Oxalsäure

Oxalsäure giftig
Oxalsäure

Sauer mach lustig

Oxalsäure giftig

Oxalsäure verleiht einigen Kulturpflanzen wie Rhabarber und Spinat ihre eigentümliche Säure. Auch einige Wildkräuter warten mit dieser auf, so sind Sauerampfer und Sauerklee wahrscheinlich die bekanntesten, sauer schmeckenden Wildkräuter. Warum Menschen mit Nierenleiden sich beim Verzehr oxalsäurehaltiger Lebensmittel etwas zügeln sollten und warum Imker sich besonders über sie freuen, wollen wir euch im folgenden Artikel vorstellen.

***Ist Oxalsäure giftig? Achtung: Nierenkranke sollten auf den Genuß oxalsäurehaltiger Lebensmittel verzichten***

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Was ist Oxalsäure?

Die wasserlösliche Säure aus der Gruppe der Dicarbonsäuren wurde 1769 im Waldsauerklee (Oxalis acetosella) entdeckt und in Anlehnung daran als Oxalsäure getauft. Der saure Geschmack des Sauerklees und anderer nicht verwandter Pflanzen (z.B. dem Sauerampfer) lässt sich auf diese Verbindung zurückführen. Auch viele Vertreter der Fuchsschwanzgewächse enthalten Oxalsäure. Hierzu gehört etwa der Spinat, aber auch Arten der Gänsefüße oder Melden.

Oxalsäure wird von Imkern zur Bekämpfung der parasitischen Varroamilbe in das Bienenvolk geträufelt. Die organische Säure greift zwar den Parasiten an und veranlasst ihn abzufallen, schadet den Bienen hingegen nicht.

Wie wirkt Oxalsäure? Ist Oxalsäure giftig?

Oxalsäure ist prinzipiell ein schädigender Inhaltsstoff, aber in mäßigen Mengen und bei gesunden Menschen als unbedenklich zu betrachten. Bei dauerhaft übermäßigem Verzehr kann Oxalsäure die Nieren schädigen oder in Verbindung mit Kalzium und Harnsäure die Bildung von Nierensteinen begünstigen. Die Säure bindet Kalzium und entzieht dieses so dem menschlichen Körper. Es ist daher sinnvoll oxalsäurehaltige Pflanzen in Verbindung mit kalziumreichen Lebensmitteln, etwa Milchprodukten oder Sesam, zu sich zu nehmen. Auf diese Weise kann sich die Oxalsäure bereits vor der Aufnahme in den Körper mit Kalzium verbinden. Nicht ohne Grund wird Rhabarberkompott gerne mit Vanillesoße oder Sahne serviert (Nein Nein, nicht etwa, weil Sahne lecker ist…) .

Oxalsäure giftig

Ein hervorragender WIldspinat, der größere Mengen Oxalsäure enthält: weißer Gänsefuß (Chenopodium album)

Ein weiteres Problem in diesem Zusammenhang ist die Aufnahme von Eisen, welche durch Oxalsäure gehemmt wird. Hierdurch sinkt die Verfügbarkeit von Eisen in bestimmten Lebensmitteln trotz hoher Eisengehalte stark. Die Oxalsäure im Spinat beispielsweise führt dazu, dass das darin enthaltene Eisen von unserem Darm schlechter aufgenommen werden kann. Dies kann gerade bei schwangeren Frauen und Vegetariern unter Umständen zu einem Eisenmangel führen.

Auch Rhabarber enthält größere Mengen an Oxalsäure. Diese befinden sich hier jedoch hauptsächlich in den Blättern, weshalb vorwiegend die gekochten Stängel verwendet werden. Auch das Kochen und Dünsten der Pflanze verringert den Oxalsäuregehalt erheblich, da sehr viel davon in das Kochwasser übergeht. Noch weiter minimieren lässt sich die Konzentration, indem das Kochwasser anschließend abgegossen wird.

Welche Wildkräuter haben Oxalsäure?

Relativ viele Pflanzen haben Oxalsäure, in größeren Mengen ist jedoch nur in wenigen Gruppen zu finden. Sie dient der Pflanze zum einen als Fraßschutz, zum anderen ist sie ein zum Teil unvermeidliches Stoffwechselprodukt.

Bei folgenden Pflanzengruppen sind Bitterstoffe besonders häufig:

 

[simple_tooltip content=’Manche Autoren unterscheiden zwischen den Familien Fuchsschwanzgewächse und Gänsefußgewächse’]Fuchsschwanzgewächse (Amarantaceae)[/simple_tooltip]Fuchsschwanzgewächse (Amarantaceae)

  • Melden
  • Gänsefüße
  • Fuchsschwänze

Knöterichgewächse (Polygonaceae)

  • Sauerampfer
  • Andere Ampfer – Arten

Andere Gruppen

  • Sauerklee

Oxalsäure in der Küche

Die Säure der Oxalsäure kann nicht nur Desserts verfeinern, auch herzhaften Gerichten verleiht sie das gewisse etwas.

Zusammenfassend ist von einem übermäßigen Konsum oxalsäurehaltiger Pflanzen abzuraten, allerdings ist der gelegentliche Verzehr von Sauerampfer oder Rhabarber für gesunde Menschen unproblematisch. Wie so oft bei der Bewertung bestimmter Inhaltsstoffe heißt es „die Dosis macht das Gift“. Auf Oxalsäure verzichten sollten also Menschen, die unter Nierenproblemen oder Nährstoffmangel leiden. Dennoch kann man nicht per se sagen, dass Oxalsäure giftig ist.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Oxalsäure giftig ans Herz legen:

Quellen:

Fleischenhauer et. al., Essbare Wildpflanzen. AT Verlag, 2007.

Larbig, Manuel, Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/haetten-sies-gewusst/ist-die-oxalsaeure-im-rhabarber-schaedlich-36320 (Abgerufen am 28. September um 23:13)


Vitamin C

Vitamin C

Der Immunbooster

Vitamine sind keine einheitliche chemische Stoffgruppe, sondern sind dadurch definiert, dass wir sie (von einer Ausnahme abgesehen) nicht selbst herstellen können, sie zwar für einen gesunden Organismus notwendig sind, uns aber keine Energie liefern. Vitamin C ist in vielen Wildkräutern in beachtlichen Mengen vorhanden, weshalb es sich gerade in den Herbstmonaten besonders lohnt, auf diese zurückzugreifen. Ob Vitamin C beim Kochen zerstört wird und welche heimische Wildpflanze den höchsten Gehalt an Vitamin C besitzt, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

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Was ist Vitamin C?

Vitamin C ist eines der 13 Vitamine, auf deren Zufuhr wir Menschen angewiesen sind. Aus ihnen gewinnt unser Körper zwar nicht direkt Energie oder nutzt sie zur Herstellung größerer Bausteine, wie es bei Zuckern, Fetten oder Proteinen der Fall ist, doch sind Vitamine dennoch unerlässlich für einen funktionierenden Stoffwechsel und müssen daher über die Nahrung aufgenommen werden. Hierzu können Wildkräuter und -früchte einen wichtigen Beitrag leisten. Die unscheinbare Brennnessel etwa verfügt über große Mengen an Vitamin A, C und E. Den höchsten Vitamin C Gehalt aller heimischen Pflanzen besitzen die Hagebutten unserer Wildrosen mit bis zu 1250 mg pro 100 g Frischmasse. Sie übertreffen damit selbst die Zitrone (50 mg) um ein Vielfaches. Auch die aromatische Knoblauchrauke, der Sanddorn, oder das Barbarakraut können Werte zwischen 300 und 400 mg erreichen.

Die Entdeckung des Vitamin C nahm ihren Ursprung in der Mitte des 18. Jahrhundert, als der britische Marinearzt James Lind die Ursache für Skorbut auf einem Schiff untersuchte. Die mysteriöse Seefahrerkrankheit äußerte sich in dramatischen Symptomen und konnte, wie Lind durch Experimente zeigte, durch den Verzehr von Zitronen geheilt werden. Skorbut war also die Folge einer Mangelernährung. Isoliert wurde das Vitamin aus der Zitrone erstmals 1932.

Wie wirkt Vitamin C?

Da Vitamin C an vielen Vorgängen im Immunsystem beteiligt ist, können die entsprechenden Wildpflanzen im Winter hervorragend zur Prävention und Linderung von Erkältungskrankheiten eingesetzt werden. Der fruchtige Hagebutten-Tee wird damit zu einem wertvollen Begleiter in den kalten Wintermonaten, enthalten die Früchte der Wildrosen doch zum Teil 20 mal mehr Vitamin C als Zitronen (!). Auch bei Schwangeren empfiehlt sich der Tee auf Grund des erhöhten Vitamin-C-Bedarfs und zur Stärkung der Immunabwehr.

Platz eins der Vitamin C reichsten heimischen Gewächse: Wildrosen (Hagebutte)

Einige Vitamine (z.B. A, C und E) wirken im Körper auch als Antioxidantien, das bedeutet sie neutralisieren schädliche Moleküle (Radikale) aus der Umwelt und nehmen damit eine wichtige Schutzfunktion ein. In den Linsen und der Tränenflüssigkeit unserer Augen ist der Vitamin C Gehalt daher im Vergleich zum Blut um das 50-fache erhöht und schützt das exponierte Organ so besonders effektiv vor freien Radikalen.

Welche Wildkräuter haben viel Vitamin C?

Viele Wildkräuter sind Vitaminreich. Einige Arten sind noch Vitamin C – reicher als andere, weshalb wir hier eine List der vitaminreichsten Wildkräuter und Wildfrüchte erstellt haben:

Wildfrüchte

  • Wildrosen (Hagebutte)
  • Kornelkirsche
  • Sanddorn
  • Eberesche

Wildkräuter

  • Sauerampfer
  • Andere Ampfer – Arten
  • Brennnessel
  • Barbarakraut
  • Franzosenkraut
  • Gänsefuß
  • Giersch
  • Knoblauchsrauke
  • Weidenröschen
  • Birkenblätter

Vitamin C reiche Wildkräuter in der Küche

Viele Wildkräuter sind sehr Reich an Vitamin C. Von daher ist es der Gesundheit sehr zuträglich, ab und an mit Wildkräutern zu kochen. Daneben kann ma aus diversen Wildfrüchten wie Hagebutte, Kornelkirsche und sogar Eberesche (Vogelbeeren) einen wirksamen Erkältungstee zubereiten. Folgende Rezepte und Kurse können wir dazu ans Herz legen:

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FAQ: Wird Vitamin C nicht durch Kochen zerstört?
Ist ein Hagbuttentee überhaupt noch gesund, wenn das Vitamin C durch Hitze zertört wird?

Verschiedenen Studien zufolge reduziert sich der Gehalt an Vitamin C durch den Zerfall des hitzeempfindlichen Moleküls beim Kochen um 30 bis 90%. Entscheidend ist dabei, wie und von welchen anderen Stoffen begleitet das Vitamin C im Lebensmittel gebunden ist.

Bei der Tee-Zubereitung mit einmaligem Übergießen der Hagebutten und anschließender Ziehdauer dürften deutlich mehr als 10% des Vitamin C erhalten bleiben. Auch darf man nicht vergessen, dass wir nur ein bestimmtes Maximum an Vitamin C aufnehmen kann und einige Wildfrüchte wie Hagebutten liefern davon Massen. Soll heißen: selbst wenn nur 10% verbleiben würden, ist das mehr als genug. Die Bilanz lässt sich weiter maximieren, indem man das Wasser für den Aufguss nur auf ca. 60°C erhitzt.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zu diesem Thema ans Herz legen:


Nachtkerze

Nachtkerze essbar
Nachtkerze essbar
Nachtkerze

Von Schinkenwurzeln und Schönheitspflege

Die Gemeine Nachtkerze ist ein perfektes Küchenwildkraut. Von der Wurzel bis zu den Samen kann die gesamte Pflanze verwendet werden und sobald du darauf achtest, wird sie dir ständig begegnen. Nachtkerze ist also essbar! Aber nicht nur kulinarisch hat die Pflanze einiges zu bieten, auch in der Naturheilkunde, der Kosmetik und sogar unter Fledermäusen erfreut sie sich großer Beliebtheit.

Erfahre hier mehr über das geschätzte Nachtkerzenöl, was sich alles hinter dem Namen verbirgt und welche Überraschung die hübschen, gelben Blüten bereithalten. Wir verraten dir auch, wie du in Zukunft die Gemeine Nachtkerze sicher erkennen und sie von ihrem Namensvetter – der Königskerze – unterscheiden kannst.

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Nachtkerze essbar
Kapitel 1: Merkmale Nachtkerze

Bei der Gemeinen Nachtkerze handelt es sich um eine hochgewachsene, schlanke Pflanze mit großen, gelben Blüten – ein Anblick, der mit etwas Fantasie dem einer entfachten Stabkerze ähnelt. Da diese Wuchsform jedoch auch in anderen nichtverwandten Gruppen wie den Königskerzen vorkommt, lohnt sich ein genauerer Blick.

Ein wichtiges Merkmal der Nachtkerzen ist die Anzahl der gelben Kronblätter – vier in der Zahl müssen es sein. Sowohl die geschlossenen Blütenknospen als auch die späteren Fruchtkapseln weisen eine längliche Form auf. Die Blüten (aus denen später die Fruchtkapseln hervorgehen) stehen ringsherum vom Stängel ab, wobei jede der Achsel eines Tragblattes entspringt. Die bodennahen Blätter werden zwischen 10 und 30 cm lang, aber bleiben relativ schmal. Sie bilden im ersten Jahr eine kreisrunde Anordnung (Blattrosette) und können hier eine zum Teil Rotverfärbungen aufweisen. Die kleinen, ölhaltigen Samen befinden sich zu vielen in der kapselförmigen Frucht und können ab September geerntet werden. Auch unter der Erde verbirgt sich ein schmackhafter Nährstofflieferant in Form einer kräftigen, rübenförmigen Wurzel.

Kapitel 2: Botanisches

Die eindrucksvollen Nachtkerzen stellen die namensgebende Gattung innerhalb der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae) dar. Letztere umfasst neben heimischen Vertretern der Weidenröschen (Epilobium sp.) oder Hexenkräuter (Circaea sp.) auch die hierzulande als Zierpflanzen bekannten Fuchsien (Fuchsia sp.).  Die Gemeine Nachtkerze beschreibt systematisch vielmehr eine „Sammelart“ aus mehreren eng verwandten Kleinarten, deren Unterscheidung jedoch selbst für Spezialisten eine Herausforderung darstellen kann. Dieser Umstand ist ihrer Neigung zur Hybridisierung geschuldet, also der geschlechtlichen Fortpflanzung zwischen zwei verschiedenen Arten. Dieses Thema kann allerdings getrost den Taxonomen überlassen werden.

Nachdem die auffällige, gelbblühende Pflanze im 17. Jahrhundert als Zierpflanze von Nordamerika nach Europa gelangte, ist sie heute in ganz Deutschland anzutreffen und hat sich als typische Komponente trockener Brachflächen etabliert.

Das lateinische Artepitheton „biennis“ und der deutsche Trivialname „zweijährige Nachtkerze“ beschreiben den Lebensrhythmus der Pflanze. Im ersten Jahr nach der Keimung bildet sich neben der Wurzel oberirdisch nur eine Blattrosette aus. Erst im zweiten Jahr geht die Nachkerze in die reproduktive Phase über und bildet den typischen blütenreichen Spross, der nun eine Höhe von bis zu 1,80 Metern erreichen kann. Die Blütezeit erstreckt sich von Anfang Juni bis in den September. Nach der Samenreife, also im zweiten Winter, stirbt die Pflanze ab und hinterlässt nur ihre Samen.

Auch hier gibt der Name „Nachtkerze“ bereits Aufschluss über die Ökologie der Pflanze. Als Bestäuber der Nachtkerze dienen hauptsächlich Nachtfalter – ganz genau, so nützlich können die unliebsamen Motten, Schwärmer und Spanner sein. So öffnet die Nachtkerze erst mit der Abenddämmerung die Blüten für ihre Bestäuber mit einer für das Pflanzenreich erstaunlich hohen Geschwindigkeit von wenigen Minuten. Diese abgestimmte Choreografie lässt sich wunderbar an lauen Sommerabenden beobachten. Bereits am nächsten Tag schließen sich die jeweiligen Blüten wieder und beginnt zu welken. Ein kurzer Auftritt für eine so anmutige Schöpfung. Auch für Fledermäuse ist die Gemeine Nachtkerze ein willkommener Verbündeter auf der Jagd nach nachtaktiven Insekten. Und ist Nachtkerze essbar? Siehe selbst im folgenden Kapitel.

Kapitel 3: Inhaltsstoffe & Verwendbarkeit

Vielen ist die Nachkerze aus Kosmetikprodukten bekannt. Hierzu wird das Öl der Samen verwendet, welches mit einem besonders hohen Gehalt an der wertvollen Gamma-Linolensäure punktet. Es handelt sich dabei um eine mehrfach ungesättigte Fettsäure, die zwar für uns Menschen essentiell ist, aber in Pflanzen selten auftritt.

Während die Nachtkerze früher auch wegen ihrer essbaren Wurzel kultiviert wurde, dient sie heute hautsächlich der Gewinnung von Nachtkerzenöl – ein lohnenswertes Unterfangen trotz der kleinen Samen, da diese einen Ölanteil von bis zu 30% aufweisen können.

Nachtkerze in der Küche

Besonders in der Küche ist die Nachtkerze ein gern gesehener Gast, da alle Teile der Pflanze hier Verwendung finden. Aus den Blättern lässt sich ein schmackhafter Spinat zaubern, die leicht nussig schmeckenden Samen können ähnlich wie Sesam verwendet werden. Die fleischige Wurzel lässt sich entweder roh in den Salat raspeln oder zu einem schwarzwurzelähnlichen Wurzelgemüse verarbeiten. Geerntet werden sollte die Wurzel im ersten Jahr oder im Frühjahr vor der Bildung der Blütentriebe, da sie später verholzt.

Nachtkerze essbar

Heilwirkung von Nachtkerze

Vielen Wildkräutern werden diverse Heilwirkungen nachgesagt. Uns ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich dabei um Erfahrungswerte handelt (Volksmedizin, Teile der Naturheilkunde etc.) oder ob es dazu Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Standards gibt. Hier sind unsere Rechercheergebnisse:

Heilwirkung von Nachtkerze aus Sicht der Rationalen Phytotherapie (durch Studien belegt)

Es sind keine klinischen Studien über die Wirkung von Nachtkerzenöl bekannt. Die Gemeine Nachkerze wird als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.

Heilwirkung von Nachtkerze aus Sicht der Volks- / Naturheilkunde (nicht durch Studien belegt)

Dem Nachtkerzenöl werden entzündungshemmende, juckreizstillende und hautgeneriende Eigenschaften zugesprochen. Naturheilkundlich wird es daher innerlich und äußerlich gegen diverse Hautleiden eingesetzt. Hierzu zählen die Behandlung von Hautekzemen, trockener Haut, Schuppenflechte und Neurodermitis. Auch die Kosmetik verspricht eine hautverbessernde Wirkung.

Das europäische Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) empfiehlt eine Anwendung zur symptomatischen Erleichterung von Juckreiz als begleitende Maßnahme beispielsweise bei Neurodermitis. Diese Einschätzung basiert auf der langjährigen naturheilkundlichen Anwendung und ist nicht durch Studien belegt.

In der Volksheilkunde wurde das Öl auch innerlich bei Magen-Darm-Beschwerden, Asthma oder Keuchhusten angewendet.

Kapitel 4: Verwechslung Nachtkerze & Gefahren

Nachtkerzen werden von Einsteiger*innen häufig mit den Königskerzen verwechselt. Nur in großen Mengen können diese aufgrund der enthaltenen Saponine schädlich wirken. Gefährlich wäre hingegen bereits in geringen Mengen eine Verwechslung mit dem stark giftigen Fingerhut, dessen Blätter zu beginn Ähnlichkeiten mit der Nachtkerze aufweisen.

Königskerzen – Arten (Verbascum sp.)

Wie bereits oben angesprochen, kann es bei den Nachtkerzen auf Grund der ähnlichen Statur und Blütenfärbung zur Verwechslung mit Vertretern der Königskerzen kommen. Auch Königskerzen werden in der Naturheilkunde eingesetzt. Ihr vergleichsweise hoher Gehalt an Saponinen wirkt bei Erkältungen hustenlösend und reizlindernd, in größeren Mengen sollte jedoch vom Verzehr abgesehen werden. Daher sollte beim Sammeln auf die Anzahl der Blütenblätter geachtet werden: Bei den Nachtkerzen sind es vier, bei den Königskerzen fünf. Außerdem verfügen die Nachtkerzen über längliche Blütenknospen und Fruchtkapseln, während beide bei den Königskerzen kugelig-rund geformt sind.

Fingerhut – Arten (Digitalis sp.)

Alle Pflanzenteile des Fingerhuts sind für den Menschen hochgiftig und sollten nicht verzehrt werden. Die Blüten der beiden Pflanzen unterscheiden sich stark voneinander, weshalb die Verwechslungsgefahr nur beim Sammeln vor der Blütenbildung besteht. Beide Pflanzen bilden eine üppige Blattrosette am Boden aus. Die kahlen Rosettenblätter der Gemeinen Nachtkerze sind länglich und weisen einen auffälligen, meist leicht rötlich gefärbten Mittelnerv auf. Die grundständigen Fingerhutblätter sind hingegen behaart, rundlicher und mit längeren Stielen versehen. Glücklicherweise sollten die beiden Arten nicht allzu häufig nebeneinander anzutreffen sein, da der Fingerhut im Gegensatz zur Nachtkerze eher nährstoffreiche, feuchtere und leicht saure Standorte bevorzugt und so vornehmlich an Waldwegen oder -lichtungen vorkommt.

Kurzcheck "die Richtige"

Alle wichtigen Erkennungsmerkmale der Nachtkerze zusammengefasst.

Nachtkerze essbar
Kapitel 5: Sammelorte & Sammelzeiträume Nachtkerze

In diesem Kapitel wollen wir uns mit der Sammelpraxis beschäftigen. Wo finde ich Nachtkerze , wo kann ich ihn am besten Sammeln? Und welche Jahreszeit ist die beste, um Nachtkerze zu Sammeln?

wildkräuter am straßenrand

Nachtkerze ist essbar! Ein weiterer Vorteil der Nachtkerze als Küchenkraut ist, dass ganzjährig gesammelt werden kann. Sogar im Winter sind die unverholzten Wurzeln jener Pflanzen anzutreffen, die sich in Ihrem ersten Lebensjahr befinden. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis September, dementsprechend findet man die Samen von Juli bis Oktober. Finden kann man sie an sonnigen, nicht zu feuchten Stellen auf Ruderalfluren, wie Wegränder, Schutthaufen, Baustellen, Brachflächen. Die Blätter (Am Stängel und länger noch als bodennahe Rosette) lassen sich von April bis in den November hinein finden. Die Wurzel der Pflanze i ersten Jahr kann man das gesamte Jahr hindurch Sammeln. Dies ist jedoch nur den Fortgeschrittenen vornehalten, da man die Nachtkerze in diesem Stadium mit dem hochgiftigen Fingerhut verwechseln kann.

Kapitel 6: Mythologisches & Historisches

Woher kommt der Name Nachtkerze? Was haben unsere Vorfahren mit Nachtkerze verbunden, welche Mythen ranken sich um sie? Was gibt es sonst noch interessantes über Nachtkerze zu berichten?

Wie so häufig lässt sich auch bei der Nachtkerze die Geschichte und der Aberglaube vergangener Generationen gut an den sogenannten Trivialnamen zurückverfolgen.

Die „Nachtkerze“ wurde früher tatsächlich als Lichtquelle genutzt, indem man sie in flüssiges Wachs getaucht als Fackel aufstellte. Ein weiterer, in Vergessenheit geratener Name für die Pflanze lautete „Weinkraut“. Er geht zurück auf die Vorstellung der antiken Griechen mit einem Nachtkerzen-versetzten Wein ließe sich ein wildes Tier ruhigstellen. Ob hier nun tatsächlich die Wirkung des Krautes oder doch eher der eigene Weinkonsum zu dieser Annahme führte, sei dahingestellt.

Auch der umgangssprachliche Begriff „Schinkenwurzel“ hat einen historischen Hintergrund. Die Bezeichnung geht zurück auf den fleischähnlichen Eindruck, den die Wurzel beim Anbraten erweckt, da hierbei eine leicht rötliche Färbung entsteht. In schlechten Zeiten wurde gerne zu diesem frei verfügbaren Wildgemüse gegriffen. Zum Vorteil der Stadtbevölkerung wuchs die anspruchslose Nachtkerze selbst auf den Trümmern und Brachlandschaften der Nachkriegszeit. Doch bereits die Ureinwohner Nordamerikas wussten die Wurzel der Nachtkerze als Nahrungsmittel zu schätzen.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Nachtkerze essbar ans Herz legen:

Quellen:

Fleischenhauer et. al., Essbare Wildpflanzen. AT Verlag, 2007.

Larbig, Manuel , Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=136 (Abgerufen am 14.08.21 um 15:14)

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/oenotherae-biennis-oleum (Abgerufen am 14.08.21 um 18:29)


Brombeere

Brombeerblätter Wirkung
Brombeere

Wehrhafte Gesellinnen

Brombeerblätter Wirkung

Brombeeren kennen jedes Kind: entweder von den süßen Früchten oder aber aufgrund der auffälligen Wehrhaftigkeit. Dass man auch die Blätter zu Heilzwecken verwenden kann (Brombeerblätter Wirkung) und früher sogar als Teeersatz dienten, ist den wenigsten bekannt. Brombeeren sind faszinierende Pflanzen und manch eine Gartenbesitzerin oder Gartenbesitzer kennt die Standhaftigkeit dieses Rosengewächses. Warum Brombeeren keine Dornen haben, wo und wann man sie am besten sammelt und was Hirsche damit zu tun haben, erfahrt ihr im folgenden Artportrait.

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Brombeerblätter Wirkung
Kapitel 1: Merkmale

Brombeeren sind winterharte, mehrjährige Sträucher, deren Stängel unterschiedlich stark bestachelt und verholzt sein können. Oft wächst die Pflanze als Kletterpflanze, es gibt aber auch kriechende Vertreter wie die Kratzbeere (Rubus caesius).

Die Blätter sind abwechselnd am Stiel angeordnet und können 3fach, 5fach oder 7fach gefiedert sein. Die Blattränder sind gezähnt. An ihrer Unterseite sind die Blätter an der Mittelrippe ebenfalls bestachelt.

Von Mai bis August erscheinen die fünfblättrigen Blüten in Farben von zartrosa bis weiß. Diese stehen in rispigen oder traubigen Blütenständen. Die Blüten besitzen viele Staub und Fruchtblätter, aus denen sich von August bis in den Oktober hinein kleine blauschwarze Steinfrüchte bilden, die wir alle zusammengenommen als Brombeere kennen. Die Frucht ist also keine Beere, sondern eine Sammelsteinfrucht. Zur Wirkung von Brombeerblättern mehr in Kapitel 4.

Kapitel 2: Botanisches

Die Brombeere wird zusammen mit der Himbeere der Pflanzengattung Rubus zugeordnet, deren Vertreter innerhalb der gemäßigten Zone weltweit anzutreffen sind. Die Gattung gehört der Familie der Rosengewächse der Rosaceaen an. Neben den Rosen umfasst diese noch viele weitere uns gut bekannte Arten wie Äpfel, Mandeln, Birnen, Pflaumen und Kirschen. Neben den bekannten Obstarten finden sich auch verschiedene krautige Pflanzen wie der Frauenmantel, das Fingerkraut, die Nelkenwurz oder das Mädesüß.

Bei uns in Mitteleuropa gibt es bereits eine schier unzählige Vielfalt an wilden, kultivierten und ausgewilderten Brombeerarten und Unterarten, die teilweise nur sehr schwer voneinander unterscheidbar sind. Sie bilden häufig Hybride, also Mischformen. Glücklicherweise sind diese für unsere Zwecke alle gleichermaßen verwendbar.

Die ökologisch wertvollen Sträucher sind wichtige Rückzugsräume für viele Tiere, da sie dort vor Fressfeinden sicher sind. Zum Beispiel haben viele Vögel hier einen großen Nutzen. Viele Insekten lieben Brombeerblüten und wer einmal an ihnen gerochen hat, kann das gut nachvollziehen. Doch Brombeeren können sich auch ganz ohne Partner vermehren, indem sie einfach – ohne vorher bestäubt worden zu sein – Samen bilden.

Kapitel 3: Inhaltsstoffe & Verwendbarkeit

Die Brombeere begleitet den Menschen als Heil- und Kulturpflanze schon sehr lange. Bereits aus der Steinzeit, dem alten Ägypten, bei den Griechen und den Römern gibt es Funde der Kerne und Überlieferungen über deren Verwendung.

Bei der Brombeere muss man zwischen den Früchten und den Blättern unterscheiden. Die Blätter zeichnen sich vor allem durch einen wirksamen Gehalt an Gerbstoffen aus, diese wirken zusammenziehend und entzündungshemmend. Weitere Inhaltsstoffe sind Flavonoide und organische Säuren.

Brombeeren in der Küche

Die Blätter schmecken lecker in verschiedensten Teemischungen. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass durch die behaarten und stachligen Blätter sich die Mischungen nicht so schnell entmischen und sich in grobe und feine Bestandteile aufteilen. Aber auch als alleinige Zutat schmecken vor allem die jungen Blätter der Brombeere herrlich frisch als Teeaufguss. Ein besonderes Geschmackserlebnis bieten fermentierte Blätter der Brombeere. Diese wurden in früheren Zeiten oft als Schwarzteeersatz genutzt und waren als „deutscher Tee“ bekannt.

Die Früchte schmecken herrlich säuerlich- süß und finden vielseitige Verwendung in der Küche. Sie sind wahre Vitaminbomben und enthalten zudem eine Vielzahl an verschiedenen Mineralien und Spurenelementen.

Heilwirkung von Brombeere / Brombeerblätter Wirkung

Vielen Wildkräutern werden diverse Heilwirkungen nachgesagt. Uns ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich dabei um Erfahrungswerte handelt (Volksmedizin, Teile der Naturheilkunde etc.) oder ob es dazu Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Standards gibt. Hier sind unsere Rechercheergebnisse zum Thema Brombeerblätter Wirkung:

Heilwirkung von Brombeere aus Sicht der Rationalen Phytotherapie (durch Studien belegt)

Bis jetzt fand noch keine Bearbeitung der Brombeerblätter durch die HPNC noch von der ESCOP statt. Die Kommission E empfiehlt sie innerlich bei unspezifischen, akuten Durchfallerkrankungen und äußerlich bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Eine Einstufung als traditionelles Arzneimittel nach dem Arzneimittelgesetz fand noch nicht statt.

Heilwirkung von Brombeere aus Sicht der Volks- / Naturheilkunde (nicht durch Studien belegt)

In der Volksheilkunde findet die Brombeere ebenfalls wegen ihrer zusammenziehenden und entzündungshemmenden Wirkung Anwendung bei Durchfällen, Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie äußerlich für Waschungen bei entzündlichen Hautausschlägen.

Kapitel 4: Verwechslung & Gefahren Brombeeren

Spätestens wenn die Brombeere ihre dunklen Früchte bekommt erkennt sie jedes Kind. Auch davor ist sie aufgrund ihres Wuchses und ihrer Stacheln gut zu erkennen. Für Anfänger kann sie aber manchmal schwer von der Himbeere unterschieden werden. Hier hilft ein Blick unter das Blatt. Die Himbeere besitzt nämlich eine silbrig-weiße und filzige Blattunterseite. Zudem sind die Stacheln der Mittelrispe viel feiner und weicher.

Werden die beiden einmal verwechselt ist das aber nicht weiter schlimm, denn die Blätter der Himbeere schmecken ebenfalls gut im Tee.

FAQ: haben Brombeeren Dornen oder Stacheln?

Hast du gewusst, dass die Brombeere keine Dornen, sondern Stacheln besitzt? So ist es übrigens auch bei den anderen Rosen (Brombeeren sind auch Rosengewächse) . Dornröschen sollte also eher Stachelröschen genannt werden. Umgekehrt besitzen Kakteen keine Stacheln, sondern Dornen. Doch was ist der Unterschied zwischen den Beiden? Dornen sind Pflanzenorgane wie Blätter, Wurzel oder Spross („Stängel“), die im Laufe der Zeit umgewandelt wurden und fest mit der Pflanze verwachsen sind und über deren Leitbahnen versorgt werden. Stacheln dagegen sind keine umgewandelten Pflanzenorgane, sondern wachsen an den Organen als Auswüchse. Sie sitzen auf der Epidermis, der Außenhaut der Pflanze. Stacheln kannst du im Gegensatz zu den Dornen ganz leicht von der Pflanze entfernen. Dornen wie auch die Stacheln helfen der Pflanze sich vor Fressfeinden zu schützen. Die Brombeere nutzt ihre Stacheln auch als Kletterhilfe.

Kurzcheck "die Richtige"

Alle wichtigen Erkennungsmerkmale der Brombeere zusammengefasst.

Brombeerblätter Wirkung
Kapitel 5: Sammelorte & Sammelzeiträume Brombeere

In diesem Kapitel wollen wir uns mit der Sammelpraxis beschäftigen. Wo finde ich Brombeere , wo kann ich sie am besten Sammeln? Und welche Jahreszeit ist die beste, um Brombeere zu Sammeln?

Brombeerblätter Wirkung

Die Brombeere mag stickstoffreiche und kalkhaltige Böden und steht gerne sonnig bis halbschattig. Wegen ihrer erfolgreichen Verbreitungsstrategie über Wurzelausläufer und Absenker kann sie aber fast überall, wo etwas Platz und Sonne gibt gefunden werden. So trifft man die Brombeere häufig auf Waldlichtungen, Kahlschlägen, Wegesrändern, Gebüschen und Hecken, auf Brachen und in verwilderten Gärten an. Brombeere blüht von Mai bis August , dementsprechend kann man je nach Standort die Früchte der Brombeere von August bis in den Oktober hinein sammeln.

Die frischen Blätter können in warmen Jahren schon ab März gesammelt werden. Solange die Stacheln noch weich sind, können die Blätter auch frisch verzehrt oder als Blattgemüse gekocht werden. Für die Nutzung als Tee, können die Blätter bis in den Späten Sommer hinein gesammelt werden. Manche Brombeeren sind wintergrün, verlieren auch über den Winter ihre Blätter nicht. Diese sind aber nicht sehr ansehnlich und sind oft von Pilzen befallen und eignen sich daher nicht mehr zum Sammeln.

Kapitel 6: Mythologisches & Historisches

Woher kommt der Name Brombeere? Was haben unsere Vorfahren Brombeere verbunden, welche Mythen ranken sich um ihn? Was gibt es sonst noch interessantes über Brombeere zu berichten?

Aus dem Indogermanischen leitet sich der Gattungsname Rubus von „reub“ ab, was so viel wie „reißen“ bedeutet. Jeder, der sich schon einmal seinen Weg durch ein Brombeer- oder Himbeergebüsch bahnen musste kann diese Namensgebung wohl lebhaft nachvollziehen.

Das Artepitheton fruticosus leitet sich vom lateinischen „frutex“ =Strauch ab.

Der deutsche Name Brombeere kommt aus dem Althochdeutschen, der „bramo-beri“   welche für Dornenstrauch und Beere steht. Den Germanen war die Brombeere heilig und sie wurde als Zauberstrauch verehrt. Da die Beeren gerne von Hirschen gefressen werden, wurde die Brombeere von den German auch als Hirschbeere bezeichnet.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Brombeerblätter Wirkung ans Herz legen:

Quellen zum Artikel Brombeerblätter Wirkung:

Fleischhauer, S. G., Guthmann, J., Spiegelberger, R., Essbare Wildpflanzen

Grappendorf, D., Wildkräuter- Küche

https://arzneipflanzenlexikon.info/brombeere.php

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021


Schafgarbe

Schafgarbe Wirkung
Schafgarbe

Die verkannte Verwandte der Kamille

Schafgarbe Wirkung

Bei der Schafgarbe handelt es sich um eine der ältesten pflanzlichen Arzneien. Sie begegnet uns ständig, doch führt sie den unbedarften Sammler gleich zweifach an der Nase herum. Wir erzählen dir, wie du sie dennoch beim nächsten Mal auf den ersten Blick von giftigen Doldenblütlern unterscheiden kannst.

Das sagenumwobene Heilkraut war bereits im antiken Griechenland bekannt und diente im Laufe der Zeit als Projektionsfläche für diverse Aberglauben. Auch in der Küche findet die Schafgarbe eine Verwendung. Appetitlosigkeit, Flatulenz und oberflächliche Wunden – dagegen ist kein Kraut gewachsen, oder vielleicht doch? Hier erfährst du mehr über die Inhaltsstoffe & Wirkung von Schafgarbe und warum gerade Frauen diese Pflanze unbedingt kennen sollten.

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Schafgarbe Wirkung
Kapitel 1: Merkmale Schafgarbe

Schafsgarbe besitzt Blütenkörbchen, deren Einzelblüten gemeinsam den Anschein einer einzelnen Blüte erwecken. Dieser Eindruck entsteht, da nur die vier bis sechs außengelegenen Blüten (Zungenblüten) innerhalb eines Korbes über je ein verlängertes, meist weißes Blütenblatt verfügen. Die Kronblätter der inneren Röhrenblüten sind zu einer unscheinbaren, weiß-gelben Röhre verwachsen. Die Farbe der Blütenblätter ist erstaunlich variabel. So existieren neben der dominierenden, weißen Form auch rosafarbene Ausprägungen.

Die Blätter entspringen abwechselnd dem Stängel und sind fein gefiedert. Diese kleinteilige Gliederung der Blätter spiegelt sich im lateinische Artepitheton millefolium wider, was so viel bedeutet wie „Tausendblatt“.

Insgesamt verfügt die Schafgarbe über einen markanten, leicht an Kamille erinnernden Geruch. Dabei sei jedoch Vorsicht geboten, denn aus verschiedenen Gründen sollte der Geruch einer Pflanze nie als Bestimmungsmerkmal verwendet werden. Zur Schafgarbe Wirkung kommen wir in Kapitel 4.

Kapitel 2: Botanisches

Auf den ersten Blick wird die Schafgarbe gerne für einen Doldenblütler (Apiaceae) gehalten. Zwar verfügen auch Vertreter dieser Pflanzenfamilie häufig über weiße, dichtstehende Blüten, doch entdeckt man bei genauerer Betrachtung der Schafgarbe zwei wichtige Details: Zum einen besteht jede der vermeintlichen „Blüten“ in Wahrheit aus vielen Einzelblüten, die zusammen einen Blütenkorb bilden. Zu anderen handelt es sich bei der Anordnung dieser Blütenkörbe keinesfalls um eine Dolde, da nicht alle Verzweigungen aus einem Punkt entspringen. Wider Erwarten handelt es sich bei Achillea millefolium also um einen Vertreter der Korbblütler (Asteraceae), zu denen neben dem Löwenzahn auch das Gänseblümchen oder die Kamille gehören.

Hinter der Gemeinen Schafgarbe verbirgt sich eine Artengruppe, die viele Kleinarten umfasst. Die genaue Zusammensetzung der Inhaltsstoffe kann auf diese Weise recht stark variieren, jedoch lassen sie die Vertreter trotzdem ohne Bedenken in gleicher Weise verwenden.

Die Schafgarbe verfügt über ein unterirdisches Rhizom. Es handelt sich hierbei um einen parallel zur Erdoberfläche verlaufenden Teil der Sprossachse, aus welchem ständig neue Pflänzchen samt Wurzel austreiben können. Während der obere Teil der Pflanzen am Ende einer Vegetationsperiode abstirbt, überdauert der unterirdische Bereich. Die Bestäubung erfolgt unspezifisch durch diverse Insekten wie Fliegen oder Bienen.

Kapitel 3: Inhaltsstoffe & Verwendbarkeit Schafgarbe

Die Schafgarbe verfügt über einen herb-aromatischen Geschmack – eine Komposition aus Bitterstoffen und ätherischem Öl. Folglich können die jungen Blätter gut als würzige Zugabe in Gemüsegerichten oder im Kräuterquark dienen, dominieren aber auch rasch durch ihren bitteren Geschmack. Die Schafgarbe gilt als eines der wichtigsten Heilkräuter der traditionellen europäischen Medizin und der pflanzenbasierten Frauenheilkunde.

***Achtung: Die Pflanze enthält geringe Mengen an Thujon – ein Inhaltsstoff, der auch in anderen Wildkräutern wie dem Wermut zu finden ist. In hohen Dosierungen kann er als Nervengift wirken und abortive Eigenschaften entfalten, jedoch wurden derlei Nebenwirkungen bei einer Einnahme von Schafgarbe nicht beschrieben.***

***Achtung: Bei empfindsamen Menschen kann bei Hautkontakt in Verbindung mit UV-Strahlung in wenigen Fällen ein Hautausschlag (Wiesendermatitis) auftreten. *** Weitere Wirkung Schafgarbe, siehe Kap. 4.

Schafgarben – Tee

Für die innerliche Anwendung bei diversen  Beschwerden des Magen-Darm-Traktes wie Völlegefühl und Sodbrennen oder bei Unterleibskrämpfen lässt sich leicht ein Tee aus dem getrockneten oder frischen Kraut zubereiten. Übergieße dazu einfach wenige Gramm des gesamten, feingeschnittenen Krautes mit ca. 150 ml heißem Wasser und lasse den Tee für 20 Minuten ziehen.

Für ein Sitzbad hingegen braucht es einen Aufguss mit ein bis zwei Liter warmen Wasser auf ungefähr 100 g des Krautes.

Übrigens gibt es für unsere Mitglieder*innen einen kostenlosen Online Wildkräuter Teekurs, bei dem auch die Schafgarbe eine wichtige Rolle einnimmt.

Schafgarben – EisTee

Praxistipp: Schafgarben – Eistee
Ein Eistee aus Schafgarbenkraut ist ein erfrischendes und leckeres Sommergetränk. Einfach einen Schafgarbentee aus den Blättern und Blüten der Schafgarbe aufbrühen und 15 Minuten bei geschlossenem Deckel ziehen lassen. Mit Holunderblütensirup oder einem anderen Süßungsmittel verfeinern, Eiswürfel hineingeben und genießen!

Heilwirkung von Schafgarbe

Vielen Wildkräutern werden diverse Heilwirkungen nachgesagt. Uns ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich dabei um Erfahrungswerte handelt (Volksmedizin, Teile der Naturheilkunde etc.) oder ob es dazu Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Standards gibt. Hier sind unsere Rechercheergebnisse:

Heilwirkung von Schafgarbe aus Sicht der Rationalen Phytotherapie (durch Studien belegt)

HMPC: Trotz der unzureichenden Datenlage aus klinischen Studien stuft die HMPC diese Heilpflanze als „traditionelles pflanzliches Arzneimittel“ ein und bezeichnet ihre Wirkung als plausibel. Dieses Fazit beruht unter anderem auf Laborstudien, welche eine antibakterielle, entzündungshemmende und krampflösende Wirkung der Arznei unter kontrollierten Bedingungen zeigten.

ESCOP/ Kommission E: Beide betonen die innere Anwendung bei krampfbedingten Unterleibs- oder Magen-Darm-Beschwerden. Hierzu zählen Völlegefühl, Blähungen oder Menstruationsschmerzen. Bei Appetitlosigkeit kann die Pflanze auf Grund ihrer Bitterstoffe anregend wirken. Auch als Sitzbad wird Frauen eine Anwendung bei krampfartigen Schmerzen im Beckenraum empfohlen. Die ESCOP weist zudem auf die traditionelle Anwendung zur Behandlung kleiner, oberflächlicher Wunden hin.

Heilwirkung von Schafgarbe aus Sicht der Volks- / Naturheilkunde (nicht durch Studien belegt)

In der Naturheilkunde zählt zum Einsatzspektrum der Schafgarbe auch die Behandlung von Leber- und Nierenleiden, Hämorrhoiden und diversen äußerlichen Geschwüren.

Kapitel 4: Verwechslung Schafgarbe & Gefahren

Die größte Gefahr geht hier von der Verwechslung mit diversen giftigen Doldenblütlern aus. In dieser Pflanzengruppe befinden sich zahlreiche Unheilbringer, wie der Riesenbärenklau oder der Gefleckte Schierling, dessen Kraut bereits in geringsten Mengen tödlich sein kann. Doch wer sich einmal gemerkt hat, weshalb es sich bei der harmlosen Schafgarbe nicht um einen Doldenblütler handeln kann, ist auf der sicheren Seite.

Doldenblütler (Apiaceae)

Auf den ersten Blick wird die Schafgarbe gerne für einen Doldenblütler (Apiaceae) gehalten. Zwar verfügen auch Vertreter dieser Pflanzenfamilie häufig über weiße,dichtstehende Blüten, doch entdeckt man bei genauerer Betrachtung der Schafgarbe zwei wichtige Details:Zum einen besteht jede der vermeintlichen „Blüten“ in Wahrheit aus vielen Einzelblüten, die zusammen einen Blütenkorb bilden. Zu anderen handelt es sich bei der Anordnung dieser Blütenkörbe keinesfalls um eine Dolde, da nicht alle Verzweigungen aus einem Punkt entspringen. Diese Unterscheidung ist wichtig, da Doldenblütler für Einsteiger*innen tabu sind: aufgrund hoher Verwechslungsgefahr mit giftigen Arten innerhalb dieser Familie.

 

Mehr dazu im Artikel (…)

Graukresse (Berteroa incana)

Gelegentlich wird die Schafgarbe von Anfängern auch mit der Graukresse (einem Kreuzblütler) vertauscht. Hier stellen die Fiederblätter ein sicheres Unterscheidungsmerkmal dar, obgleich eine Verwechslung herzlich undramatisch wäre – vielleicht sogar ein kulinarischer Gewinn.

Kurzcheck "die Richtige"

Alle wichtigen Erkennungsmerkmale der Schafgarbe zusammengefasst.

Kapitel 5: Sammelorte & Sammelzeiträume Schafgarbe

In diesem Kapitel wollen wir uns mit der Sammelpraxis beschäftigen. Wo finde ich Schafgarbe , wo kann ich ihn am besten Sammeln? Und welche Jahreszeit ist die beste, um Schafgarbe zu Sammeln?

Schafgarbe Wirkung

Der Stickstoffanzeiger bevorzugt nährstoffreiche, eher wasserarme Böden mit vergleichsweise hoher Sonnenexposition. Das Vorkommen der Pflanze erstreckt sich somit von Fettwiesen, über Weiden bis hin zu Halbtrockenrasen oder Wegrändern. Angesichts der bis zu 90 cm tiefreichenden Wurzeln und langen Ausläufer, leistet sie zudem einen Beitrag zur Bodenfestigung des Standorts. Schafgarbe blüht von Juni bis in den Oktober hinein. Möchte man sie aufgrund der ätherischen Öle sammeln, sollte man sie während der Blütezeit sammeln. Die Blätter schmecken auch außerhalb der Blütezeit.

Schafgarbe Wirkung
Kapitel 6: Mythologisches & Historisches

Woher kommt der Name Schafgarbe? Was haben unsere Vorfahren mit Schafgarbe verbunden, welche Mythen ranken sich um sie? Was gibt es sonst noch interessantes über Schafgarbe zu berichten?

Bereits in der griechischen Mythologie findet die Schafgarbe Erwähnung. Der große Held Achilles nutzte das Kraut zur Heilung einer Wunde, die er dem mysischen König Thelephos zusetzte, nachdem er auf der Suche nach Troja in dessen Gebiet einzog. In der Heilkunde unterwiesen wurde Achilles der Erzählung zufolge übrigens durch den Zentauren Chiron, welcher ihn großzog und in diversen Disziplinen unterrichtete. Mitte des 18. Jahrhunderts definierte der bekannte Naturforscher Carl von Linné die Gattung der Schafgarben und benannte sie in Anlehnung an diese Sage als Achillea.

Der Trivialname „Schafgarbe“ bezieht sich vermutlich auf ihr häufiges Auftreten auf Viehweiden, wo die zarten Blätter insbesondere von Schafen mit großer Vorliebe verzehrt werden. Es ist denkbar, dass sich auch die Schafe intuitiv ihre verdauungsfördernde Wirkung zu Nutze machen. Der Wortbestandteil „Garbe“ entstammt dem altdeutschen Begriff „garwa“, dessen Bedeutung etymologisch zwar nicht eindeutig belegt ist, welcher aber in diesem Zusammenhang im Sinne von „bereitstehend“ gedeutet wird. Somit ist die Schafgarbe ein auf Schafweiden zur (Wund)Heilung bereitstehendes Kraut.

Früher war die Schafgarbe unter dem deutschen Begriff Soldatenkraut bekannt und wurde in erster Linie von Soldaten und Kriegern zur Behandlung von Wunden und Verletzungen eingesetzt. Schnell erhielt die Pflanze auch Einzug in die Küche, wo sie als traditioneller Bestandteil der Gründonnerstagssuppe verwendet wurde. Rund um die Schafgarbe ranken sich viele Geschichten und Bräuche. In Teilen Frankreichs wird das Kraut teilweise als „en rêve“ bezeichnet, da es Kindern früher vor dem Zubettgehen auf die Augen gelegt wurde, um schöne Träume herbeizuführen. Auf Grund seines intensiven Geruchs soll das Kraut sogar zum Schutz gegen die Pest in Fenster und Türen gehangen worden sein.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Schafgarbe Wirkung ans Herz legen:

Quellen zum Artikel “Schafgarbe Artprofil und Schafgarbe Wirkung”:

Bochsch, Manfred. Das praktische Buch der Heilpflanzen. BLV Buchverlag GmbH & Co.KG, 2016.

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

Riffel, Angelika. Heilpflanzen der Traditionellen Europäischen Medizin. Wirkung und Anwendung nach häufigen Indikationen. Springer-Verlag GmbH Deutschland, 2017.

Söhns, Franz. Unsere Pflanzen . Teubner, 1912.

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/millefolii-herba (Zuletzt aufgerufen 2.Oktober 20:45)

https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=89 (Zuletzt aufgerufen 2. Oktober 21:57)

https://www.duden.de/rechtschreibung/Schafgarbe (zuletzt aufgerufen am 3. Oktober 16:46)


Schleimstoffe

Schleimstoffe

Eine schleimige Schutzschicht

Schleim, das klingt zwar erst einmal unangenehm, ist er von großer Bedeutung für verschiedenste Köperfunktionen. Von der Verdauung bis zur Atmung können Schleimstoffe in unserem Körper viel Gutes anrichten, doch was hat es damit genau auf sich? Welche Pflanzen sie liefern und was Flohsamen mit dem Spitzwegerich zu tun haben, stellen wir euch im folgenden Artikel vor.

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Was sind Schleimstoffe?

Pflanzliche Schleimstoffe sind komplexe, stark verzweigte Kohlenhydrate (Polysaccharide) die auf Grund ihrer Struktur und Polarität Wasser binden, wodurch sie eine schleimige, Gel-Substanz bilden. Diese Eigenschaft können wir zum Beispiel beim Haferbrei oder den aufquellenden Leinsamen beobachten. Schleimstoffe können nicht nur in Getreidekörnern und Samen vorkommen, sondern in fast allen Pflanzenorganen vieler Wildpflanzen: Von den Blättern unserer heimischen Wegerich-Arten bis zu den Blüten der Königskerzen sind die wertvollen Polysaccharide vertreten. Der Pflanze dienen Schleimstoffe zum Speichern von Wasser, zum Aufquellen des Samens im Zuge der Keimung und zum Verschließen von Wunden im Pflanzengewebe.

Wie wirken Schleimstoffe ?

Auch unserer Körper kann von diesen Inhaltsstoffen profitieren. Bei Reizungen und Entzündungen der oberen Atemwege stärken pflanzliche Schleimstoffe unsere Schleimhaut, indem sie sich als schützende Schicht darüberlegen. Auf diese Weise wird eine weitere Barriere für Krankheitserreger geschaffen und der Erkältungsschleim kann erfolgreicher abtransportiert werden. Gerade bei trockenem Husten kann der Hustenreiz so merklich verringert werden. In der Verdauung wirken wasserunlöslichen Schleimstoffe als Ballaststoffe, welche als wässrige Gel-Lösung das Darmvolumen erhöhen und somit die peristaltischen Bewegungen begünstigen. Außerdem wird die Gleitfähigkeit erhöht und Magen-Darm-Reizungen gelindert –  ein Effekt, der Vielen von den schleimstoffreichen Flohsamenschalen bekannt sein dürfte. Weiterhin können Schleimstoffe im menschlichen Körper Giftstoffe binden, den Cholesterinspiegel senken und Entzündungen hemmen. Doch so vielversprechend die Vorteile unweigerlich sind, so fatal kann ein übermäßiger Verzehr wirken: In hohen Dosierungen entziehen die Schleimstoffe dem Körper große Mengen an Wasser und erschweren die Nährstoffaufnahme. Eine förderliche Konzentration an Schleimstoffen bei Atemwegserkrankungen ist zum Beispiel im Spitzwegerich oder in Lindenblüten gegeben. Daneben treten Schleimstoffe besonders häufig unter den Malvengewächsen auf.

Schleimstoffe helfen den Samen bei der Keimung, hier ein Spitzwegerich (Plantago lanceolata)

Im Übrigen setzten die Wegerich-Arten auch bei der Verbreitung auf Schleimstoffe. Ihre Samen haften sich mit Hilfe der klebrig-quellende Samenhülle an Pfoten, Rädern oder Hufen und werden so über weite Distanzen entlang von Wegen und Trampelpfaden getragen, auf denen sie daher bevorzugt wachsen. Auch die Flohsamenschalen sind Teile der indischen Wegerich-Art Plantago indica und mit unserem heimischen Spitzwegerich nah verwandt.

Welche Wildkräuter haben viele Schleimstoffe?

Viele Wildkräuter sind schleimstoffereich. Einige Arten sind noch schleimstoffreicher als andere, weshalb wir hier eine List mit Wildkräutern und anderen Pflanzen mit viel Schleimstoffen erstellt haben:

 

Wegerichgewächse

  • Spitzwegerich
  • Breitwegerich

Malvengewächse

  • Lindenblüten
  • Malven – Arten
  • Stockrosen

Andere Gruppen

  • Königskerze

Schleimstoffreiche Wildkräuter in der Hausapotheke und Küche

Schleimstoffreiche Wildpflanzen werden sowohl als Wildgemüse, als auch zu therapeutischen Zwecken verwendet. So schmecken die Samen der Malven roh sehr lecker und als Wildspinat werden die Blätter im arabischen Raum häufig verwendet. Die jungen Blütenstände des Spitzwegerichs schmecken nach Champignon und sind sehr lecker im Risotto.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zu diesem Thema ans Herz legen:

Quellen:

https://www.spektrum.de/lexikon/arzneipflanzen-drogen/schleimstoffe/13179 (Abgerufen am 1.11.21 um 13:49)

Fleischenhauer et. al.. Essbare Wildpflanzen. AT Verlag, 2007.

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.


Gibt es essbare Wildkräuter im Winter?

essbare Wildkräuter im Winter

Gibt es essbare Wildkräuter im Winter?

Erst einmal die gute Nachricht: Ja, die gibt es. Auch im Winter muss man nicht auf eine leckere Wildkräuterbeilage verzichten – auch wenn die Auswahl naturgemäß viel kleiner ist als in den anderen drei Jahreszeiten.

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Viele Pflanzen gehen scheinbar im Winter zugrunde. Lediglich abgestorbene Halme bleiben bei vielen Kräutern im Winter stehen und zeigen uns an, wo man im Frühling nach ihnen Ausschau halten kann. Aber nicht verzagen: wer suchet, der findet! Pflanzen haben bei uns unterschiedliche Strategien, mit dem Winter zurecht zu kommen. Botaniker*innen unterscheiden bei den Pflanzen grob 4 unterschiedliche Lebensformtypen (auch Überdauerungsformen genannt, manche Autor*innen unterteilen in bis zu 8 Typen).

1. Einjährige

Die Einjährigen („Therophyten“) überwintern häufig als Samen. Die Pflanze keimt, bildet Samen und stirbt – alles während eines Jahres. Ein Beispiel wären hier die Knopfkraut-Arten (Galinsoga sp.) . Diese Arten sind im Winter für den Wildkräutersammler oft uninteressant: Die Pflanzen sind vertrocknet, beinhalten so gut wie keine Nährstoffe mehr oder sind ungenießbar. Die Samen sind meist schon verteilt, von Tieren gefressen oder verfault. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Manche Arten keimen erst im Herbst („Winteranuelle“) und überwintern mit frischem und leckerem Blattgrün unter dem Schnee. Dazu gehört zum Beispiel die purpurrote Taubnessel – sie wartet nicht erst auf den Frühling, sondern blüht einfach das ganze Jahr hindurch. Und das zum Teil unter der Schneedecke!

2. Erdschürfepflanzen

Die zweite Gruppe wird Erdschürfepflanzen („Hemikryptophyten“) genannt. Diese bilden meist eine Blattrosette (dicht gedrängte bodennahe Blätter) und leben mindestens 2 Jahre – die Überdauerungsorgane befinden sich dabei knapp oberhalb des Bodens. Die meisten Süßgräser und viele Sauergräser gehören dazu. Der Rasen im Garten muss ja auch nicht jedes Jahr neu gesät werden: verwitternde Blattscheiden umschließen die Erneuerungsknospen und schützen diese vor Erfrierungen. Der Rest der Pflanze stirbt ab. Unter diesem Lebensformtyp lassen sich im Winter einige essbare Wildkräuter finden. Beispiele sind hierbei Gundermann und Gänseblümchen. Unter dem Schnee kann man oft sogar blühende Exemplare finden und sich damit einen kleinen Salat anrichten.

3. Erdpflanzen

Die Pflanzen der dritten Gruppe werden als Erdpflanzen bezeichnet. Das Bedeutet, dass sich ihre Überdauerungsorgane (oft Zwiebeln oder Rhizome) unterhalb der Erdoberfläche befinden. Diese Pflanzen fallen für den Wildkräutersammler im Winter aus Sicherheitsgründen in der Regel weg: zu groß ist das Risiko, eine ebenfalls unter der Erde überwinternde giftige Art zu erwischen. Denn davon gibt es nicht wenige: Herbstzeitlose, Maiglöckchen und Co sind nur anhand der Zwiebel kaum von den essbaren Arten wie Bärlauch und Weinberglauch zu unterscheiden. Also: Finger weg und auf den Frühling warten!

4. Oberflächenpflanzen

Zu guter Letzt bilden die Oberflächenpflanzen , Bäume, Sträucher und Zwergsträucher die vierte Gruppe. Zu ersterem gehören zum Beispiel krautige Pflanzen wie die Fetthennen-Arten (Sedum) und das Zymbelkraut. Bei diesen teils verholzenden Pflanzen befinden sich die Überdauerungsknospen 1 – 50cm über dem Boden. Aber auch verholzende Arten wie die Heidelbeere gehören dazu. Bäume und Sträucher zählen wir der Einfachheit halber mit in diese Gruppe. Hier sind die Strategien unterschiedlich: einige werfen ihr Laub ab, andere tun es nicht. Diese Gruppe ist insgesamt eher uninteressant, wenn man im Winter Wildkräuter sammeln möchte. Junge Knospen der Fetthennen -Arten können zwar gefunden werden, aufgrund des Gehaltes an Alkaloiden sollte nicht viel davon verzehrt werden. „Hagebutten“, die Früchte der Wildrosen können im Winter durchaus gefunden werden.

essbare Wildkräuter im Winter

FAQ: Was sind eigentlich „Stauden“?

Dieser vor allem im Gärtnerischen Bereich verwendete Begriff bezeichnet krautige , also nicht verholzende, mehrjährige Pflanzen. Im Grunde kann man sowohl die Erschürfepflanzen, als auch die Erdpflanzen als Stauden bezeichnen!

Welche essbaren Pflanzen kann ich nun im Winter finden?

Hier eine Liste ausgewählter Arten:

  • Junge Triebe von Brennnesseln
  • Vogelmiere
  • Fetthenne (Alkaloidhaltig)
  • Gundermann
  • Wegerich – Arten
  • Gänseblümchen
  • Taubnessel – Arten

Fazit

Ja, man kann die Küche auch im Winter mit gesunden Wildkräutern bereichern. Letztendlich schmecken Wildkräuter aber immer noch am besten, wenn sie im Frühling frisch austreiben. Und: Finger weg von den Erdpflanzen (Geophyten) ! Die Gefahr, sich zu vergreifen ist einfach zu groß.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema essbare Wildkräuter im Winter ans Herz legen:


Gefahren beim Wildkräuter Sammeln - Teil I: Autoabgase

wildkräuter am straßenrand
wildkräuter am straßenrand
Gefahren beim Wildkräuter Sammeln

Teil I Autoabgase / Wildkräuter am Straßenrand

Deutschland ist Autoland. Vor allem in unseren Großstädten macht sich das leider oft durch schlechte Luftqualität bemerkbar. Doch welchen Einfluss hat das auf die Pflanzen, die in den Städten wachsen? Verschiedene Studien zeigen, dass die EU-Grenzwerte für Schwermetalle in Pflanzen in der Nähe von stark befahrenen Straßen regelmäßig überschritten werden. Wieviel Abstand man am besten nehmen sollte und warum auch das Supermarktgemüse nicht verschont wird, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

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Wie kommt es, dass schädliche Stoffe an Straßenrändern vorkommen?

Dazu gibt es etliche Untersuchungen, beginnen wir mit dem Schwermetall Blei. Bis 1988 wurde es dem Benzin beigefügt und war damit die Hauptquelle für die Umweltbelastung mit diesem (in höheren Dosen) gesundheitsschädlichem Schwermetall. Durch die Abgase landete Blei, genau wie das Schwermetall Cadmium, am Fahrbahnrand. Doch nicht nur der Verbrennungsvorgang selbst führt zu einer Emission gesundheitsgefährdender Stoffe , auch Ölverluste der hydraulischen Systeme und des Motors, Verunreinigungen und Zugaben des Kraftstoffs, als auch Motor- und Reifenabnutzung tragen ihren Teil dazu bei. So sind neben den bereits genannten Schwermetallen Kupfer, Zink, Nickel, Chrom und andere Schwermetalle ebenso zu finden, wie die krebserregenden Polycyclischen aromatische Kohlenwasserstoffe. Diese lagern sich als feinste Partikel auf der Fahrbahn ab, werden vom Regen weggespült und bis zu zehn Meter weit an den Fahrbahnrand verfrachtet.

Sind die Pflanzen am Straßenrand mit schädlichen Stoffen belastet?

Nun stellt sich die Frage, ob auch die Pflanzen, die am Straßenrand wachsen, belastet sind. Pflanzen nehmen nicht nur für uns lebenswichtige Mineralien aus dem Boden auf, sondern zum Teil auch für uns unerwünschte Stoffe.

Frau Dr. Säumel von der TU Berlin hat dazu recherchiert und die Ergebnisse in einem Informationsschreiben veröffentlicht. Sie fand zwar keine Untersuchungen über Auswirkungen des Straßenverkehrs auf Wildpflanzen, aber dafür welche von urban angebautem Gemüse. Wir gehen hierbei jedoch von einer gewissen Übertragbarkeit aus. Ihr Fazit: in der Nähe von stark befahrenen Straßen (ca. 10m) sind ein Teil der analysierten Pflanzen mit Schadstoffen belastet. So wurden die Grenzwerte für Blei in 67% der Fälle überschritten. 10 Meter ist dabei tatsächlich nicht viel und diese hohen Werte nur bei stark befahrenen Straßen gemessen, in ruhigeren, einspurigen Straßen liegen die Werte vermutlich deutlich darunter. Übrigens: Verschiedene Pflanzenarten lagern diese schädlichen Stoffe in unterschiedlichen Bereichen ein, so lagert Beinwell Cadmium eher in den Wurzeln und Brennnessel eher in den Blättern ein.

Wildkräuter am straßenrand? Besser nicht an stark befahrenen Straßen sammeln! Einen interessanten Hinweis gibt sie noch: man braucht nicht zu glauben, dass beim Supermarktgemüse immer die Grenzwerte eingehalten werden, ganz im Gegenteil: Zum Teil sind einige Kulturen (z.B. Kohlrabi) nicht selten stark belastet und überschreiten die Grenzwerte regelmäßig.

wildkräuter am straßenrand

Fazit Wildkräuter am Straßenrand:

Wildpflanzen können in der Nähe von stark befahrenen Straßen durchaus belastet sein. Mit stark befahren sind in der Regel hochfrequentierte und mehrspurige Verkehrsstraßen gemein. Wer Wildkräuter und Früchte sammeln möchte, sollte das nicht an stark befahrenen Straßen tun. Am besten hält man mindestens zehn Meter Abstand, schließlich wollen wir uns mit dem Sammeln von Wildpflanzen ja etwas Gutes tun.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Wildkräuter am Straßenrand ans Herz legen:

Quellen:

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

Kluge, Björn. „Schwermetallbelastung der Böden und Sickerwasserkonzentrationen entlang der AVUS Berlin (BAB 115)“, Technische Universität Berlin, 2010.

Säumel, Ina. „Wie gesund ist die Essbare Stadt?“, FORUM GEOÖKOLOGIE 2, 2013


Gefahren beim Wildkräuter Sammeln - Teil III: Fuchsbandwurm & Hundeurin

Wildkräuter Fuchsbandwurm & Hundeurin
Gefahren beim Wildkräuter Sammeln

Teil III: Wildkräuter Fuchsbandwurm & Hundeurin

Wildkräuter Fuchsbandwurm & Hundeurin

In Teil I und II unserer Reihe „Gefahren beim Wildkräuter Sammeln“  habt ihr erfahren, welche Gefahren von Schadstoffen aus dem Boden ausgehen können, welche von Pflanzen zum Teil aufgenommen und eingelagert werden. In diesem dritten Teil wollen wir uns mit dem Thema Parasiten beschäftigen. Zu diesem Themenbereich gehört die Angst vor Reineke und seinen Würmern, Hundepipi, sowie ein etwas unbekannter Parasit, der Leberegel. Was man früher über den Übertragungsweg des Fuchsbandwurmes glaubte, wie der heutige Wissensstand dazu ist und wo man besser nicht sammeln sollte, wenn man keinen Egel in seiner Leber haben möchte, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Fuchsbandwurm durch Wildkräuter und Beeren: Eine reale Gefahr?

Wir werden immer wieder gefragt, wie groß die Gefahr ist, sich beim Wildkräutersammeln einen Fuchsbandwurm einzufangen. Viele erinnern sich, dass sie als Kinder keine Beeren aus dem Wald verzehren durften, denn die Großeltern waren sich sicher: der Fuchs hat dort wahrscheinlich drauf gepinkelt und ein paar Fuchsbandwurmeier dagelassen. Viel zu gefährlich, davon zu essen. Nur ein Sammeln oberhalb des Knies wurde geduldet. Doch wie ist das nun, ist da etwas dran?

Unsere Weiterbildungen:

Was sind Fuchsbandwürmer?

Fuchsbandwürmer (Echinococcus multilocularis) sind Parasiten. Das bedeutet, dass sie sich nur durch “ Ressourcenerwerb mittels eines in der Regel erheblich größeren Organismus einer anderen Art“ ernähren können. Sprich: sie leben in einem anderen Lebewesen und ernähren sich von diesem.

Der Endwirt (also der Wirt, indem sich der Parasit vermehren kann) ist hierbei der Rotfuchs. Doch wie gelangt er in diesen? Nachdem die Wurmeier mit dem Kot ausgeschieden werden, können Zwischenwirte diese Eier aufnehmen. Das tun in diesem Fall verschieden Mäusearten, die in Kontakt mit dem Kot von Füchsen kommen. Die Mäuse werden wiederum von einem Fuchs gefressen: Der Kreis schließt sich. Gelangt der Wurm nun aber in einen Fehlwirt (z.B. den Menschen), kann es diesen stark schwächen. In diesem möchte er auch gar nicht sein, er fühlt sich nun einmal nur seinem heißgeliebten Fuchs pudelwohl. Eine Echinokokkose, so wie die Infektion eines Menschen mit dem Parasiten bezeichnet wird, ist kein Zuckerschlecken. Nicht nur, dass die Inkubationszeit bis zu 10 Jahre betragen kann, auch kann es zu starken Organschäden kommen. Betroffene müssen nicht selten ein Leben lang Medikamente nehmen.

Wie kann sich der Mensch anstecken?

Tatsächlich weiß man immer noch nicht genau, wie der Übertragungsweg des Fuchsbandwurmes genau aussieht. Aus statistischer Sicht gibt es dazu eine Auffälligkeit: man kann drei Risikogruppen benennen: Jäger*innen, Landwirt*innen und Hundebesitzer*innen. Daraus, und weil es noch nicht einen erwiesenen Fall einer Übertragung durch den Verzehr von Beeren oder Kräutern gibt, ziehen viele Mediziner folgenden Schluss: die Übertragung geschieht wahrscheinlich nicht oral, sondern vielmehr über die Atemwege. Zum Beispiel dann, wenn der Bauer oder die Bäuerin über kontaminierten Ackerstaub fährt und diesen einatmet. Oder dann, wenn die Jägerin oder der Jäger dem Fuchs das Fell über die Ohren zieht. Bei den Hundebesitzenden Menschen könnte es jedoch auch sein, dass feuchte Küsse einen Übertragungsweg darstellen. Da macht es also Sinn, den Hund regelmäßig zu entwurmen. Übrigens kann man sich mit dem Fuchsbandwurm nur über den Kot anstecken, Urin ist hierbei kein Übertragungsweg.

Eine Sache der Wahrscheinlichkeit

Die Wahrscheinlichkeit, sich beim Kräutersammeln anzustecken geht also gegen Null. Hier etwas Statistik (mit freundlicher Genehmigung der TU München).

Man muss hierbei Bemerken: es handeln sich hier um deutschlandweite Zahlen. Pro Jahr. 2006 war ein „Rekordjahr“ mit gerade mal 30 gemeldeten Ansteckungen.  Im Vergleich dazu mal folgende Zahlen:

  • 3 177 Verkehrstote pro Jahr
  • 9800 tödliche Unfälle im Haushalt
  • 16 tödlich endende Wespenstiche
  • 8 Tote durch Blitzschlag

Dieser Vergleich soll ein Gefühl der Relation vermitteln: Auch wenn man diese Zahlen kennt, steigen man trotzdem des Öfteren in ein Auto oder  weiterhin auf die Leiter, um die Decke zu streichen.

Regionale Unterschiede

Der Fuchsbandwurm ist nicht überall gleich stark verbreitet. In welchen Regionen kommt häufig Fuchsbandwurm vor? Gibt es den Fuchsbandwurm in Berlin, in Frankfurt und München? Auf dieser Karte sieht man einzelne, detektierte Fälle von einem Fuchsbandwurmbefall bei Füchsen: In Norddeutschland, West- und Mitteldeutschland, Berlin und Brandenburg gab es nur sehr wenige Fälle. Hauptverbreitung schien zum Zeitpunkt der Untersuchungen Baden-Württemberg und Westbayern zu sein.

Andere Parasiten, die durch Wildkräuter übertragen werden könnten

Leberegel

Der Fuchsbandwurm stellt beim Wildkräutersammeln also keine größere Gefahr da. Daneben gibt es jedoch zwei Parasiten, die tatsächlich über Wildpflanzen aufgenommen werden können. Die Rede ist vom großen und dem kleinen Leberegel, welche von manchem unwissenden Sammler von Brunnenkresse aufgenommen wird.

Der Große Leberegel (Fasciola hepatica) hat Wiederkäuer, meist Ziegen und Schafe als Endwirt. Sind diese befallen, scheiden Sie die Eier mit dem Kot aus. Die daraus geschlüpften Larven wiederum suchen sich Wasserschnecken als Zwischenwirt, in welchen Sie sich weiterentwickeln. Daraufhin heften sie sich an wassernahe Pflanzen und werden vom nächsten Wiederkäuer gefressen.

Daneben gibt es noch den kleinen Leberegel (Dicrocoelium dendriticum) , der eine durchaus interessante Strategie anwendet. Auch dieser entwickelt sich zeitweise in Schnecken und wird über infizierte Schleimbällchen an Ameisen weitergegeben. Die Larven „loggen“ sich in das Nervensystem der Ameisen ein und steuern diese zombiegleich auf das obere Ende eines Grashalms – wo er von Wiederkäuern gefressen wird und sich vollends entwickeln kann.

Infektionen kommen bei uns recht selten vor und im Gegensatz zum Fuchsbandwurm wird man Leberegel mithilfe von Medikamenten ganz gut wieder los. Man kann man das Risiko minimieren, indem man keine Wildkräuter (z.B: Brunnnenkresse) auf feuchten Weideflachen und an Gewässerufern sammelt, an denen regelmäßig Wiederkäuer stehen.

Und wie sieht das mit Wildkräutern und Hundeurin aus?

Unsere Großstädte sind aufgrund der vielen, nicht selten strukturreichen Grünflächen ziemlich artenreich. Doch hier sind nicht nur viele Menschen unterwegs, auch einige Vierbeiner (meist in Begleitung ihres Zweibeiners) fühlen sich hier meist pudelwohl. Tatsächlich ist das eines der Themen, das ausnahmslos in jeder unserer Kräuterführungen angesprochen wird, einfach weil es sehr viele Menschen bewegt. Teilweise ist der Ekel und eine diffuse Angst vor den tierischen Ausscheidungen dafür verantwortlich, dass einige Menschen bis dato noch keine Wildkräuter gesammelt haben. In diesem Beitrag möchten wir alle Fakten zusammenfassen: Welche Krankheiten können vom Hund auf den Menschen über den Urin übergehen? Welche Gefahr geht vom Hundeurin aus? Und sollte man es deshalb besser unterlassen, in Parks zu sammeln?

Beginnen wir mit den übertragbaren Krankheiten. Wenn eine Krankheit von einem Tier auf den Menschen „überspringen“ kann, nennt man das eine Zoonose. Hier interessiert uns also, welche Zoonosen der Hund in Deutschland übertragen kann. Wir beziehen uns dabei ausdrücklich nur auf Deutschland, in anderen klimatischen Regionen gelten aufgrund des Klimas, anderer Parasitenreservoirs und hygienischen Standards ganz andere Regeln. Außerdem schauen wir uns nur solche an, die über den Urin übertragen werden können, andere Übertragungswege sollen hier keine Rolle spielen.

Des Menschen bester Freund: Hunde können Krankheiten übertragen – und umgekehrt

Welche Zoonosen gibt es in Deutschland, die durch den Urin des Hundes übertragen werden können?

Zuerst einmal muss man feststellen, dass Urin im Anfangsstadium absolut steril, d.h. frei von Viren, Bakterien oder anderen einzelligen Krankheitserregern ist. Das liegt an der sogenannten Blut-Harn-Schranke. Die sog. Nierenkörperchen bilden ein extrem feines Sieb, durch welches nur Stoffe hindurchschlüpfen können, die kleiner als 4,4 Nanometer sind. Zum Vergleich: das Bakterium E.coli hat an der schmalsten Stelle einen Durchmesser von 1000 Nanometern (nm) und die viel kleineren Viren reichen von 10 nm bis 350 nm.

Wenn es dazu kommt, dass Krankheitserreger nachgewiesen werden können, liegt es daran, dass diese an irgendeiner anderes Stelle, nach der „Anfangsstation Nieren“, in den Urin gelangen. Denn der Weg bis zum nächsten Busch ist noch weit: über die Harnleiter geht es in die Harnblase und von dort aus über die Harnröhre nach draußen. Im Grunde gibt es bei uns nur zwei Krankheiten, die zudem extrem selten sind:

Brucellose

Diese Krankheit von Bakterien der Gattung Brucella ausgelöst. Auch wenn diese Krankheit hauptsächlich Nutzvieh betrifft, können sich Hunde theoretisch anstecken und die Keime über den Urin an die Umwelt abgeben. Diese Krankheit ist jedoch bei Menschen extrem selten, in Österreich wurden 2020 acht Fälle gemeldet. Die Heilungschancen beim Menschen sind sehr gut.

Leptospirose

Auch wenn diese Bakterien hauptsächlich in Tropen und Subtropen vorkommen, gibt es auch bei uns stabile Reservoirs. Dem RKI werden jedes Jahr zwischen 37 und 166 Fälle vermittelt, was zwar als sehr selten einzustufen ist, die Dunkelziffer jedoch weitaus höher sein dürfte. Fast alle Haus- und Nutztiere können erkranken und die Bakterien an uns Menschen weitergeben, wobei davon ausgegangen wird, dass Kleinsäuger wie Mäuse und Ratten bei uns in freier Natur die stärksten Ausscheider sind. Die Übertragung findet meist durch indirekten Kontakt (oft über Gewässer) mit dem Urin kranker Tiere statt. Dabei kommen Leptospiren über kleinere Hautverletzungen und über die Schleimhaut in den Körper. Übertragungen von Hund auf Pflanzen und von dort in dem Menschen sind bis jetzt noch nicht beobachtet worden, wären theoretisch aber möglich.

Fazit Wildkräuter Fuchsbandwurm & Hundeurin

Bis jetzt gibt es keinen nachgewiesenen Fall, dass das Sammeln von Beeren, Pilzen oder Wildkräutern zu einer Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm geführt hat. Hundehalter und Jäger gehören da aus den oben genannten Gründen viel eher zu den gefährdeten Gruppen als Kräutersammler. Wer sich aber dennoch unwohl fühlt, kann die Kräuter und Beeren gründlich waschen oder besser noch: abkochen. Übrigens: wenn man es genau nimmt, dürfte man auch keinen Salat und keine Zucchini vom Markt verzehren. Der Fuchs (sowie viele andere Tiere auch) lässt sich nicht davor abschrecken, sich auf dem frisch bestellten Gemüseacker zu entledigen.

Viele haben ihre gesamte Kindheit auf die süßen, schmackhaften Waldbeeren verzichtet. Verzeihen wir unseren Großeltern – man wusste es damals eben nicht besser. Wer weiß, was unsere Enkel uns irgendwann (vielleicht zu recht) vorhalten werden. Auf feuchten Weideflächen sollte man es hingegen besser unterlassen, zu sammeln, vor allem wenn dort Wiederkäuer stehen, da man sich dort mit den Leberegel-Arten anstecken könnte.

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Brennnessel Sammeln

Gefahren beim Wildkräuter Sammeln - Teil II: Bodenbelastung

Sind Wildkräuter belastet?
Sind Wildkräuter belastet?
Gefahren beim Wildkräuter Sammeln

Teil II Bodenbelastung

In Teil I habt ihr erfahren, welche Gefahren von schädlichen Stoffen ausgehen können, die mit dem Straßenverkehr zu tun haben. In diesem Teil schauen wir uns Belastungen anderer Art an, denn nicht nur Autos können Böden verunreinigen, auch kann die frühere Nutzung einen potentiellen Sammelort unbrauchbar machen. Früher wurde so allerhand offen auf Grundstücken gelagert, zum Teil sogar absichtlich verrieselt. Wo man am besten nichts sammeln sollte und um welche Stoffe es sich dabei handelt, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Unsere Weiterbildungen:

Welche schädlichen Stoffe können in Böden vorkommen?

Wie in vorherigem Teil I unserer Reihe „Gefahren beim Wildkräuter Sammeln“ beschrieben, können bestimmte Pflanzenarten verschiedene Schadstoffe aufnehmen und einlagern. Das wird zum Teil sogar genutzt, um Bodenbelastungen zu reduzieren. Dafür werden Pflanzenarten in einem kontaminierten Gebiet ausgesät und später , nachdem sie als erwachsene Pflanzen einen Teil der Stoffe eingelagert haben, wieder entfernt und andernorts unschädlich gemacht. Doch welche schädlichen Stoffe können bei uns im Boden vorkommen, welche auch von den Pflanzen aufgenommen werden können? Sind Wildkräuter belastet?

Organische Schadstoffe
Sind Wildkräuter belastet?

Beginnen wir mit den sogenannten organischen Schadstoffen. „Organisch“ klingt zunächst einmal relativ harmlos. So könnte man meinen, „organisch“ sei gleichbedeutend mit „biologisch“ oder „natürlich“, also nicht weiter problematisch. Dem ist nicht so. „Organisch“ bedeutet in der Chemie lediglich, dass Kohlenstoffatome innerhalb des Moleküls vorkommen, dabei ist es völlig unerheblich, ob es sich um einen veganen Hackbraten oder um Autolack handelt.

PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe)

PAKS werden in manchen Industriezweigen verwendet, meistens entstehen sie jedoch als Nebenprodukt und gelangen nicht selten in die Umwelt. PAKS sind krebserregend und können Entzündungen provozieren.

BTEX (Aromatische Kohlenwasserstoffe Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol)

Als Rohstoffe und Nebenerzeugnisse in der Industrie weit verbreitet und in Gewerbegebieten und leider auch an Straßenrändern fast immer nachweisbar. Sie können Niere und Leber schädigen, Benzol ist zusätzlich krebserregend.

LCKW (Leichtflüchtige Chlorkohlenwasserstoffe)

Diese organischen Verbindungen finden und fanden bei der Kunststoffproduktion Anwendung und dienen als Lösungs- bzw. Reinigungsmittel, auch wenn Produktion und Verwendung in Deutschland zurückgehen. Auch diese möchte man nicht in sich haben, zum Teil könnte das durch das Verzehren von Pflanzen geschehen, die diese Stoffe zum Teil aufnehmen.

Pflanzenschutzmittel (z.B. DDT)

Das als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestufte DDT ist bei uns seit Ende der 70er geächtet und darf hier weder hergestellt, noch vertrieben werden. Da es extrem langsam abgebaut wird, kann es auch heute noch regelmäßig im Boden vorgefunden werden. Zum Teil kann es von Pflanzen aufgenommen und eingelagert werden. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Pflanzenschutzmittel, bei denen die Langzeitwirkung noch nicht bekannt ist. Wir empfehlen, nicht an Rändern von intensiver Landwirtschaft oder auf Bauernhöfen, die mit „harten“ Pflanzenschutzmitteln arbeiten, zu sammeln.

Anorganische Schadstoffe

Neben den organischen Stoffen gibt es eine Reihe weiterer Schadstoffe, die keine Kohlenstoffe in sich tragen und als „anorganisch“ bezeichnet werden. Im folgenden Abschnitt wirst du wahrscheinlich einige Aha – Momente erlangen und wahrscheinlich einige Vorurteile über Schwermetalle über Bord werfen müssen.

Schwermetalle:

Schwermetall. Allein das Wort führt bei sehr sensiblen Menschen bereits zu Haarausfall und Atemnot. Was die wenigsten jedoch wissen: Sehr viele bekannte (und sonst als eher weniger gefährlich eingestufte) Metalle sind Schwermetalle. Dazu gehören zum Beispiel Eisen, Silber, Gold, Platin und Kupfer. Laut Definition ist ein Metall ein Schwermetall ab einer Dichte größer als 5,0 g/cm³.

Man kann also nicht pauschal sagen, dass Schwermetalle gesundheitsschädlich sind, im Gegenteil: zum Teil benötigen wir diese zwingend: Eisen, Mangan, Kupfer, Chrom, Kobalt, Nickel und Zink sind nicht selten überlebenswichtige (Schwer-)Metalle, zumindest in den „richtigen“ , teils sehr geringen Mengen. Eine Überdosierung kann hier, wie bei allem, auch sehr schädlich wirken. Und diese Überdosierung ist manchmal schnell erreicht, vor allem wenn man Pflanzen zu sich nimmt, die eine Menge davon akkumuliert haben. Dann gibt es noch Schwermetalle wie Cadmium, Quecksilber, und das bekannte Blei, die keine bekannten Funktionen im Körper haben und nur negative Auswirkungen haben.

Arsen:

Arsen ist ein Halbmetall, welches in Form der Verbindung Arsen(III)-oxid früher nicht nur gerne für heimliche Giftmorde verwendet wurde, auch fand und findet es in der Medizin Anwendung. Einige Verbindungen mit Arsen werden als hochtoxisch eingestuft und zum Teil wird es bei uns in Böden vorgefunden, welche arsenhaltige Gesteine beherbergen oder in denen Erzbergbau betrieben wurde. Arsen kann mehrere hundert Jahre  im Boden verbleiben und von Pflanzen aufgenommen werden. Diese nehmen Arsen aus dem Boden normalerweise zwar nur in recht geringen Mengen auf, weitaus stärker jedoch auf verdichteten und nassen Böden.

Welche Standorte sind belastet?

(Ehemalige) Militärgelände

Dass man aktive MIlitärgelände nicht betreten sollte, ist klar. Aber auch ehemalige Militärgelände sollten nicht zum Sammeln von Wildkräutern genutzt werden. Arsen und Blei kommen hier nicht selten in den Böden in Form von Munitionsresten vor.

Bahngleise

Entlang von Bahngleisen sollte man keine Wildkräuter sammeln. Zum einen wird und wurde dort in Massen Pflanzenvernichtungsmittel gespritzt, zum anderen findet man dort häufig PAK und Schwermetalle.

Ehemalige Rieselfelder

In den Böden ehemaliger Rieselfelder kommen zum Teil noch Schwermetalle vor. Man kann jedoch sagen, dass nach einigen Jahren bereits ein Großteil in für die Pflanzen nicht verfügbare Schichten versickert ist. Wer sicher gehen will, fragt bei der Behörde nach.

(Ehemalige) Industriegebiete

Man will besser gar nicht wissen, was dort früher gelagert wurde und zum Teil noch wird. Alle möglichen Formen von Schadstoffen können hier im Boden vorkommen, besser sammelt man hier garnicht erst.

Brennnessel Sammeln

Ränder stark befahrener Straßen

Wie du bereits in Teil I unserer Reihe “Gefahren beim Wildkräutersammeln” erfahren hast, sollte man nicht in der Nähe von stark befahrenen Straßen. Reifenabrief, unverbranntes Öl und vieles mehr können die Böden vor Ort zum Teil stark belasten.

Müllhalden

Wahrscheinlich wärst du sowieso nicht auf die Idee gekommen, Wildkräuter auf einer Müllhalde zu sammeln. Falls du es doch vorhattest: lass es lieber. Dort können die Böden stark belastet sein.

Ehemalige Erzabbaugebiete

Zum Teil hat sich die Natur an ehemaligen Erzminen und Abbaustätten sehr gut erholt und sind zu wahren Naturrefugien geworden. Wildkräuter Sammeln solltest du dort dennoch besser unterlassen, hier können die Böden stark belastet sein.

Recherche

Wer einen vielversprechenden Sammelort gefunden hat und sich erkundigen möchte, wie es dort mit Bodenbelastungen aussieht, kann sich an verschiedenen Stellen informieren. Folgende Anlaufstellen wären in der Stadt oder Gemeinde folgende Fachbereiche:

  • Umweltamt
  • Wasserwirtschaftsamt
  • Fachbereich Umwelt
  • Altlasten
  • Bodenschutz

Wer im Internet nach Karten schauen möchte, findet diese oft mit folgenden Begriffen:

  • Name der Stadt / Gemeinde
  • GIS
  • Geoportal
  • Bodenkarte
  • Karte Bodenbelastung

Fazit:

Es ist schon erstaunlich, wie viele verschiedene Gift- und Schadstoffe der Mensch so in den Boden gebracht hat, von dem wir leben. Wenn man weiß, welche Schadstoffe es gibt und wo diese vermehrt vorkommen, kann man relativ bedenkenlos drauf los sammeln. Und wer sich unsicher ist, kann immer noch bei den zuständigen Ämtern und Fachbereichen nachfragen. Dafür sind sie ja auch da.

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Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema sind Wildkräuter belastet? ans Herz legen:

Quellen Sind Wildkräuter belastet? :

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

https://www.allum.de/themen-im-ueberblick/schwermetalle,  abgerufen am 9.11.21

Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO): „Anbau von Nutzpflanzen auf arsenbelasteten Böden – Handlungsempfehlungen für  Landwirte und Gärtner“, 2013

Holm, olaf: „Entwicklung und Anwendung eines Verfahrens zur Erkundung und zum Monitoring mit LCKW kontaminierter Standorte mittels Beprobung von Pflanzen“, TU Berlin, 2011

Berger, jürgen: Ermittlung der BTEX-Aufnahmekapazität unterschiedlicher Nutzpflanzen Mitteleuropas mittels Headspace-Gaschromatographie, 2016