze Ernteausfälle verantwortlich gemacht. Damals diente der Vorwurf des Schadenzaubers als Erklärung für Unglücksfälle und persönliche Schicksalsschläge.

Für die Menschen in der frühen Neuzeit stand fest, dass Hexen durch den Teufel dazu gebracht werden konnten, anderen Schaden zuzufügen, und sie dann im Schadensfall ein Todesurteil zu erwarten hatten.  Traurige Berühmtheit erlangte das Malleus meleficarum der Hexenhammer oder das Malefizhaus, das sog. Hexengefängnis von Bamberg. Womit Menschen zu einem Geständnis durch Folter gezwungen wurden und schließlich, um ihre Seelen zu läutern, verbrannt wurden.

Malefiz Pulver

Was steckt hinter dem Malefiz Pulver?

Um sich dem zu entziehen und zu schützen, wurde das Malefiz Pulver auf verschiedensten Wegen genutzt. Ob als Pulver, um den Hals getragen in einem Amulett, als Räucherung oder Pflaster, sogar als Getränk oder Öl – die Menschen von damals kannten viele Wege und Rituale das Pulver zu nutzen. Das sollte dabei helfen, sich und die Familie, das ganze Dorf oder Haus und Hof zu schützen. Das Malefiz Pulver wurde ein bisschen wie ein Allzweckheilmittel genutzt. Es gab die sog. „Malefiz Krankheiten“, gegen die nur das Pulver helfen konnte. Innerlich angewandt, einem Getränk oder Butter und Schmalz zugesetzt, half es gegen innere Krankheiten und Verwünschungen. Äußerlichen Verwünschungen konnte das Pulver mit Schmalz direkt auf die kranke Stelle aufgetragen werden. Vor bösen Träumen schützten sich die Menschen, in dem sie das Pulver unter ihr Kopfkissen streuten.

Der Hauptbestandteil des Pulvers ist immer die getrocknete und pulverisierte Wurzel der echten Nelkenwurz. Ihr starker Geruch und die Farbe machten die Wurzel in der damaligen Zeit zu einer Pflanze, die gegen alles Dämonische helfen konnte. Auch das echte Johanniskraut wurde dem Pulver beigemischt. Der Legende nach, ist es aus dem Blut von Johannes dem Täufer entsprungen und galt in jener Zeit ebenfalls als Schutzpflanze vor Dämonen und Teufeln.  Der gewöhnliche Beifuß ist eine uralte Zauberpflanze und galt ebenfalls als Dämon abwehrend. Je nach Verwendungszweck des Pulvers konnten auch die Kräuter variieren.

Die echte Nelkenwurz - eine Pflanze mit Tradition

Bereits im Altertum wurde die echte Nelkenwurz (Geum urbanum) als Heilpflanze verwendet. Plinus der ältere empfahl bei Brustbeschwerden. Im Mittelalter wurde sie bei Schlaganfällen, Hirnhautentzündungen und Blasenschwäche eingesetzt.  Hildegard von Bingen beschrieb die echte Nelkenwurz sogar als Aphrodisiakum, was ihr den Beinamen „Manneskraft“ verlieh.

Die Benediktinermönche mischten die Pflanze in ihre Kräuterlikör, wodurch sie auch den Namen „Benediktenkraut“ erhielt.  Ihr hoher Gehalt an Gerbstoffen und ätherischen Ölen, allen Voran das Eugenol, welches für den Nelkenartigen Duft der Wurzel verantwortlich ist, wirkt nicht nur desinfizierend, sondern aromatisieren auch Wein und Bier.

In der heutigen Volksheilkunde wird sie aufgrund ihrer Inhaltstoffe bei Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall und als Gurgelmittel bei Halsschmerzen eingesetzt. In der modernen Pflanzenheilkunde hat sie keine Bedeutung mehr.

Die Echte Nelkenwurz zählt zu den Rosengewächsen, wird bis zu 60cm hoch und besitzt einen dicken meist unverzweigten Wurzelstock. Ihre Blüten sind gelb und sind von Mai bis September zu finden. Charakteristisch sind die klettenartige und zerfallende Früchte, die aussehen wie kleine Morgensterne. Die Pflanze kann das ganze Jahr über gefunden werden. Im Winter zieht sie sich allerdings stark zurück. Ihr findet die echte Nelkenwurz an feuchten Gebüsch- und Waldrändern, aber auch an schattigen Wegrändern, Zäunen und Mauern. Sie ist in fast ganz Europa zu finden und in Deutschland weit verbreitet.

Die beste Sammelzeit ist der Mai. Hier könnt ihr die Wurzel ausgraben, säubern und zerkleinern. Anschließend wird sie getrocknet, dies könnt ihr an einem trockenen warmen Ort oder auch im Backofen bei kleiner Hitze machen. Auch das Kraut kann zu dieser Zeit gesammelt werden.

Um mehr über die Verwechlsungsmöglichkeiten der echten Nelkenwurz mit giftigen Doppelgängern zu erfahren, empfehlen wir unser Artportrait über die echte Nelkenwurz.

Andere Beiträge passend zu Malefiz Pulver

Quellen

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

Bocksch, Manfred. Das Praktische Buch der Heilpflanzen. BLV Buchverlag GmbH & Co.KG, 2021

abgerufen am 01.02.2022

https://de.wiktionary.org/wiki/Malefiz

abgerufen am 01.02.2022

https://de.wikipedia.org/wiki/Schadenzauber

abgerufen am 10.01.2022

https://woerterbuchnetz.de/?sigle=DWB&lemma=Malefiz#0

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, <https://www.woerterbuchnetz.de/DWB>, abgerufen am 10.01.2022

https://books.google.de/books?id=nbYgAAAAQBAJ&pg=PR36&lpg=PR36&dq=Gerda+Hoffmann:+Beitr%C3%A4ge+zur+Lehre+von+den+durch+Zauber+verursachten+Krankheiten+und+ihrer+Behandlung+in+der+Medizin+des+Mittelalters.&source=bl&ots=XhhrsXvNVO&sig=ACfU3U3WkSnhfmpX8wT_IJwWiZubRth99g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwinjsOf6qf1AhVnRPEDHVqJAG4Q6AF6BAgKEAM#v=onepage&q=Gerda%20Hoffmann%3A%20Beitr%C3%A4ge%20zur%20Lehre%20von%20den%20durch%20Zauber%20verursachten%20Krankheiten%20und%20ihrer%20Behandlung%20in%20der%20Medizin%20des%20Mittelalters.&f=false abgerufen am 10.01.2022

Arzt und Heilkunde in den frühmittelalterlichen Leges: Eine wort- und sachkundliche Untersuchung

Annette Niederhellmann

Gerda Hoffmann: Beiträge zur Lehre von den durch Zauber verursachten Krankheiten und ihrer Behandlung in der Medizin des Mittelalters. S.92-119

https://www.dwds.de/wb/Malefiz  abgerufen am 10.01.2022

Deutsches Wörterbuch


Wildkräuter Tee Online Kurs (Video)

Dieser Inhalt ist passwortgeschützt. Um ihn anschauen zu können, bitte das Passwort eingeben:



Darf man Wildkräuter sammeln? (Deutschland)

Darf man Wildkräuter sammeln?

Darf man Wildkräuter sammeln?

Viele Menschen sind sich unsicher, ob sie außerhalb ihres eigenen Grundstückes Wildpflanzen sammeln dürfen. Dass man sich nicht an den Rabatten des Nachbarn bedienen darf, ist klar. Doch wie sieht es mit wildwachsenden Kräutern, Sträuchern und Früchten aus? Welche gesetzlichen Regelungen greifen hier und ist die Sammelmenge begrenzt? Ein Überblick.

Unsere Weiterbildungen:

Ein Überblick über die gesetzliche Lage

Deutschland ist ein sehr dicht besiedeltes Land. Und als solches sind gesellschaftliche Regelungen durchaus sinnvoll, besonders was die ohnehin schon stark zurückgedrängte Natur angeht. Zwar ist die starke Abnahme der Artenvielfalt nicht den Wildkräutersammlern geschuldet (sondern u.a. der Lebensraumzerstörung durch intensive Land- und Forstwirtschaft), nichtsdestotrotz macht eine Regelung der privaten Entnahme zunächst einmal Sinn.

Was man in der Natur darf und nicht, ist unter anderem im Bundesnaturschutzgesetz festgelegt. In §39 heißt es dazu:

Es ist verboten, wild lebende Pflanzen ohne vernünftigen Grund von ihrem Standort zu entnehmen oder zu nutzen oder ihre Bestände niederzuschlagen oder auf sonstige Weise zu verwüsten

Der allgemeine Artenschutz gilt damit gleichmäßig für alle Pflanzenarten, unabhängig von ihrem Schutzstatus. Es handelt sich dabei somit um einen Mindestschutz. Damit ist die Entnahme von Pflanzen grundsätzlich verboten.

In Ordnung. Also ist das Kräutersammeln für den Eigenbedarf doch verboten?

Darf man Wildkräuter sammeln?

Nicht selten herrscht Unsicherweit, ob man Wildpflanzen aus der Natur entnehmen darf

Zum Glück nicht ganz. Denn die meisten Pflanzen sind von dieser Regelung ausdrücklich ausgenommen. Man darf also Wildkräuter sammeln.

Der Gesetzgeber sagt dazu im Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz – BNatSchG) , §39 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen; Ermächtigung zum Erlass von Rechtsverordnungen, Absatz 3:

„Jeder darf abweichend von Absatz 1 Nummer 2 wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen.“

Prinzipiell ist es also erlaubt, Pflanzen für den Eigenbedarf zu sammeln. Wichtig ist hierbei, dass wir folgende vier Punkte, die im besagten Gesetz verankert sind, berücksichtigen:

1. „Wild lebende“ Pflanzen sind natürlich keine Ackerfrüchte oder Blumenrabatte, das heißt angebaute Pflanzen, ob auf Acker oder im Park, dürfen nicht gesammelt werden. Tut man dies doch, begeht man Diebstahl. Was das Sammeln in Parks angeht: jeder Park hat in der Regel eine eigene Parkordnung, manchmal findet man hier etwas über die Regelungen zum Sammeln. Am besten informiert man sich beim Grünflächenamt.

2. In Naturschutzgebieten und Nationalparks dürfen gar keine Pflanzen gesammelt werden, hier dürfen meist nicht einmal die Wege verlassen werden. Auch gibt es andere Schutzgebietstypen wie Landschaftsschutzgebiete, Naturparks und Biosphärenreservate, bei denen die jeweilige Schutzgebietsverordnung Informationen über Verbote liefert. Daneben gibt es seltene Pflanzenarten, die in manchen Regionen einen besonderen Schutzstatus haben und nicht gesammelt werden sollten.

3. Findet man sehr kleine Bestände oder nur einzelne Pflanzen, sollte man diese stehen lassen, damit sich die Bestände etablieren, also erst einmal entwickeln können. Am besten sammelt man nur die Pflanzenteile, die man auch verwenden möchte, ohne die gesamte Pflanze heraus zu reißen. Oft können sich Pflanzen nachdem man Blätter entfernt hat, wieder regenerieren. Auch macht es Sinn, sich vorher zu überlegen, wieviel Pflanzenmaterial man benötigt, damit nicht unnötig viel Ausschuss entsteht.

4. Der Gesetzgeber spricht von geringen Mengen für  den persönlichen Bedarf, ohne ein konkretes Maß vorzugeben. Einige Gerichte haben in älteren Urteilen eine sogenannte „Blumenstraußregelung“ benannt, das heißt, persönlicher Eigenbedarf ist das, was man in einer Hand zwischen Daumen und Zeigefinger halten kann.   Informationen über die Vermarktung von Wildkräutern und über die Regelungen in der Schweiz und Österreich findet ihr auf unserer Website im Rahmen weiterer Artikel.

Darf man Wildkräuter sammeln?

Wieviele Wildkräuter darf ich Sammeln?

Doch was genau bedeutet persönlicher Bedarf? Wenn ich meine Eltern, Geschwister, Neffen, Nichten und Cousinen mit selbstgemachter Bärlauchpesto versorgen möchte, zählt das nicht als Eigenbedarf?  Tatsächlich ist Eigenbedarf im besagten Gesetz nicht definiert. Da es aber bereits einige Gerichtsurteile zu diesem Thema gibt, hat sich die sogenannte „Handstraußregelung“ durchgesetzt.

Diese „Handstraußregelung“ besagt also, dass geringe Mengen entnommen werden dürfen. Als Richtlinie kann man die Menge ansehen, die man in einer Hand mit Daumen und Mittelfinger umfassen kann. Basketballspieler sind hier klar im Vorteil.

Was der Gesetzgeber hier versucht deutlich zu machen, ist folgendes: Nimm nicht so viel, die anderen wollen auch. Und außerdem muss sich der Bestand ja auch wieder regenerieren. Also: pflücke immer achtsam und nachhaltig. Pflücke am besten nur ein paar Blätter einer Pflanze, sodass diese sich regenerieren kann. Und niemals allein stehende Exemplare mitnehmen. Willst du das ganze gewerblich machen (also z.B. auf Märkten Bärlauchpesto verkaufen), brauchst du eine Genehmigung. Denn sobald du das gewerblich machst, entnimmst du ja keine geringen Mengen mehr.

Doch woher weiß ich jetzt, ob eine Pflanze geschützt ist oder nicht? Nun, viele der geschützten Pflanzen haben für uns Kräutersammler ohnehin keinen großen Wert, da sie oft giftig oder ohne besondere kulinarische Eigenschaften sind wie Z.B Blaustern, Eisenhut, Krokusse, Küchenschellen, Narzissen, Orchideen, Schachblumen, Schwertlilien, Tulpen und Enziane und die meisten Farne. Auf der Internetseite Wisia.de kann man sich über den Schutzstatus der jeweiligen Pflanze informieren.

Fazit: Darf man Wildkräuter sammeln?

Die meisten interessanten Wildkräuter darfst du getrost pflücken. Vergewissere dich, dass du dich nicht in einem Schutzgebiet befindest, bestimme die Art und schaue auf der oben genannten Webseite nach und du bist auf der sicheren Seite. Und: schalte deinen gesunden Menschenverstand ein. Wenn du einen winzigen Bärlauchbestand mit 3 Pflänzchen findest, solltest du ihn lieber stehen lassen, auch wenn du ihn theoretisch sammeln dürftest. Und wenn du vor einer riesigen Fettwiese mit einer Million Löwenzahnpflanzen stehst, kannst du sicher auch zwei Sträuße mitnehmen.

Invasive Arten (also nicht-heimische Arten, welche heimische Arten verdrängen) sind manchmal von der Handstrauß – Regelung ausgenommen und du leistest einen Beitrag zum Naturschutz, wenn du sie in Massen sammelst. Informiere dich bei der zuständigen Naturschutzbehörde.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Darf man Wildkräuter sammeln? ans Herz legen:


Buchempfehlung - Wildkräuter - Bestimmungsbücher für Anfänger

Buchempfehlung:

Wildkräuter - Bestimmungsbücher für Anfänger

Buch Wildkräuter bestimmen
Buchempfehlungen

Buch Wildkräuter bestimmen

Bestimmungsbücher für Wildpflanzen gibt es en masse. Doch welche Pflanzenführer sind für Anfänger zu empfehlen? Was sind die Vorteile und Nachteile der bekanntesten Werke?

Unsere Weiterbildungen:

Pflanzen Bestimmungsbuch für Anfänger

Wer sich gerne mit Wildkräutern beschäftigen möchte, sollte sich mit den Grundlagen der Pflanzenbestimmung beschäftigen. Vorallem, wenn man sie in der Küche oder als Heilkraut verwenden möchte. Nicht nur gibt es auch bei uns einige sehr giftige Pflanzenarten, auch gibt es welche mit leberschädigenden oder krebserregenden Inhaltsstoffen. Gerade als Einsteiger wird man oft erschlagen von der floralen Vielfalt und denkt sich “wie zur Hölle soll ich mir das alles merken?“. Das Gute ist, dass es mittlerweile auch für Anfänger recht gute Literatur gibt, mithilfe derer du dich langsam an diese komplexe neue Welt hernatasten kannst. Für Einsteiger eignen sich unserer Meinung nach besonders sogenannte Bildbände. Hier gibt es eine überschaubare Anzahl an Arten und die Profile zeigen verschiedene, gut erkennbare Merkmale. Diese Bildbände gibt es entweder mit Zeichnungen oder mit Fotos, beides hat sein Für und Wider. Können Zeichnungen meist besser auf einzelne Details hervorheben, können Fotos dagegen Lichtreflexionen , Spiegelungen, Oberflächenstrukturen und den “Gesamteindruck” der Pflanze oft besser abbilden. Viel Spaß und nützliche Einsichten wünschen wir in unserem Buchtipp – Buch Wildkräuter bestimmen.

Was blüht denn da? Das Original , Kosmos Verlag

buch wildkräuter bestimmen

Der “originale” Kosmos Pflanzenführer ist seit 1935 bereits 60 mal (!) aufgelegt worden. Die aktuelle Ausgabe von 2021 beinhaltet mit knapp 870 Pflanzenarten (je nach Zählweise) knapp ein fünftel aller heimischen Arten. Mit seinen fast 500 Seiten und fast 900g nicht gerade ein Leichtgewicht.

Dieser Pflanzenführer fokussiert sich bei den Darstellung alleine auf Zeichnungen. Diese sind zumeist sehr detailliert, naturgetreu und von hoher künstlerischer Qualität. Wie bereits oben erwähnt, ist es Geschmackssache, ob man Zeichnungen oder Fotos vorzieht, beides hat Vor- und Nachteile. Mir jedenfalls bereitet es oft Freude, mich an der detailverliebtheit der 2000 Zeichnungen zu ergötzen.

Bei jeder Pflanzenart werden Angaben über typische Merkmale, eine kurze Beschreibung der Früchte, Blüten und Laubblättern; über typische Standorte und dem geografischen Vorkommen, Wissenswertes wie Namensherkunft oder interessante Anekdoten und eine kurze Erwähnung und Verweis eines möglichen Verwechslungspartners gemacht.

In diesem Punkt liegt meiner Meinung nach auch die Schwachstelle des Buches: Zwar sind die Details in den Zeichnungen der Artportraits sehr gut hervorgehoben, Unterscheidungsmerkmale zu Verwechslungspartnern dagegen oft nicht ausreichend. Tatsächlich kenne ich hier und dort viel naheliegendere (und vorallem häufiger vorkommende) Verwechslungspartner , als diejenigen, die angegeben wurden. Was zudem völlig fehtl, ist eine “Einführung” in die Grundlagen der Pflanzenbestimmung. Die wenigen Seiten zu beginn sind kaum erwähnenswert.

Fazit: Solides Standardwerk, bei dem Kosmos vielleicht besser daran getan hätte, ein paar (sehr seltene) Arten zu streichen und dafür den Bereich “Verwechslungspartner” etwas auszubauen. Die Zeichnungen sind eine Augenweide, können aber den Gesamteindruck und Oberflächen manchmal nicht so recht einfangen.

Was blüht denn da? Fotoband , Kosmos Verlag

Was blüht denn da? Fotoband

Der “originale” Kosmos Pflanzenführer ist seit 1935 bereits 60 mal (!) aufgelegt worden. Die aktuelle Ausgabe von 2021 beinhaltet mit knapp 870 Pflanzenarten (je nach Zählweise) knapp ein fünftel aller heimischen Arten. Mit seinen fast 500 Seiten und fast 900g nicht gerade ein Leichtgewicht.

Dieser Pflanzenführer fokussiert sich bei den Darstellung alleine auf Zeichnungen. Diese sind zumeist sehr detailliert, naturgetreu und von hoher künstlerischer Qualität. Wie bereits oben erwähnt, ist es Geschmackssache, ob man Zeichnungen oder Fotos vorzieht, beides hat Vor- und Nachteile. Mir jedenfalls bereitet es oft Freude, mich an der detailverliebtheit der 2000 Zeichnungen zu ergötzen.

Bei jeder Pflanzenart werden Angaben über typische Merkmale, eine kurze Beschreibung der Früchte, Blüten und Laubblättern; über typische Standorte und dem geografischen Vorkommen, Wissenswertes wie Namensherkunft oder interessante Anekdoten und eine kurze Erwähnung und Verweis eines möglichen Verwechslungspartners gemacht.

In diesem Punkt liegt meiner Meinung nach auch die Schwachstelle des Buches: Zwar sind die Details in den Zeichnungen der Artportraits sehr gut hervorgehoben, Unterscheidungsmerkmale zu Verwechslungspartnern dagegen oft nicht ausreichend. Tatsächlich kenne ich hier und dort viel naheliegendere (und vorallem häufiger vorkommende) Verwechslungspartner , als diejenigen, die angegeben wurden. Was zudem völlig fehtl, ist eine “Einführung” in die Grundlagen der Pflanzenbestimmung. Die wenigen Seiten zu beginn sind kaum erwähnenswert.

Fazit: Solides Standardwerk, bei dem Kosmos vielleicht besser daran getan hätte, ein paar (sehr seltene) Arten zu streichen und dafür den Bereich “Verwechslungspartner” etwas auszubauen. Die Zeichnungen sind eine Augenweide, können aber den Gesamteindruck und Oberflächen manchmal nicht so recht einfangen.

Bei uns bestellen und Natur schützen! Wir spenden einen Teil unseres Gewinns an Naturschutz- und Umweltbildungsprojekte.

Der illustrierte Pflanzenführer, BLV Verlag

Buch Wildkräuter bestimmen

Der illustrierte Pflanzenführer vom BLV Verlag ist 1978 das erste mal erschienen und wurde 2020 neu aufgelegt. Die aktuelle Ausgabe beinhaltet sage und schreibe 1500 Arten und ist das umfangreichste der hier vorgestellten Bücher. Das schlägt sich auch in Gewicht und Dicke zu Buche: fast 600 Seiten und knapp 1 Kg hat dieser Wälzer zu bieten.

Dieser Pflanzenführer setzt seit der Erstausgabe auf Zeichnungen. Diese sind mal sehr detailliert und ansehnlich, mal etwas “verpixel” und von schlechter Qualität. Aufgrund der großen Anzahl an Artportraits sind die Bilder naturgemäß relativ klein gehalten.

Der Fokus der Texte in den Artprofilen liegt klar auf der Bestimmung. Das kann durchaus ein Vorteil sein – wenn man sich denn mit der Bestimmungsthematik bereits halbwegs vertraut ist. Auf den ersten Seiten gibt einen kleinen “Crashkurs” in Pflanzenbestimmung – nicht viel, aber immer noch mehr als in den beiden vorangegangenen Kosmos – Führern. Bei jeder Pflanzenart werden Angaben über typische Merkmale, eine kurze Beschreibung der Früchte, Blüten und Laubblättern gemacht. Leider fehlen Angaben über typische Standorte und dem geografischen Vorkommen. Dass “Wissenswertes” keine Erwähnung findet, finde ich gar nicht nachteilig. Interessante Infos kann man sich ja in gesonderter Literatur oder dem Netz raussuchen. Leider fehlt ein Abschnitt mit möglichen Verwechslungspartnern gänzlich.

Fazit: Wer bereits Erfahrung mit der Bestimmung von Pflanzen hat , mit Zeichnungen gut zurecht kommt und ein Bestimmungsbuch mit einer riesigen Artenfülle sucht, der wird hierbei sicher fündig. Die Version des Konkurrenten Kosmos wartet mit einem “runderen” Paket und mit etwas mehr Liebe zum Detail auf und ist für Anfänger und Einsteiger die bessere Wahl.

Andere Beiträge

Bärlauch Erkennen

bärlauch erkennen

Bärlauch erkennen

Bärlauch und seine Verwechslungspartner

Bärlauch ist sehr gesund und ein kulinarisches Highlight. Jedes Jahr kommt es jedoch pünktlich zur Bärlauchzeit immer wieder zu zahlreichen Vergiftungen. Damit ihr euer Pesto oder den frischen Kräuterquark ganz ohne schlechtes Gewissen genießen könnt, möchten wir euch im Folgenden Artikel die Pflanzen vorstellen, die dem Bärlauch zum Verwechseln ähnlich sein können und wie ihr diese unterscheiden könnt.

Unsere Weiterbildungen:

Kapitel 1: Merkmale

Der Bärlauch (Allium ursinum) gehört zur Gattung Allium und ist damit mit dem Schnittlauch und dem Knoblauch eng verwandt. Die Blätter des Bärlauchs riechen wie eine Mischung aus diesen beiden. Wenn ihr einen Bärlauchbestand entdeckt, wirkt dieser oft sehr dicht , was daran liegt, dass sie in sogenannten Horsten wachsen. Diese Ansammlungen von Einzelpflanzen entstehen oft durch das Abfallen oder Umknicken ganzer Samenstände. Dadurch bleiben viele Samen auf einem kleinen Fleck liegen und Keimen in der nächsten Saison. Woran kann man nun sicher Bärlauch Erkennen?

Die einzelne Bärlauchpflanze besitzt in der Regel nur zwei Laubblätter, die aus einer weißen, etwas länglichen Zwiebel entspringen. Jedes Blatt besitzt einen Stiel, welcher im Querschnitt dreieckig ist. Schaut einmal auf die Unterseite der Blätter, diese ist deutlich matter als die Oberseite. Die Blattform ist eiförmig- zugespitzt. Die Blüten bestehen aus mehreren sternförmigen Einzelblüten mit sechs weißen Kronblättern und stehen kugelig zusammen. Dieser Blütenstand ist charakteristisch für den Bärlauch. Ihr findet den Bärlauch von März bis Juni. Nach der Blüte altern die Blätter schnell und die Pflanze zieht sich allmählich zurück.

Der Bärlauch mag es etwas feuchter – häufig findet ihr ihn in feuchten Auenwäldern, aber auch an halbschattigen Waldrändern oder in der Nähe von Bachläufen. In Deutschland ist er vor allem im Süden bis hin zu den Mittelgebirgen sehr häufig anzutreffen und weit Verbreitet. Weiter nördlich im Norddeutschen Tiefland kommt er nur noch vereinzelt vor, manche Bundesländer dieser Region haben ihn bereits in die Rote Liste aufgenommen. So ist er in Berlin und Brandenburg als selten geführt. Das liegt daran, dass der Bärlauch feuchte, tiefgründige und humose Böden bevorzugt. Er ist ein typischer Nährstoffzeiger. Die Böden im Norden sind meist stark sandig, eher trocken und besitzen oft nur wenig Nährstoffe. Bärlauch erkennen zu können ist die Grundvorraussetzung für das Sammeln.

Wunderlauch
Ein kulinarischer Doppelgänger

Bärlauch ist selten in Berlin? Steht er nicht tausendfach in vielen Wäldern und Parks?

Nicht ganz! Dabei handelt es sich nicht um den echten Bärlauch, sondern um einen nahen Verwandten. Der Wunderlauch (Allium paradoxum) befindet sich in Deutschland in der Ausbreitung und ist besonders häufig in und um Berlin anzutreffen, was ihm den Beinamen Berliner Lauch einbrachte. Er wird zu den potenziell invasiven Arten gezählt und steht zurzeit auf der Beobachtungsliste. Der Wunderlauch ist wie der Bärlauch essbar, jedoch vom Geschmack etwas milder. Im Vergleich zum Bärlauch wirken die Blätter des Wunderlauchs länglich, lanzettlich und sind auf der Unterseite deutlich gekielt. Die Blätter sind grundständig, bilden also keinen eigentlich Blattstiel – vielmehr scheint das ganze Blatt direkt aus dem Boden zu kommen. Der Stängel, an dem die Blüte wächst, ist deutlich dreikantig. Blätter und Stängel entspringen ebenfalls aus einer Zwiebel, diese ist jedoch deutlich runder. Der Blütenstand ist nicht kugelförmig, die weißen Blüten besitzen lange Stiele und hängen wie kleine Glockenblumen vorn über.

Den Wunderlauch findet ihr ebenfalls von März bis Juni, er blüht aber etwas früher als der Bärlauch.

Vorsicht vor Geruch - und Geschmackstests!

Nicht immer ist eine Verwechslung so angenehm unproblematisch wie mit dem Wunderlauch. Gerade vor der Blüte sind Verwechslungen mit dem Maiglöckchen, der Herbstzeitlosen oder den Blausternen möglich. Ersteres ist sogar häufig in Bärlauchbeständen anzutreffen. Im Gegensatz zum Wunderlauch sind diese Arten nicht weiter mit dem Bärlauch verwandt und besitzen auch nicht den typisch knoblauchartigen Duft. Darum scheint die oft empfohlene Geruchsprobe zunächst einmal eine einfache Methode zu sein, die giftigen von nicht giftigen Doppelgänger*innen zu unterscheiden. Doch davon ist in der Praxis dringend abzuraten. Denn habt ihr einmal den Bärlauch richtig bestimmt und gesammelt verbleibt der Geruch an euren Fingern. Wenn ihr nun versehentlich Blätter des Maiglöckchens oder einer anderen Pflanze sammelt und daran riecht, werden auch diese für euch einen Geruch nach Bärlauch haben.

Bärlauch Erkennen - Verwechslungspartner

Maiglöckchen

Das Maiglöckchen (Convallaria majalis ) wächst von März bis Oktober. Die Blätter sind derber als die des Bärlauchs und wirken im Vergleich ledriger. Oft sind sie bläulich-weiß bereift, die Blattunterseite ist glänzend und nicht matt. Am besten erkennt ihr den Unterschied, wenn ihr euch die Blattstiele genau anschaut. Diese sind nämlich rund oder höchstens flach. Zudem wachsen zwei Blätter ineinander spiralig verwunden. Auf den ersten Blick wirkt es als entspringen zwei Blätter einem Stiel, der nicht aus einer Zwiebel, sondern aus einem rötlichen Rhizom entwächst. Die weißen Blüten blühen typischerweise im Mai. Maiglöckchen wachsen nicht in Horsten (s.o.), sondern eher verstreut – wodurch sie allerdings auch immer wieder ihren Weg in einen Bärlauchbestand finden! Beeren und Blüten sind besonders giftig.

Herbstzeitlose

Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) blüht im Spätsommer bis Herbst – das lässt sich gut an ihrem Namen ableiten. Von April bis Juni bildet sie große Kapselfrüchte und mehrere steife Blätter aus, die aus einer zwiebelartigen Sprossknolle entspringen. Die Blätter sind schmal und besitzen im Frühjahr – zur Bärlauch Saison – keine Blattstiele. Zudem sind die Blätter etwas dickfleischig und sehr steif. An der Spitzte sind sie zu dieser Zeit oft knötchenartig zusammengezogen. Die Blüte ähnelt derer von Krokussen und ist hellviolett , zur Blütezeit haben sich die Blätter bereits zurückgezogen. Die Herbstzeitlose findet ihr meist auf feuchten und nährstoffreichen Wiesen, aber auch an Böschungen oder Auenwäldern. Das Gift der Herbstzeitlosen ist sehr stark und nur wenige Blätter der Pflanze können schon zum Tod führen. Eine Verwechslung von Bärlauch und Herbstzeitlose kann lebensgefährlich werden, deshalb ist es unabdingbar, Bärlauch erkennen zu können.

Blausterne

Die verschiedenen Arten der Blausterne können ebenfalls zu Verwechslungen, vor allem mit dem Berliner Lauch, führen. Hier ist vor allem der Sibirische Blaustern (Scilla siberica) zu nennen, da dieser in Deutschland am häufigsten anzutreffen ist. Die Blätter sind länglich und an der Spitze wie bei einem Schiffskiel etwas eingerollt. An einem Spross befinden sich zwei bis vier Blätter, die aus einer Zwiebel entspringen. Die Blüten sind – wie der Name vermuten lässt – blau und hängen etwas nickend am Stängel. Der Sibirische Blaustern  ist von März bis Juni zu finden und blüht bereits im März. Er wächst gerne in Parks, in offenen und feuchten Wäldern. Alle Pflanzenteile des Blausterns sind giftig, vor allem die Samen und die Zwiebel.

Wo finde ich in Berlin Bärlauch und Wunderlauch?

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Bärlauch Erkennen ans Herz legen:

Quellen zum Artikel Bärlauch Erkennen:

Jäger, E. J. et al. (2017): Rothmaler. Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen:Atlasband. 13. Auflage. Berlin: Springer Spektrum

Vogel, J. (2014): Pflanzliche Notnahrung. Survivalwissen für Extremsituationen. Stuttgart: Pietsch Verlag

Fleischhauer, S. G. et al. (2019): Essbare Wildpflanzen. 200 Arten bestimmen und verwenden. München: At Verlag

Bocksch, m. (2011): Das praktisvhe Buch der Heilpflanzen. München: BLV Buchverlag GmbH & Co. KG

Rote Liste der etablierten Gefäßpflanzen Brandenburgs (und Berlins) abgerufen am 12.02.2022 unter https://lfu.brandenburg.de/lfu/de/ueber-uns/veroeffentlichungen/detail/~01-01-2006-zeitschrift-naturschutz-und-landschaftspflege-in-brandenburg-beilage-zu-heft-4-2006


Ätherische Öle

Ätherische Öle

Natürliche Duftstoffe

Auch wenn sie als „Öle“ bezeichnet werden, haben sie mir unseren Speiseölen nur sehr wenig gemein. Sie locken nützliche Insekten an und wehren schädliche ab und haben zudem viele weitere Funktionen für die Pflanzen, die sie ausbilden. Welche Pflanzen besonders viel ätherisches Öl haben und was sie mit unserer Psyche machen, erfahrt ihr in folgendem Artikel.

Unsere Weiterbildungen:

Was sind Ätherische Öle?

Ätherische Öle sind stark duftende, pflanzliche Öle, die sich aus vielen verschiedenen chemischen Verbindungen zusammensetzten und durch eine hohe Volatilität gekennzeichnet sind. Somit verdampfen ätherische Öle schneller und rückstandsfrei, was sie von den fetten Ölen (z.B. Rapsöl) unterscheidet. Mit dieser Eigenschaft können sie der Pflanze als Schutz gegen Überhitzung dienen, haben aber auch eine Funktion in der Abwehr von Krankheitserregern und Fraßfeinden oder bestäubende Insekten anlocken.

Die Öle entstehen in speziellen Öldrüsen und können von den Blättern, über die Rinde, bis hin zur Wurzel, in nahezu allen pflanzlichen Organen vorkommen.

Wie wirken Ätherische Öle?

Ätherische Öle werden durch einen Destillationsprozess aus den Pflanzen extrahiert und in dieser Form häufig als Aromastoff in der Kosmetik, als Raumduft oder in der Pflanzenheilkunde eingesetzt. Die sogenannte Aromatherapie wird zwar von Vielen im esoterischen Wellnessbereich verortet, doch konnte die Forschung der letzten Jahre positive Effekte der Substanzen messen. Für diverse ätherische Öle wurde beispielsweise eine antibakterielle Wirkung im Labor nachgewiesen, besondere Wirksamkeit zeigten Oregano-, Teebaum-,Thymian – und Zitronengrasöl. Die Schulmedizin erkennt die Heilwirkung einiger ätherischer Öle (z.B. Eukalyptus- oder Pfefferminzöl) zur Behandlung von Atemwegsinfektionen wie Husten an. Diese verfügen neben den antiseptischen Eigenschaften auch die Fähigkeit die Bildung und den Abtransport von Schleim in den oberen Luftwegen zu stimulieren.

Für die Heilwirkung ihrer ätherischen Öle weltberühmt: die echte Kamille (Matricaria chamomilla)

Darüber hinaus können ätherische Öle auch Einfluss auf unsere Psyche nehmen, wie eine klinische Studie von 2010 zeigt. Patienten, die unter einer generalisierten Angststörung litten, zeigten nach der sechswöchigen Einnahme von Lavendelöl-Präparaten dieselbe Verbesserung wie die Vergleichsgruppe mit Lorazepam, einem herkömmlichen Beruhigungsmedikament. Trotz ihres Potentials ist Vorsicht geboten. Da es sich um komplexe Stoffgemische mit bis zu 500 verschiedenen pflanzlichen Inhaltsstoffen handelt, besteht weiterhin großer Forschungsbedarf. Außerdem kann es bei der Verwendung von ätherischen Ölen in ihrem unverdünnten Zustand zu Reizung der Haut und Schleimhäute kommen oder es kann bei manchen Menschen zu allergischen Reaktionen kommen.

Welche Wildkräuter haben Ätherische Öle?

Ätherische Öle sind im Pflanzenreich weitverbreitet. Besonders häufig vertreten sind sie innerhalb der Familie der Lippenblütler, zu denen viele unserer Küchengewürze wie Thymian, Basilikum oder Minze gehören. Auch die Korbblütler (z.B. Kamille, Ringelblume, Wermut), Doldenblütler (z.B. Anis, Fenchel, Kümmel) oder die Kieferngewächse sind reich an ätherischen Ölen und uns nicht zuletzt aus diesem Grund aus der Küche oder Medizin bekannt.

Bei folgenden Pflanzengruppen sind Bitterstoffe besonders häufig:

 

Korbblütler

  • Kamille
  • Schafgarbe
  • Wermut
  • Ringelblume

 

Lippenblütler

  • Gundermann
  • Minze – Arten
  • Wilder Dost

 

Doldenblütler (Achtung, diese Familie ist nur für Fortgeschrittene sammelbar!)

  • Wiesen – Kerbel
  • Engelwurz
  • Kümmel
  • Giersch

 

Kieferngewächse (Achtung: nicht mit giftiger Eibe verwechseln!)

  • Fichtentriebe
  • Tanne
  • Douglasie

Ätherische Öle in der Küche

Ätherische Öle geben vielen mediterranen Kräutern wie Rosmarin, Salbei und Tyhmian ihren besonderen und aromatischen Geschmack. Unsere heimischen Arten sind leider nicht ganz so aromatisch, wie die Südeuropäoschen Verwandten, man kann sie dennoch sehr gut in der Küche oder als Heiltee verwenden.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Ätherische Öle Wildkräuter ans Herz legen:

Quellen:

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

Ott, C. Angststörung: Lavendelöl reguliert überaktive Neurone. DNP 1571 (2014). https://doi.org/10.1007/s15202-014-0669-1

Reichling, Jürgen. Antibakterielle Wirkung von ätherischen Ölen unter besonderer Berücksichtigung des Problemkeims Staphylococcus aureus. Zeitschrift für Phytotherapie, 2014, 35. Jg., Nr. 04, S. 161-166.

Shigeharu Inouye, Toshio Takizawa, Hideyo Yamaguchi, Antibacterial activity of essential oils and their major constituents against respiratory tract pathogens by gaseous contact, Journal of Antimicrobial Chemotherapy, Volume 47, Issue 5, May 2001, Pages 565–573, https://doi.org/10.1093/jac/47.5.565

Zimmermann, Eliane. Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe. Kursbuch für Ausbildung und Praxis. 2018. 6., überarbeitete und erweiterte Auflage Thieme Verlagsgruppe, Stuttgart, New York, Delhi, Rio.

https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/aromatherapie-helfen-aetherische-oele-wie-lavendeloel-gegen-krankheiten-a-971155.html (Abgerufen am 21.10.21 um 17:35)

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-33-2000/titel-33-2000/ (Abgerufen am 2110.21 um 18:02)


Brennnessel

Brennnesseln essen
Brennnesseln essen
Große Brennnessel

Die königin der Wildkräuter

Brennnesseln gehören zu den TOP 5 der Küchenwildkräuter, sie sind nicht nur super gesund und lecker, auch kommen sie besonders häufig vor und haben keine giftigen Verwechslungspartnerinnen. Wir wollen euch In diesem Artikel zeigen, wie sie sich unbeschadet sammeln und verwenden lässt. Ausserdem sollt ihr erfahren, was der Donnergott Thor mit ihr zu schaffen hat, berichten über die Wiederentdeckung der Brennnesselkleidung und woraus diese fiesen Brennhaare eigentlich bestehen. Brennnesseln essen ? Ja, doch zunächst: Verneigt euch vor der Königin!

Unsere Weiterbildungen:

Brennnessel
Kapitel 1: Merkmale

Die grünlich-gelblichen Blüten sind kugelig, wirken wie aufgereiht und sind durch ihre Winzigkeit keine auffällige Erscheinungen. Die Große Brennnessel ist Zweihäusig, das heißt es gibt (Ausnahmen bestätigen die Regel) rein männliche und rein weibliche Individuen. Hier ein paar Tipps zu Unterscheidung von männlicher und weiblicher Brennnesselblüte, welche in sog. Rispen vorkommen:

Bei der großen Brennnessel stehen die Blütenstände stärker zur Seite ab , recken sich teils nach oben und die „Kügelchen“ wirken durch den Pollen grün-gelblich. Die Blütenstände der weiblichen Pflanzen hängen stärker nach unten und wirken dichter und büscheliger. Die weiblichen Blüten sind weniger kugelig, sondern wirken durch die pinselartige Narbe eher etwas „flauschig“. Später dann bilden die weiblichen Pflanzen Samen, welche an winzige, grün bis bräunliche Plättchen erinnern

Die große Brennnessel kann bis zu 2m hoch werden und der mit Brennhaaren bewaffnete und mit der Zeit dunkel werdende Hauptstängel wird mit der Zeit immer holziger. Seht ihr mal ein Exemplar, dass sich im oberen Teil stark verzweigt, dann wurde es anscheinend während der Wachtumsphase am Haupttrieb abgeschnitten bzw. abgerissen.

Die ebenfalls mit Brennhaaren versehenen Laubblätter der großen Brennnessel wachsen gegenständig und sind eiförmig, wobei der Blattrand gesägt ist.

Kapitel 2: Botanisches

Die Familie der Brennnesseln (Urticaceaen) ist mit über 2000 Arten keine Kleine, bei uns sind jedoch nur sieben Arten heimisch. Die mit Abstand häufigste Art ist die große Brennnessel (Urtica dioica), gefolgt von der kleinen Schwester, der kleinen Brennnessel (Urica urens). Wie man diese beiden unterscheidet, erfahrt ihr im Abschnitt „Verwechslung“. Die anderen fünf Arten kommen eher lokal und insgesamt eher selten vor. Das Gute an den heimischen Arten dieser Familie: man kann sie allesamt verwenden!

Die große Brennessel ist ausdauernd (perennierend), das bedeutet, dass sie mehrmals in ihrem Leben blühen und (die weiblichen Pflanzen) Früchte bilden kann. Als Geophyt bzw. Hemikryptophyt sterben für uns sichtbare Teile wie der Stängel Ende des Jahres ab, nur Pflanzenteile unter und dicht über der Erde überleben den Winter und können im Frühling neu austreiben.

Brennesseln werden über den Wind bestäubt, sie sind also unattraktiv für Bestäuber. Wobei das nicht ganz stimmt, denn von Interesse sind sie für viele Insekten, z.B. ernähren sich viele Schmetterlingsarten im Raupenstadium von ihr.

Kapitel 3: Inhaltsstoffe & Verwendbarkeit

Brennnesseln sind die Königinnen der Wildkräuter. Brennnesseln sind nicht nur super gesund und stecken voller wertvoller Inhaltsstoffe, auch sind sie „Königinnen des Volkes“ – sie verstecken sich nicht in irgendwelchen abgelegenen Alpentälern, sondern wachsen fast überall und dann noch meist in größeren Beständen, sodass man sie immer Sammeln kann, wenn einem danach ist. Wie man in der großen Wildkräuter-Nährwerttabelle sieht, steckt die große Brennnessel voller Magnesium, Calcium Carotin und Vitamin A und C. Die Samen sind voller gesunder Öle und Vitamin E und die Laubblätter haben eine Menge Protein, was in der Pflanzenwelt ansonsten eher ungewöhnlich ist. Brennnesseln haben ziemlich viel Histamin, was bei bestimmten Formen der Schlafstörung eine Rolle spielen kann. Aus chemischer Sicht sehr interessant sind die Brennhaare: diese sehen aus wie winzige, spitze Glaskanülen. Diese bestehen aus Kieselsäure und besitzen eine Sollbruchstelle: sie brechen bei Berühung ab und stechen in die Haut, dabei wird ein ausgetüftelter Cocktail aus Säuren und Neurotransmittern injiziert, welche den intensiven und recht anhaltenden Schmerz verursachen:  Serotonin, Histamin, Acetylcholin, Ameisensäure und Natriumformiat. Schon 0.0001 Milligramm dieser Flüssigkeit reichen aus, Quaddeln und Schmerzen zu verursachen.

Bei „Verbrennungen“ mit der Brennnessel hilft übrigens kühlen.

Brennnessel in der Küche

Brennnesseln essen ? Brennnesseln gehörten bei unseren Vorfahren zur „normalen“ Hausküche und noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sie auf dem Land regelmäßig eingebunden. In der Nachkriegszeit und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung geriet sie komplett in Vergessenheit und wurde nur noch als biestiges und wehrhaftes Unkraut verschrien. Das hat sich etwas geändert und die kulinarischen Möglichkeiten rücken langsam wieder in den Vordergrund. Und das zu Recht!

Brennesseln können vielseitig eingesetzt werden und können je nach Zubereitung unterschiedlichste Geschmacksnuancen entfalten. Mit Zwiebeln und etwas Hafersahne angedünstet, bekommt sie ein deutliches aber nicht unangenehmes Fischaroma, in der Quiche ähnelt sie auch mal einem kräftigen Spinat. Generell kann man die Laubblätter so verwenden, wie man auch Spinat verwenden würde. Übrigens bekommt sie durch Hitze ihre Zähne gezogen – nach dem Dünsten , Backen oder Kochen brennt sie nicht mehr. Wer sie im Salat oder als Rohkost verwenden möchte, muss etwas arbeit reinstecken und die Brennnhaare mechanisch öffnen. Das geht zum Beispiel mithilfe eines Nudelholzes oder durch starkes Walken unter Wasser. Beide Methoden funktionieren nicht immer hundertprozentig – ein wenig brennt es dann doch noch meist im Mund. Eine andere Methode ist, die Blätter etwas anzutrocknen. Die Blüten und Samen schmecken etwas nussig und sind angeröstet sehr lecker im Salat oder Müsli.

Brennnessel Sammeln
How to: Brennnesseln richtig pflücken

Will man Brennnesseln essen , muss man einiges beachten. Die Stängel verholzen ziemlich schnell, weshalb man die essbaren Teile wie Blätter, Samen und Blüten irgendwie davon ablösen muss. Keine leichte Aufgabe! Wie jeder weiß, hat die Brennnessel da eine recht effiziente Verteidigungsstrategie. Abhilfe verschaffen zum Beispiel 2 Lagen Gummihandschuhe (Wiederverwendbar). Daneben gibt es zwei weitere Methoden:

  • Zwicken

Man greift den oberen Teil des Stängels samt der oberen drei Blattpaare von oben mit dem Beißzangengriff und zwickt diesen Abschnitt mit den Nägeln ab. Das funktioniert recht gut, ohne gestochen zu werden, leider ist diese Variante sehr zeitintensiv.

  • Hauruckmethode

Hierbei schaut man sich das Brennnesselindividuum, besser gesagt den Stängel mal genau an. Dabei fällt auf, dass die Brennhaare nicht etwa alle im 90° Winkel abstehen, sondern dass diese tendentiell eher etwas nach oben oder unten stehen. Diese Tatsache kann man ausnutzen, indem man den Stängel mit der ganzen Hand umschließt und ruckartig und schnell den Stängel entlangfährt. Zeigen die Haare nach oben, fährt man nach oben und umgekehrt. Das hat den Hintergrund, dass die Haare auf diese Weise nicht in die Haut stechen , sondern flach an den Stängel gedrückt werden. Mit etwas Übung wird man so kaum noch gestochen und kann rasch große Mengen sammeln.

Man kann also Brennnesseln essen – nur gewusst, wie!

Heilwirkung von Brennnessel

Vielen Wildkräutern werden diverse Heilwirkungen nachgesagt. Uns ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich dabei um Erfahrungswerte handelt (Volksmedizin, Teile der Naturheilkunde etc.) oder ob es dazu Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Standards gibt. Hier sind unsere Rechercheergebnisse:

Heilwirkung von Brennnessel aus Sicht der Rationalen Phytotherapie (durch Studien belegt)

Die große Brennnessel erhält von der Kommision E, als auch von der ESCOP und der HMPC positive Zeugnisse.

Komission E und ESCOP:

Blätter: Zur unterstützenden Behandlung werden die Blätter bei rheumatischen Beschwerden, zur Durchspülungstherapie (z.B. bei Blasenentzündungen oder Harnwegsinfektionen) und zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengriess eingesetzt. Die Wurzeln der Brennnessel werden erfolgreich bei Prostataadenom Stadium I bis II eingesetzt.

Die HMPC stuft die Brennnessel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein.

Heilwirkung von Brennnessel aus Sicht der Volks- / Naturheilkunde (nicht durch Studien belegt)

In der Volksmedizin nutzt man die Brennnessel zur Blutreinigung, zur Blutbildung und bei Haarausfall. Dazu soll sie gegen Unlust, Magenschmerzen, Nervenleiden und Atemnot helfen. Umso länger man recherchiert, desto mehr erhält man den Eindruck, dass sie wohl gegen alles helfen müsste. Ach , fast hätten wir es vergessen: sie soll auch bei Vergesslichkeit helfen.

Kapitel 4: Verwechslungsmöglichkeiten Brennnesseln & Gefahren

Die Brennnesseln sind durch ihre Brennhaare eigentlich unverwechselbar und gehören zu den TOP 5 der Anfänger – Wildkräuter, da sie keine giftigen Verwechslungspartner haben und sehr häufig sind.  Einsteiger verwechseln sie manchmal mit den Taubnesseln, welche eine ähnliche Blattform haben. Für Interessierte wollen wir hier zudem die Unterschiede von kleiner und großer Brennnessel vorstellen, auch wenn  alle heimischen Brennnesselarten verwendet werden können.

Taubnesseln

Taubnesseln sind nicht mit den Brennnesseln verwandt, sondern gehören als Lippenblütler in die selbe Schublade wie Rosmarin, Thymian, Minze und co. Wenn man sich die Blüten der Taubnesseln ansieht, bemerkt man schnell die Verwandtschaft. Diese Lippenförmige Blüte kann je nach Art rot, rosa, weiß oder gelb sein und ist auch das auffälligste Unterscheidungsmerkmal zur Brennessel, welche ja sehr unauffällige Blüten besitzt. Die Blätter der Taubnesseln ähneln denen der Brennnesseln dagegen schon, vermutlich handelt es sich dabei um Mimese: sie tarnen sich einfach als wehrhafte Pflanzenart. Wer sie dann berührt, merkt schnell: die tut ja gar nix! Das kann sie auch nicht, denn ihr fehlen jegliche Brennhaare, was auch zum Namen Taubnessel geführt hat. Übrigens hier eine Verwechslung hier nicht dramatisch: Taubnesseln sind ebenfalls wertvolle Küchen – Wildkräuter.

Unterschied große und kleine Brennnessel

Einsteiger halten nicht selten etwas kleinere Exemplare für die kleine Brennnessel und demenstrchend größere für die Große. So einfach ist es leider nicht. Brennnesseln gibt es das ganze Jahr über in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, auch im August kann man noch Jungpflanzen der großen Brennnessel finden. Ihr habt in anderen Artikeln bereits gelernt, dass es in der Pflanzenwelt je nach Standort und anderen Faktoren unterschiedliche Merkmalsausprägungen gibt. Manche Individuen der großen Brennnessel haben eher kleinere Blätter, einen tiefschwarzen, harten Stängel und brennnen wie die Hölle. Andere haben große, eher weiche Blätter, einen grünen und recht weichen Stängel und brennen fast gar nicht. Will man die große und die Kleine unterscheiden, muss man sich stattdessen die Anordnung der Laubblätter anschauen:

Die Laubblätter der kleinen Brennessel stehen wie „im Kreuz“, wenn man von oben drauf schaut, die der großen nicht. Zudem wirkt der Blattrand der Kleinen Brennessel stärker „gesägt“. Aber wie gesagt, alle Brennnesselarten können verwendet werden.

Kurzcheck "die Richtige"

Alle wichtigen Erkennungsmerkmale der Brennnessel zusammengefasst

Brennnesseln essen
Kapitel 5: Sammelorte & Sammelzeiträume

In diesem Kapitel wollen wir uns mit der Sammelpraxis beschäftigen. Wo finde ich Brennnessel , wo kann ich sie am besten Sammeln? Und welche Jahreszeit ist die beste, um Brennnessel zu Sammeln?

Brennnesseln lieben Stickstoffreiche Böden und haben ansonsten keine großen Ansprüche. Sie kommen mit trockenem, als auch halbwegs feuchtem Boden , mit Halbschatten und Sonne gut klar. Finden kann man Sie an Waldrändern, Wegrändern, Ackerrändern, an Hecken, Gewässerufern, Ruderalfluren und auf Wiesen. Kurzum: fast überall! Sammeln kann man sie die gesamte Vegetationszeit über und nicht nur im Frühling, wie oft geglaubt. Möchtest du größere Mengen Brennnesseln essen , solltest du nicht an sehr stickstoffreichen Standorten sammeln, da sich dann in der Pflanze größere Mengen Nitrate sammeln können.

Brennnesseln essen
Kapitel 6: Mythologisches & Historisches

Was wurde mit der Brennnessel früher gemacht? Was haben unsere Vorfahren mit der Brennnessel verbunden, welche Mythen ranken sich um sie? Was gibt es sonst noch interessantes über die Brennnessel zu berichten?

Brennnesseln kommen auf allen Kontinenten vor und werden wahrscheinlich schon seit der Steinzeit verwendet. Somit wurden zig Mythen, Geschichten und Aberglauben in fast allen Kulturen mit diesen Pflanzen verbunden. Übrigens wurden Brennnesseln nicht nur gegessen: bis Baumwolle und Lein bei uns Einzug hielten, war die Brennnessel die erste Wahl, wollte man Kleidung machen. Nazza ist althochdeutsch und bedeutet „Gespinstpflanze“, die Brennnessel wurde zwecks Nesselgarnherstellung in großen Feldern angebaut. So langsam erlebt Nesselstoff eine Renaissance, kann man sie doch hierzulande anbauen und ist in allen Belangen um Welten nachhaltiger als Baumwolle.

Doch zurück zu den Mythen. Die Germanen weihten diese Pflanze dem Gott Donar (Thor) , welcher neben dem herumdonnern für die Fruchtbarkeit und dem Schutz der Menschen zuständig war. Weitaus später, im Mittelalter, galt sie weiterhin als schützend, vorallem gegen fiese Dämonen. Sie war Teil der berühmten Neunkräutersuppe („Gründonnerstagssuppe“). Kreativ: Im Süden Sachsens glaubte man, dass man gegen Mundraub geschützt sei, wenn man einen Brennnesselstängel , einen Besen und einen Kieselstein in die Ecke des Getreidefeldes legt.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zu diesem Thema Brennnesseln essen ans Herz legen:

Quellen Brennnesseln essen :

Larbig, Manuel , Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.,

Hippokrates, de morbis mulierum, undatiert.

John, Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge, 1909.

Sauerhoff, Friedhelm, Etymologisches Wörterbuch der Pflanzennamen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbh Stuttgart, 2003.

Sass, Wolfgang, »Rheumatherapie: Brennessel-Extrakt hemmt Zytokine.« Dtsch Arzteblatt, 1999.


Die große Wildkräuter - Nährwerttabelle

Tabelle mit Inhaltsstoffen von Wildkräutern

Welche Wildkräuter haben welche Inhaltsstoffe? Im Buch “Mein WIldkräuterguide” werden die Inhaltsstoffe dutzender Wildkräuter aufgeschlüsselt. Hier stellen wir einen Auszug der Tabelle vor. Das Buch kannst du hier im Shop kaufen.

Der Nährstoffgehalt heimischer Wildkräuter

Wie du vielleicht in unseren bisherigen Artikeln bereits erfahren hast, sind Wildkräuter kein Allheilmittel, dennoch stecken Wildkräuter voller interessanter Nährstoffe. Im Internet kursieren viele Wildkräuter Nährwerttabellen, besonders häufig um den “Superfoodcharakter” von Wildkräutern und deren Überlegenheit gegenüber Zuchtgemüse zu unterstreichen. Im Rahmen seines Buches “mein Wildkräuterguide” hat sich unser Autor Manuel Larbig in intensive Recherchearbeiten gestürzt , um herauszufinden, was an diesen Tabellen dran ist. Sein Ergebnis: leider nicht viel. Die allermeisten Tabellen über die Inhaltsstoffe von pflanzen geben als Quelle ein kleines Faltblatt von 1982 (“Wildgemüse Nr 1182”) vom AID Infodienst Bonn an. Auf Nachfrage bei der Nachfolgeorganisation (BZfE) wird diese Quelle mittlerweile als “veraltet” eingestuft, hinter den damaligen Analysemethoden stehe man heute nicht mehr und von einer Bezugnahme auf diese würde abgeraten. Interessant! Denn diese Quelle wird weiterhin fröhlich zitiert und die Werte munter voneinander abgeschrieben.

Doch damit ist nun Schluß, Waldsamkeit sagt den Wildkräuter Fake-News den Kampf an!

Hinweis: die Tabelle ist nur für den Privatgebrauch bestimmt. Vervielfältigung und gewerbliche Nutzung bedürfen der Genehmigung.

Unsere Weiterbildungen:

Wildkräuter Tabelle

Wie unsere Wildkräuter Nährwert Tabelle zeigt, hat die Brennnessel sehr viel Vitamin C, Kalzium und Kalium.

Die Wildkräuter Nährwert Tabelle

Scrolle weit nach rechts, um alle Angaben zu entdecken.

NameWiss. ArtnameKcalH2O (%)ProteinKohlenhydr.Ballastst.OxalatKMgMnCaFePCuZnNitratVit. CVit. B1B2B6CarotinQuelle
Ampfer, KrauserRumex crispus25901,8-4,5734764,9540,4325-1596,31;4
BarbarakrautBarbarea vulg.21825,1331562,381130-3142;6
BärlauchAllium ursinum168922,92,18220,32762,9500,080,2745-1501;2
Birke, -Hänge (Blätter)Betula pendula4,71373,71
Bocksbart, -WiesenTragopodon pratensis2486,72,81,33,832122256621462
BorretschBorago officinalis21 - 44931,2214-5508-520,35-1,693-3442,8-3,3530,05 - 0,130,2 - 0,3569,2350,0843;7
Brennnessel, großeUrtica dioica45835,8-7,371,33,1334800,8-1,3480-7131,6-4,171-1380,06-0,240,3-1146105-3335,61;2;7
BrunnenkresseNasturtium off.20-33881,6-4,820,3-1,427626-341973,141-640,2817-960,080,174,92;4
Franzosenkraut, behaartesGalinsoga ciliata19883,31,5640,763724,8520,280,513790-1772
Fuchsschwanz, aufsteigenderAmaranthus blitum90-933,52,6130270365421,75;8
Gänsedistel, -KohlSonchus oleraceus2788,72,33,33,9507310,461560,60,050,579
Gänsefuß, weißerChenopodium album43841-5,051339855-128676-1170,55-0,969-4381,2-4,746-720,040,41-1,310-2360,274,4-12,51;3;4;6;7;10
GierschAegopodium podagraria39821-8,40,5540350,651322,950-1280,20,24-17237-1422;4
Glockenblume, -RapunzelCampanula rapunculus3504,91
GundermannGlechoma hederacea26836,10,6 - 3,5571,62893,7720,21,31762302
Guter HeinrichChenopodium bonus-henricus38826,51,9510,931302,91030,140,9792192
ChiccoreeCichorium intybus var. Foliosum20941,22,41,227198130,3260,74260,10,26158,70,0580,0360,0483,42
KopfsalatLactuca sativa14950,92,40,5-1,2141-2607-1118-350,4-1,820-260,0250,152,8-80,060,060,0427;18
Kresse, -GartenLepidium Sativum40874,22,483,55502142,938245590,150,190,32,22
SpinatSpinacia oleracea23912,863,32,2364-228555879992,71490,130,5328,10,27;19;20
Möhre, - Garten (Wurzel)Daucus carota subsp. Sativus33-418814,82,8-3,66320-32812-130,1733-350,3-0,380,32-0,350,0490,266505,9-70,13-0,27112;7
ZwiebelAllium cepa28-40891,14,91,71461020-230,21-0,2329-350,0390,17-0,227-7,40,0350,20,12-0,157;18
RhabarberRheum undulatium1892,70,61,43,270-1900287110,17660,35220,0380,19215100,0270,030,0350,062;20
Eberesche (Frucht)Sorbus aucuparia85711,518234171,6421,5330,090,26982,42
NameWiss. ArtnameKcalH2O (%)ProteinKohlenhydr.Ballastst.OxalatKMgMnCaFePCuZnNitratVit. CVit. B1B2B6CarotinQuelle
Ampfer, KrauserRumex crispus25901,8-4,5734764,9540,4325-1596,31;4
BarbarakrautBarbarea vulg.21825,1331562,381130-3142;6
BärlauchAllium ursinum168922,92,18220,32762,9500,080,2745-1501;2
Birke, -Hänge (Blätter)Betula pendula4,71373,71
Bocksbart, -WiesenTragopodon pratensis2486,72,81,33,832122256621462
BorretschBorago officinalis21 - 44931,2214-5508-520,35-1,693-3442,8-3,3530,05 - 0,130,2 - 0,3569,2350,0843;7
Brennnessel, großeUrtica dioica45835,8-7,371,33,1334800,8-1,3480-7131,6-4,171-1380,06-0,240,3-1146105-3335,61;2;7
BrunnenkresseNasturtium off.20-33881,6-4,820,3-1,427626-341973,141-640,2817-960,080,174,92;4
Franzosenkraut, behaartesGalinsoga ciliata19883,31,5640,763724,8520,280,513790-1772
Fuchsschwanz, aufsteigenderAmaranthus blitum90-933,52,6130270365421,75;8
Gänsedistel, -KohlSonchus oleraceus2788,72,33,33,9507310,461560,60,050,579
Gänsefuß, weißerChenopodium album43841-5,051339855-128676-1170,55-0,969-4381,2-4,746-720,040,41-1,310-2360,274,4-12,51;3;4;6;7;10
GierschAegopodium podagraria39821-8,40,5540350,651322,950-1280,20,24-17237-1422;4
Glockenblume, -RapunzelCampanula rapunculus3504,91
GundermannGlechoma hederacea26836,10,6 - 3,5571,62893,7720,21,31762302
Guter HeinrichChenopodium bonus-henricus38826,51,9510,931302,91030,140,9792192
ChiccoreeCichorium intybus var. Foliosum20941,22,41,227198130,3260,74260,10,26158,70,0580,0360,0483,42
KopfsalatLactuca sativa14950,92,40,5-1,2141-2607-1118-350,4-1,820-260,0250,152,8-80,060,060,0427;18
Kresse, -GartenLepidium Sativum40874,22,483,55502142,938245590,150,190,32,22
SpinatSpinacia oleracea23912,863,32,2364-228555879992,71490,130,5328,10,27;19;20
Möhre, - Garten (Wurzel)Daucus carota subsp. Sativus33-418814,82,8-3,66320-32812-130,1733-350,3-0,380,32-0,350,0490,266505,9-70,13-0,27112;7
ZwiebelAllium cepa28-40891,14,91,71461020-230,21-0,2329-350,0390,17-0,227-7,40,0350,20,12-0,157;18
RhabarberRheum undulatium1892,70,61,43,270-1900287110,17660,35220,0380,19215100,0270,030,0350,062;20
Eberesche (Frucht)Sorbus aucuparia85711,518234171,6421,5330,090,26982,42
Manuel Larbig

Mein Wildkräuterguide

Weitere Infos über den Nährwert von Wildkräutern und vieles mehr findest du in “Mein Wildkräuterguide”!

Gesundes Kraut wächst überall, man muss es nur finden. Dabei zeigt Manuel, dass es nicht nur viel Spaß macht, sich mit Wildkräutern zu beschäftigen, sondern dass diese auch gut für unsere Gesundheit sind. Und vor allem: Jeder kann lernen, Kräuter zu bestimmen.

Zur Buchbestellung

Quellen für die Wildkräuter Nährwert Tabelle

1             Redzi, Sulejman: »Use of Wild and Semi-Wild Edible Plants inNutrition and Survival of People in 1430 Days of Siege of Sarajevo during the War in Bosniaand Herzegovina.«

2             Souci / Fachmann / Kraut Die Zusammensetzung der Lebensmittel, Nährwert-Tabellen

3             Bianco et Al: NUTRITIONAL VALUE AND NITRATE CONTENT IN EDIBLE WILD SPECIES USED IN SOUTHERN ITALY

4             Biodiversity for Food and Nutrition: http://www.b4fn.org/

5             Holland et al.: »Vegetables, Herbs and Spices. The Fifth Supplement to McCance & Widdowson’s The Composition of Foods.« Royal Society of Chemistry, 1991.

6             Zennie et al., »Ascorbic Acid and Vitamin A Content of Edible Wild Plants of Ohio and Kentucky.«, 1977.

7             FoodData Central: https://fdc.nal.usda.gov/

8             Leung et al., »Food composition table for use in Africa.«, 1991.

9             Ferreira et Al.: Wild edible plants: Nutritional and toxicological characteristics, retrieval strategies and importance for today’s society José Pinela, 2017

10           Poonia et al.: »Chenopodium album Linn: review of nutritive value and biological properties.« Journal of Food Science and Technology, 2015.

11           Guzelsoy et al.: »Nutritional Properties of some Wild Edible Plant Species in Turkey.« Anadolu, 2017.

12           W. Franke et Al: Ernährungs-Umschau 28 (1981) 187 Vitamin C-Gehalte von heimischen Wildgemüse- und Wildsalatarten

13           Vegetables and Fruits: Nutritional and Therapeutic Values von Thomas S. C. Li

14           Sundiyal et al.: »Wild edible plants of the Sikkim Himalaya: Nutritive values of selected species.«, 2004.

15           Samancioglu et al.: »Total phenolic and vitamin C content and antiradical activity evaluation of traditionally consumed wild edible vegetables from turkey.« Asia pacific Journal of clinical Nutrition, 2016

16           Roth – Giftpflanzen, Pflanzengifte

17           Noonan, SC., Savage, GP, Oxalate content of foods and its effect on humans. Asia Pacific Journal of Clinical Nutrition, 8(1), 1999, S. 64-74.

18           Vincent E. Rubatzky, Mas Yamaguchi: World Vegetables: principles, production and nutritive values

19           “Attalla et al.: »Oxalate Content Of Food: A Tangled Web.« Urology, 2014.

Kyrollis Attalla 1 , Shubha De 1 , Manoj Monga , 2014″

20           Sienera et Al.: Oxalate contents of species of the Polygonaceae, Amaranthaceae and Chenopodiaceae families, 2005


Top 5 - Wildkräuter für Anfängerinnen und Anfänger

Wildkräuter für Anfänger
Wildkräuter für Anfänger

Top 5 - Wildkräuter für Anfänger und Anfängerinnen

Die Fülle schmackhafter Wildkräuter, die uns draußen begegnen ist schier endlos. Gerade für Anfänger kann es schwierig sein, sich hier einen Überblick zu verschaffen. Um den Einstieg in das Kochen mit Wildkräutern zu erleichtern, möchten wir dir hier fünf kulinarische Multitalente vorstellen, die keine giftigen Verwechslungspartner haben oder diese sehr leicht zu unterscheiden sind.

Unsere Weiterbildungen:

Brennnessel
Brennnessel (Urtica sp.)

Als eines der häufigsten und dennoch stark unterschätzen Wildkräuter hat die Brennnessel einiges zu bieten. Der hohe Anteil an Mineralstoffen und Vitaminen macht sie zu einem der gesündesten Wildkräuter überhaupt. Das Kraut punktet mit großen Mengen an Magnesium, Kalium, Eisen, sowie den Vitaminen A, C und E. Die kleinen Samen sind reich an fetten Ölen und Schleimstoffen. Bemerkenswert ist auch der hohe Proteingehalt der Brennnessel.

Bekannt ist die Brennnessel aus Teemischungen, wo sie auf Grund ihrer nachgewiesenen harntreibenden Wirkung zur Behandlung von Harnwegserkrankungen oder Prostatabeschwerden eingesetzt wird. In der Küche glänzen die Blätter der Brennnessel insbesondere gedünstet als Blattgemüse oder als Grundlage einer aromatischen Brennnesselsuppe, sie können aber sogar roh zu Pesto oder im Salat verarbeitet werden. Sie gehört zu den besten Wildkräutern für Anfänger!

Aber wie lässt sich das widerspenstige Kraut als Gemüse genießen, wenn es doch bereits bei der leisesten Berührung die Haut angreift? Durch gründliches Ausrollen der Blätter mit einem Nudelholz werden die Brennhaare abgebrochen und die darin enthaltende Ameisensäure tritt aus. Wer auf Nummer sicher gehen möchte blanchiert die Blätter für wenige Sekunden, denn auch Hitzeeinwirkung zerstört die Brennhaare.

Die Samen können im Herbst gesammelt werden und roh oder geröstet als gesundes Topping auf dem Salat oder im Müsli verwendet werden.

Ganz unten findest du weitere Beiträge wie Artprofile und Rezepte zur Brennnessel.

Vogelmiere (Stellaria media)

Die Vogelmiere ist das Kraut der Wahl für einen wilden Salat. Für eine Wildpflanze ist ihr Geschmack besonders mild und hat dennoch ein angenehmes Aroma, das an jungen Mais erinnert. Die zarte, kriechende Pflanze kann von März bis Oktober geerntet werden und ergibt mitsamt dem weichen Stängel und der Blüten bzw. Früchte eine ideale Salatgrundlage.

Auch ihre gesunden Nährstoffe qualifizieren die gemeine Vogelmiere zum Beispiel im Vergleich zum herkömmlichen Kopfsalat. Die Vogelmiere enthält siebenmal so viel Eisen, dreimal so viel Magnesium und Kalium. Auch an Vitamin A, C, B1, B2, B3 und Selen wird nicht gespart.

Von eng verwandten Arten lässt Stellaria media im Übrigen an ihrer ungewöhnlichen Frisur unterscheiden: Die Behaarung des Stängels beschränkt sich auf eine schmale Längsreihe von Härchen.

Ganz unten findest du weitere Beiträge wie Artprofile und Rezepte zur Vogelmiere.

Wirkung Löwenzahn
Löwenzahn (Taraxacum / Leontodon sp.)

Löwenzahn ist der Evergreen unter den Küchen-Wildkräutern. Natürlich ist die Pflanze nicht im botanischen Sinne „immergrün“, sie ist jedoch weit verbreitet und ihre Blattrosette fast das gesamte Jahr über vorzufinden. Ein weiterer Vorzug des Löwenzahns: Von der Blüte, über die Blätter bis zur Wurzel findet sich für jeden Teil der Pflanze eine Verwendung.

Entscheidend für den Geschmack und die Wirkung des Löwenzahns sind seine Bitterstoffe. Diese gesunden Inhaltsstoffe verfügen über hilfreiche, verdauungsfördernde Eigenschaften, in großem Übermaß können sie hingegen den Verdauungstrakt reizen.

Frischer Löwenzahnsalat gilt als Klassiker der Wildkräuter-Küche und ist durchaus eine gesunde Wahl, allerdings auch herzlich bitter. Um die Bitterstoffe teilweise herauszulösen, können die Blätter einfach für eine halbe Stunde in lauwarmes Wasser gelegt werden. Nebst Parmesan, Olivenöl und Sonnenblumenkernen dienen die Löwenzahnblätter so als perfekte Grundlage für ein sommerliches Pesto. Außerdem gilt: Je später im Jahr die Blätter gesammelt werden, desto bitterer.

Aus den süß schmeckenden Blüten lässt sich ein honigartiges Gelee herstellen, indem die Einzelblüten mit Zucker aufgekocht und anschließend wieder abgesiebt werden. Auch die Wurzel kann als Gemüse zubereitet oder gerieben und geröstet als Kaffeeersatz aufgebrüht werden.

Nebenbei bemerkt ist der weiße Milchsaft der Pflanze unbedenklich. Zwar ist pflanzlicher Milchsaft in den meisten Fällen ein sicheres Indiz für Toxizität (zum Beispiel bei Vertretern der Wolfsmilchgewächse), jedoch gilt auch im Pflanzenreich: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Ganz unten findest du weitere Beiträge wie Artprofile und Rezepte zum Löwenzahn.

Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

Ein häufig vernachlässigtes Küchenkraut ist der Spitzwegerich, doch hält der allgegenwärtige Begleiter von Wegesrändern so manche Überraschung bereit.

Regelrechte Ungläubigkeit stellt sich meist beim Probieren der jungen Blütenknospen ein. Unweigerlich breitet sich ein champignonartiger Geschmack auf der Zunge aus, den man sich gerne beim Kochen zunutze macht. So lassen sich die noch grünen Blütenknospen hervorragend zu Spitzwegerich-Risotto verarbeiten oder liefern mit Zwiebeln angebraten eine würzige „Pilzpfanne“.

Die Blätter enthalten neben beachtlichen Mengen an Zink, Kalium und den Vitaminen A, B und C insbesondere Schleimstoffe. Diese wirken schleimlösend bei Hustenbeschwerden und unterstützen die Magenschleimhaut bei Verstopfung und anderen Verdauungsbeschwerden. Auch eine generelle antibiotische Wirkung durch den Inhaltsstoff Aucubin konnte nachgewiesen werden – ein weiteres Argument für den Einsatz von Spitzwegerich bei Erkältungen und anderen entzündlichen Erkrankungen der Schleimhäute. Sie ist eine der besten Wildkräuter für Anfänger!

Trotz ihrer gesunden Inhaltsstoffe sind selbst die jungen Blätter recht bitter und verfügen über starke Längsfasern. In der Küche werden sie aus diesem Grund höchstens als aromatische Beigabe im Blattgemüse oder Salat hinzugemischt.

Ganz unten findest du weitere Beiträge wie Artprofile und Rezepte zum Spitzwegerich.

Brombeerblätter Wirkung
Brombeere (Rubus sp.)

Dass die süßen, schwarzen Sammelsteinfrüchte der Brombeere essbar sind, ist kein Geheimnis. Doch auch die Blätter lassen sich sehr gut verwenden, enthalten sie doch Gerbstoffe in therapeutisch wirksamer Menge. Brombeerblätter ergeben einen hervorragenden Tee, der bei Magenverstimmungen und leichtem Durchfall sehr angenehm sein kann. Brombeeren haben keine giftigen Verwechslungspartner und eignen sich von daher ganz besonders für Einsteiger*innen in die Welt der Wildpflanzen.

Ganz unten findest du weitere Beiträge wie Artprofile und Rezepte zum Thema Brombeere.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Wildkräuter für Anfänger ans Herz legen:

Quellen:

Fleischhauer et. al., Essbare Wildpflanzen. AT Verlag, 2007.

Larbig, Manuel, Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=60 (Abgerufen am 28.09.21 um 14:53)

https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=67  (Abgerufen am 28.09.21 um 16:27)