Gefahren beim Wildkräuter Sammeln - Teil I: Autoabgase

wildkräuter am straßenrand
wildkräuter am straßenrand
Gefahren beim Wildkräuter Sammeln

Teil I Autoabgase / Wildkräuter am Straßenrand

Deutschland ist Autoland. Vor allem in unseren Großstädten macht sich das leider oft durch schlechte Luftqualität bemerkbar. Doch welchen Einfluss hat das auf die Pflanzen, die in den Städten wachsen? Verschiedene Studien zeigen, dass die EU-Grenzwerte für Schwermetalle in Pflanzen in der Nähe von stark befahrenen Straßen regelmäßig überschritten werden. Wieviel Abstand man am besten nehmen sollte und warum auch das Supermarktgemüse nicht verschont wird, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

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Wie kommt es, dass schädliche Stoffe an Straßenrändern vorkommen?

Dazu gibt es etliche Untersuchungen, beginnen wir mit dem Schwermetall Blei. Bis 1988 wurde es dem Benzin beigefügt und war damit die Hauptquelle für die Umweltbelastung mit diesem (in höheren Dosen) gesundheitsschädlichem Schwermetall. Durch die Abgase landete Blei, genau wie das Schwermetall Cadmium, am Fahrbahnrand. Doch nicht nur der Verbrennungsvorgang selbst führt zu einer Emission gesundheitsgefährdender Stoffe , auch Ölverluste der hydraulischen Systeme und des Motors, Verunreinigungen und Zugaben des Kraftstoffs, als auch Motor- und Reifenabnutzung tragen ihren Teil dazu bei. So sind neben den bereits genannten Schwermetallen Kupfer, Zink, Nickel, Chrom und andere Schwermetalle ebenso zu finden, wie die krebserregenden Polycyclischen aromatische Kohlenwasserstoffe. Diese lagern sich als feinste Partikel auf der Fahrbahn ab, werden vom Regen weggespült und bis zu zehn Meter weit an den Fahrbahnrand verfrachtet.

Sind die Pflanzen am Straßenrand mit schädlichen Stoffen belastet?

Nun stellt sich die Frage, ob auch die Pflanzen, die am Straßenrand wachsen, belastet sind. Pflanzen nehmen nicht nur für uns lebenswichtige Mineralien aus dem Boden auf, sondern zum Teil auch für uns unerwünschte Stoffe.

Frau Dr. Säumel von der TU Berlin hat dazu recherchiert und die Ergebnisse in einem Informationsschreiben veröffentlicht. Sie fand zwar keine Untersuchungen über Auswirkungen des Straßenverkehrs auf Wildpflanzen, aber dafür welche von urban angebautem Gemüse. Wir gehen hierbei jedoch von einer gewissen Übertragbarkeit aus. Ihr Fazit: in der Nähe von stark befahrenen Straßen (ca. 10m) sind ein Teil der analysierten Pflanzen mit Schadstoffen belastet. So wurden die Grenzwerte für Blei in 67% der Fälle überschritten. 10 Meter ist dabei tatsächlich nicht viel und diese hohen Werte nur bei stark befahrenen Straßen gemessen, in ruhigeren, einspurigen Straßen liegen die Werte vermutlich deutlich darunter. Übrigens: Verschiedene Pflanzenarten lagern diese schädlichen Stoffe in unterschiedlichen Bereichen ein, so lagert Beinwell Cadmium eher in den Wurzeln und Brennnessel eher in den Blättern ein.

Wildkräuter am straßenrand? Besser nicht an stark befahrenen Straßen sammeln! Einen interessanten Hinweis gibt sie noch: man braucht nicht zu glauben, dass beim Supermarktgemüse immer die Grenzwerte eingehalten werden, ganz im Gegenteil: Zum Teil sind einige Kulturen (z.B. Kohlrabi) nicht selten stark belastet und überschreiten die Grenzwerte regelmäßig.

wildkräuter am straßenrand

Fazit Wildkräuter am Straßenrand:

Wildpflanzen können in der Nähe von stark befahrenen Straßen durchaus belastet sein. Mit stark befahren sind in der Regel hochfrequentierte und mehrspurige Verkehrsstraßen gemein. Wer Wildkräuter und Früchte sammeln möchte, sollte das nicht an stark befahrenen Straßen tun. Am besten hält man mindestens zehn Meter Abstand, schließlich wollen wir uns mit dem Sammeln von Wildpflanzen ja etwas Gutes tun.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Wildkräuter am Straßenrand ans Herz legen:

Quellen:

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

Kluge, Björn. „Schwermetallbelastung der Böden und Sickerwasserkonzentrationen entlang der AVUS Berlin (BAB 115)“, Technische Universität Berlin, 2010.

Säumel, Ina. „Wie gesund ist die Essbare Stadt?“, FORUM GEOÖKOLOGIE 2, 2013


Gefahren beim Wildkräuter Sammeln - Teil III: Fuchsbandwurm & Hundeurin

Wildkräuter Fuchsbandwurm & Hundeurin
Gefahren beim Wildkräuter Sammeln

Teil III: Wildkräuter Fuchsbandwurm & Hundeurin

Wildkräuter Fuchsbandwurm & Hundeurin

In Teil I und II unserer Reihe „Gefahren beim Wildkräuter Sammeln“  habt ihr erfahren, welche Gefahren von Schadstoffen aus dem Boden ausgehen können, welche von Pflanzen zum Teil aufgenommen und eingelagert werden. In diesem dritten Teil wollen wir uns mit dem Thema Parasiten beschäftigen. Zu diesem Themenbereich gehört die Angst vor Reineke und seinen Würmern, Hundepipi, sowie ein etwas unbekannter Parasit, der Leberegel. Was man früher über den Übertragungsweg des Fuchsbandwurmes glaubte, wie der heutige Wissensstand dazu ist und wo man besser nicht sammeln sollte, wenn man keinen Egel in seiner Leber haben möchte, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

Fuchsbandwurm durch Wildkräuter und Beeren: Eine reale Gefahr?

Wir werden immer wieder gefragt, wie groß die Gefahr ist, sich beim Wildkräutersammeln einen Fuchsbandwurm einzufangen. Viele erinnern sich, dass sie als Kinder keine Beeren aus dem Wald verzehren durften, denn die Großeltern waren sich sicher: der Fuchs hat dort wahrscheinlich drauf gepinkelt und ein paar Fuchsbandwurmeier dagelassen. Viel zu gefährlich, davon zu essen. Nur ein Sammeln oberhalb des Knies wurde geduldet. Doch wie ist das nun, ist da etwas dran?

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Was sind Fuchsbandwürmer?

Fuchsbandwürmer (Echinococcus multilocularis) sind Parasiten. Das bedeutet, dass sie sich nur durch “ Ressourcenerwerb mittels eines in der Regel erheblich größeren Organismus einer anderen Art“ ernähren können. Sprich: sie leben in einem anderen Lebewesen und ernähren sich von diesem.

Der Endwirt (also der Wirt, indem sich der Parasit vermehren kann) ist hierbei der Rotfuchs. Doch wie gelangt er in diesen? Nachdem die Wurmeier mit dem Kot ausgeschieden werden, können Zwischenwirte diese Eier aufnehmen. Das tun in diesem Fall verschieden Mäusearten, die in Kontakt mit dem Kot von Füchsen kommen. Die Mäuse werden wiederum von einem Fuchs gefressen: Der Kreis schließt sich. Gelangt der Wurm nun aber in einen Fehlwirt (z.B. den Menschen), kann es diesen stark schwächen. In diesem möchte er auch gar nicht sein, er fühlt sich nun einmal nur seinem heißgeliebten Fuchs pudelwohl. Eine Echinokokkose, so wie die Infektion eines Menschen mit dem Parasiten bezeichnet wird, ist kein Zuckerschlecken. Nicht nur, dass die Inkubationszeit bis zu 10 Jahre betragen kann, auch kann es zu starken Organschäden kommen. Betroffene müssen nicht selten ein Leben lang Medikamente nehmen.

Wie kann sich der Mensch anstecken?

Tatsächlich weiß man immer noch nicht genau, wie der Übertragungsweg des Fuchsbandwurmes genau aussieht. Aus statistischer Sicht gibt es dazu eine Auffälligkeit: man kann drei Risikogruppen benennen: Jäger*innen, Landwirt*innen und Hundebesitzer*innen. Daraus, und weil es noch nicht einen erwiesenen Fall einer Übertragung durch den Verzehr von Beeren oder Kräutern gibt, ziehen viele Mediziner folgenden Schluss: die Übertragung geschieht wahrscheinlich nicht oral, sondern vielmehr über die Atemwege. Zum Beispiel dann, wenn der Bauer oder die Bäuerin über kontaminierten Ackerstaub fährt und diesen einatmet. Oder dann, wenn die Jägerin oder der Jäger dem Fuchs das Fell über die Ohren zieht. Bei den Hundebesitzenden Menschen könnte es jedoch auch sein, dass feuchte Küsse einen Übertragungsweg darstellen. Da macht es also Sinn, den Hund regelmäßig zu entwurmen. Übrigens kann man sich mit dem Fuchsbandwurm nur über den Kot anstecken, Urin ist hierbei kein Übertragungsweg.

Eine Sache der Wahrscheinlichkeit

Die Wahrscheinlichkeit, sich beim Kräutersammeln anzustecken geht also gegen Null. Hier etwas Statistik (mit freundlicher Genehmigung der TU München).

Man muss hierbei Bemerken: es handeln sich hier um deutschlandweite Zahlen. Pro Jahr. 2006 war ein „Rekordjahr“ mit gerade mal 30 gemeldeten Ansteckungen.  Im Vergleich dazu mal folgende Zahlen:

  • 3 177 Verkehrstote pro Jahr
  • 9800 tödliche Unfälle im Haushalt
  • 16 tödlich endende Wespenstiche
  • 8 Tote durch Blitzschlag

Dieser Vergleich soll ein Gefühl der Relation vermitteln: Auch wenn man diese Zahlen kennt, steigen man trotzdem des Öfteren in ein Auto oder  weiterhin auf die Leiter, um die Decke zu streichen.

Regionale Unterschiede

Der Fuchsbandwurm ist nicht überall gleich stark verbreitet. In welchen Regionen kommt häufig Fuchsbandwurm vor? Gibt es den Fuchsbandwurm in Berlin, in Frankfurt und München? Auf dieser Karte sieht man einzelne, detektierte Fälle von einem Fuchsbandwurmbefall bei Füchsen: In Norddeutschland, West- und Mitteldeutschland, Berlin und Brandenburg gab es nur sehr wenige Fälle. Hauptverbreitung schien zum Zeitpunkt der Untersuchungen Baden-Württemberg und Westbayern zu sein.

Andere Parasiten, die durch Wildkräuter übertragen werden könnten

Leberegel

Der Fuchsbandwurm stellt beim Wildkräutersammeln also keine größere Gefahr da. Daneben gibt es jedoch zwei Parasiten, die tatsächlich über Wildpflanzen aufgenommen werden können. Die Rede ist vom großen und dem kleinen Leberegel, welche von manchem unwissenden Sammler von Brunnenkresse aufgenommen wird.

Der Große Leberegel (Fasciola hepatica) hat Wiederkäuer, meist Ziegen und Schafe als Endwirt. Sind diese befallen, scheiden Sie die Eier mit dem Kot aus. Die daraus geschlüpften Larven wiederum suchen sich Wasserschnecken als Zwischenwirt, in welchen Sie sich weiterentwickeln. Daraufhin heften sie sich an wassernahe Pflanzen und werden vom nächsten Wiederkäuer gefressen.

Daneben gibt es noch den kleinen Leberegel (Dicrocoelium dendriticum) , der eine durchaus interessante Strategie anwendet. Auch dieser entwickelt sich zeitweise in Schnecken und wird über infizierte Schleimbällchen an Ameisen weitergegeben. Die Larven „loggen“ sich in das Nervensystem der Ameisen ein und steuern diese zombiegleich auf das obere Ende eines Grashalms – wo er von Wiederkäuern gefressen wird und sich vollends entwickeln kann.

Infektionen kommen bei uns recht selten vor und im Gegensatz zum Fuchsbandwurm wird man Leberegel mithilfe von Medikamenten ganz gut wieder los. Man kann man das Risiko minimieren, indem man keine Wildkräuter (z.B: Brunnnenkresse) auf feuchten Weideflachen und an Gewässerufern sammelt, an denen regelmäßig Wiederkäuer stehen.

Und wie sieht das mit Wildkräutern und Hundeurin aus?

Unsere Großstädte sind aufgrund der vielen, nicht selten strukturreichen Grünflächen ziemlich artenreich. Doch hier sind nicht nur viele Menschen unterwegs, auch einige Vierbeiner (meist in Begleitung ihres Zweibeiners) fühlen sich hier meist pudelwohl. Tatsächlich ist das eines der Themen, das ausnahmslos in jeder unserer Kräuterführungen angesprochen wird, einfach weil es sehr viele Menschen bewegt. Teilweise ist der Ekel und eine diffuse Angst vor den tierischen Ausscheidungen dafür verantwortlich, dass einige Menschen bis dato noch keine Wildkräuter gesammelt haben. In diesem Beitrag möchten wir alle Fakten zusammenfassen: Welche Krankheiten können vom Hund auf den Menschen über den Urin übergehen? Welche Gefahr geht vom Hundeurin aus? Und sollte man es deshalb besser unterlassen, in Parks zu sammeln?

Beginnen wir mit den übertragbaren Krankheiten. Wenn eine Krankheit von einem Tier auf den Menschen „überspringen“ kann, nennt man das eine Zoonose. Hier interessiert uns also, welche Zoonosen der Hund in Deutschland übertragen kann. Wir beziehen uns dabei ausdrücklich nur auf Deutschland, in anderen klimatischen Regionen gelten aufgrund des Klimas, anderer Parasitenreservoirs und hygienischen Standards ganz andere Regeln. Außerdem schauen wir uns nur solche an, die über den Urin übertragen werden können, andere Übertragungswege sollen hier keine Rolle spielen.

Des Menschen bester Freund: Hunde können Krankheiten übertragen – und umgekehrt

Welche Zoonosen gibt es in Deutschland, die durch den Urin des Hundes übertragen werden können?

Zuerst einmal muss man feststellen, dass Urin im Anfangsstadium absolut steril, d.h. frei von Viren, Bakterien oder anderen einzelligen Krankheitserregern ist. Das liegt an der sogenannten Blut-Harn-Schranke. Die sog. Nierenkörperchen bilden ein extrem feines Sieb, durch welches nur Stoffe hindurchschlüpfen können, die kleiner als 4,4 Nanometer sind. Zum Vergleich: das Bakterium E.coli hat an der schmalsten Stelle einen Durchmesser von 1000 Nanometern (nm) und die viel kleineren Viren reichen von 10 nm bis 350 nm.

Wenn es dazu kommt, dass Krankheitserreger nachgewiesen werden können, liegt es daran, dass diese an irgendeiner anderes Stelle, nach der „Anfangsstation Nieren“, in den Urin gelangen. Denn der Weg bis zum nächsten Busch ist noch weit: über die Harnleiter geht es in die Harnblase und von dort aus über die Harnröhre nach draußen. Im Grunde gibt es bei uns nur zwei Krankheiten, die zudem extrem selten sind:

Brucellose

Diese Krankheit von Bakterien der Gattung Brucella ausgelöst. Auch wenn diese Krankheit hauptsächlich Nutzvieh betrifft, können sich Hunde theoretisch anstecken und die Keime über den Urin an die Umwelt abgeben. Diese Krankheit ist jedoch bei Menschen extrem selten, in Österreich wurden 2020 acht Fälle gemeldet. Die Heilungschancen beim Menschen sind sehr gut.

Leptospirose

Auch wenn diese Bakterien hauptsächlich in Tropen und Subtropen vorkommen, gibt es auch bei uns stabile Reservoirs. Dem RKI werden jedes Jahr zwischen 37 und 166 Fälle vermittelt, was zwar als sehr selten einzustufen ist, die Dunkelziffer jedoch weitaus höher sein dürfte. Fast alle Haus- und Nutztiere können erkranken und die Bakterien an uns Menschen weitergeben, wobei davon ausgegangen wird, dass Kleinsäuger wie Mäuse und Ratten bei uns in freier Natur die stärksten Ausscheider sind. Die Übertragung findet meist durch indirekten Kontakt (oft über Gewässer) mit dem Urin kranker Tiere statt. Dabei kommen Leptospiren über kleinere Hautverletzungen und über die Schleimhaut in den Körper. Übertragungen von Hund auf Pflanzen und von dort in dem Menschen sind bis jetzt noch nicht beobachtet worden, wären theoretisch aber möglich.

Fazit Wildkräuter Fuchsbandwurm & Hundeurin

Bis jetzt gibt es keinen nachgewiesenen Fall, dass das Sammeln von Beeren, Pilzen oder Wildkräutern zu einer Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm geführt hat. Hundehalter und Jäger gehören da aus den oben genannten Gründen viel eher zu den gefährdeten Gruppen als Kräutersammler. Wer sich aber dennoch unwohl fühlt, kann die Kräuter und Beeren gründlich waschen oder besser noch: abkochen. Übrigens: wenn man es genau nimmt, dürfte man auch keinen Salat und keine Zucchini vom Markt verzehren. Der Fuchs (sowie viele andere Tiere auch) lässt sich nicht davor abschrecken, sich auf dem frisch bestellten Gemüseacker zu entledigen.

Viele haben ihre gesamte Kindheit auf die süßen, schmackhaften Waldbeeren verzichtet. Verzeihen wir unseren Großeltern – man wusste es damals eben nicht besser. Wer weiß, was unsere Enkel uns irgendwann (vielleicht zu recht) vorhalten werden. Auf feuchten Weideflächen sollte man es hingegen besser unterlassen, zu sammeln, vor allem wenn dort Wiederkäuer stehen, da man sich dort mit den Leberegel-Arten anstecken könnte.

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Brennnessel Sammeln

Gefahren beim Wildkräuter Sammeln - Teil II: Bodenbelastung

Sind Wildkräuter belastet?
Sind Wildkräuter belastet?
Gefahren beim Wildkräuter Sammeln

Teil II Bodenbelastung

In Teil I habt ihr erfahren, welche Gefahren von schädlichen Stoffen ausgehen können, die mit dem Straßenverkehr zu tun haben. In diesem Teil schauen wir uns Belastungen anderer Art an, denn nicht nur Autos können Böden verunreinigen, auch kann die frühere Nutzung einen potentiellen Sammelort unbrauchbar machen. Früher wurde so allerhand offen auf Grundstücken gelagert, zum Teil sogar absichtlich verrieselt. Wo man am besten nichts sammeln sollte und um welche Stoffe es sich dabei handelt, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

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Welche schädlichen Stoffe können in Böden vorkommen?

Wie in vorherigem Teil I unserer Reihe „Gefahren beim Wildkräuter Sammeln“ beschrieben, können bestimmte Pflanzenarten verschiedene Schadstoffe aufnehmen und einlagern. Das wird zum Teil sogar genutzt, um Bodenbelastungen zu reduzieren. Dafür werden Pflanzenarten in einem kontaminierten Gebiet ausgesät und später , nachdem sie als erwachsene Pflanzen einen Teil der Stoffe eingelagert haben, wieder entfernt und andernorts unschädlich gemacht. Doch welche schädlichen Stoffe können bei uns im Boden vorkommen, welche auch von den Pflanzen aufgenommen werden können? Sind Wildkräuter belastet?

Organische Schadstoffe
Sind Wildkräuter belastet?

Beginnen wir mit den sogenannten organischen Schadstoffen. „Organisch“ klingt zunächst einmal relativ harmlos. So könnte man meinen, „organisch“ sei gleichbedeutend mit „biologisch“ oder „natürlich“, also nicht weiter problematisch. Dem ist nicht so. „Organisch“ bedeutet in der Chemie lediglich, dass Kohlenstoffatome innerhalb des Moleküls vorkommen, dabei ist es völlig unerheblich, ob es sich um einen veganen Hackbraten oder um Autolack handelt.

PAK (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe)

PAKS werden in manchen Industriezweigen verwendet, meistens entstehen sie jedoch als Nebenprodukt und gelangen nicht selten in die Umwelt. PAKS sind krebserregend und können Entzündungen provozieren.

BTEX (Aromatische Kohlenwasserstoffe Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol)

Als Rohstoffe und Nebenerzeugnisse in der Industrie weit verbreitet und in Gewerbegebieten und leider auch an Straßenrändern fast immer nachweisbar. Sie können Niere und Leber schädigen, Benzol ist zusätzlich krebserregend.

LCKW (Leichtflüchtige Chlorkohlenwasserstoffe)

Diese organischen Verbindungen finden und fanden bei der Kunststoffproduktion Anwendung und dienen als Lösungs- bzw. Reinigungsmittel, auch wenn Produktion und Verwendung in Deutschland zurückgehen. Auch diese möchte man nicht in sich haben, zum Teil könnte das durch das Verzehren von Pflanzen geschehen, die diese Stoffe zum Teil aufnehmen.

Pflanzenschutzmittel (z.B. DDT)

Das als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestufte DDT ist bei uns seit Ende der 70er geächtet und darf hier weder hergestellt, noch vertrieben werden. Da es extrem langsam abgebaut wird, kann es auch heute noch regelmäßig im Boden vorgefunden werden. Zum Teil kann es von Pflanzen aufgenommen und eingelagert werden. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Pflanzenschutzmittel, bei denen die Langzeitwirkung noch nicht bekannt ist. Wir empfehlen, nicht an Rändern von intensiver Landwirtschaft oder auf Bauernhöfen, die mit „harten“ Pflanzenschutzmitteln arbeiten, zu sammeln.

Anorganische Schadstoffe

Neben den organischen Stoffen gibt es eine Reihe weiterer Schadstoffe, die keine Kohlenstoffe in sich tragen und als „anorganisch“ bezeichnet werden. Im folgenden Abschnitt wirst du wahrscheinlich einige Aha – Momente erlangen und wahrscheinlich einige Vorurteile über Schwermetalle über Bord werfen müssen.

Schwermetalle:

Schwermetall. Allein das Wort führt bei sehr sensiblen Menschen bereits zu Haarausfall und Atemnot. Was die wenigsten jedoch wissen: Sehr viele bekannte (und sonst als eher weniger gefährlich eingestufte) Metalle sind Schwermetalle. Dazu gehören zum Beispiel Eisen, Silber, Gold, Platin und Kupfer. Laut Definition ist ein Metall ein Schwermetall ab einer Dichte größer als 5,0 g/cm³.

Man kann also nicht pauschal sagen, dass Schwermetalle gesundheitsschädlich sind, im Gegenteil: zum Teil benötigen wir diese zwingend: Eisen, Mangan, Kupfer, Chrom, Kobalt, Nickel und Zink sind nicht selten überlebenswichtige (Schwer-)Metalle, zumindest in den „richtigen“ , teils sehr geringen Mengen. Eine Überdosierung kann hier, wie bei allem, auch sehr schädlich wirken. Und diese Überdosierung ist manchmal schnell erreicht, vor allem wenn man Pflanzen zu sich nimmt, die eine Menge davon akkumuliert haben. Dann gibt es noch Schwermetalle wie Cadmium, Quecksilber, und das bekannte Blei, die keine bekannten Funktionen im Körper haben und nur negative Auswirkungen haben.

Arsen:

Arsen ist ein Halbmetall, welches in Form der Verbindung Arsen(III)-oxid früher nicht nur gerne für heimliche Giftmorde verwendet wurde, auch fand und findet es in der Medizin Anwendung. Einige Verbindungen mit Arsen werden als hochtoxisch eingestuft und zum Teil wird es bei uns in Böden vorgefunden, welche arsenhaltige Gesteine beherbergen oder in denen Erzbergbau betrieben wurde. Arsen kann mehrere hundert Jahre  im Boden verbleiben und von Pflanzen aufgenommen werden. Diese nehmen Arsen aus dem Boden normalerweise zwar nur in recht geringen Mengen auf, weitaus stärker jedoch auf verdichteten und nassen Böden.

Welche Standorte sind belastet?

(Ehemalige) Militärgelände

Dass man aktive MIlitärgelände nicht betreten sollte, ist klar. Aber auch ehemalige Militärgelände sollten nicht zum Sammeln von Wildkräutern genutzt werden. Arsen und Blei kommen hier nicht selten in den Böden in Form von Munitionsresten vor.

Bahngleise

Entlang von Bahngleisen sollte man keine Wildkräuter sammeln. Zum einen wird und wurde dort in Massen Pflanzenvernichtungsmittel gespritzt, zum anderen findet man dort häufig PAK und Schwermetalle.

Ehemalige Rieselfelder

In den Böden ehemaliger Rieselfelder kommen zum Teil noch Schwermetalle vor. Man kann jedoch sagen, dass nach einigen Jahren bereits ein Großteil in für die Pflanzen nicht verfügbare Schichten versickert ist. Wer sicher gehen will, fragt bei der Behörde nach.

(Ehemalige) Industriegebiete

Man will besser gar nicht wissen, was dort früher gelagert wurde und zum Teil noch wird. Alle möglichen Formen von Schadstoffen können hier im Boden vorkommen, besser sammelt man hier garnicht erst.

Brennnessel Sammeln

Ränder stark befahrener Straßen

Wie du bereits in Teil I unserer Reihe “Gefahren beim Wildkräutersammeln” erfahren hast, sollte man nicht in der Nähe von stark befahrenen Straßen. Reifenabrief, unverbranntes Öl und vieles mehr können die Böden vor Ort zum Teil stark belasten.

Müllhalden

Wahrscheinlich wärst du sowieso nicht auf die Idee gekommen, Wildkräuter auf einer Müllhalde zu sammeln. Falls du es doch vorhattest: lass es lieber. Dort können die Böden stark belastet sein.

Ehemalige Erzabbaugebiete

Zum Teil hat sich die Natur an ehemaligen Erzminen und Abbaustätten sehr gut erholt und sind zu wahren Naturrefugien geworden. Wildkräuter Sammeln solltest du dort dennoch besser unterlassen, hier können die Böden stark belastet sein.

Recherche

Wer einen vielversprechenden Sammelort gefunden hat und sich erkundigen möchte, wie es dort mit Bodenbelastungen aussieht, kann sich an verschiedenen Stellen informieren. Folgende Anlaufstellen wären in der Stadt oder Gemeinde folgende Fachbereiche:

  • Umweltamt
  • Wasserwirtschaftsamt
  • Fachbereich Umwelt
  • Altlasten
  • Bodenschutz

Wer im Internet nach Karten schauen möchte, findet diese oft mit folgenden Begriffen:

  • Name der Stadt / Gemeinde
  • GIS
  • Geoportal
  • Bodenkarte
  • Karte Bodenbelastung

Fazit:

Es ist schon erstaunlich, wie viele verschiedene Gift- und Schadstoffe der Mensch so in den Boden gebracht hat, von dem wir leben. Wenn man weiß, welche Schadstoffe es gibt und wo diese vermehrt vorkommen, kann man relativ bedenkenlos drauf los sammeln. Und wer sich unsicher ist, kann immer noch bei den zuständigen Ämtern und Fachbereichen nachfragen. Dafür sind sie ja auch da.

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Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema sind Wildkräuter belastet? ans Herz legen:

Quellen Sind Wildkräuter belastet? :

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

https://www.allum.de/themen-im-ueberblick/schwermetalle,  abgerufen am 9.11.21

Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO): „Anbau von Nutzpflanzen auf arsenbelasteten Böden – Handlungsempfehlungen für  Landwirte und Gärtner“, 2013

Holm, olaf: „Entwicklung und Anwendung eines Verfahrens zur Erkundung und zum Monitoring mit LCKW kontaminierter Standorte mittels Beprobung von Pflanzen“, TU Berlin, 2011

Berger, jürgen: Ermittlung der BTEX-Aufnahmekapazität unterschiedlicher Nutzpflanzen Mitteleuropas mittels Headspace-Gaschromatographie, 2016


Darf man Wildkräuter sammeln? (Österreich und Schweiz)

Darf man Wildkräuter sammeln Österreich Schweiz

Darf man in Österreich und Schweiz Wildkräuter sammeln?

Einige Menschen in Österreich und der Schweiz sind sich unsicher, ob sie außerhalb ihres eigenen Grundstückes Wildkräuter sammeln dürfen. Im folgenden Artikel klären wir über die rechtliche Lage auf und zeigen was man darf und was nicht.

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Ein Überblick über die gesetzliche Lage

Ob Deutschland, Schweiz, oder Österreich, in allen drei Ländern ist der Artenschutz gesetzlich geregelt und ein erklärtes Hauptziel der Schutz der heimischen Flora und Fauna. Möchtest du Wildkräuter sammeln, kannst du das für den Eigenbedarf tun. Für gewerbliche Zwecke, in Schutzgebieten oder für bestimmte Arten oder auch Pflanzenteile, gibt es jedoch weitere Regelungen und Bestimmungen. Hier sollen nun die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Schweiz und Österreich näher beschrieben werden. Die verschiedenen Gesetze und Verordnungen kannst du im Internet einsehen. Für die Schweiz findest du sie über das Regierungsportal (https://www.admin.ch/gov/de/start.html) und in Österreich über das Rechtsinformationssystem (https://www.ris.bka.gv.at/).

Darf man Wildkräuter sammeln Österreich Schweiz

Wildkräuter sammeln in der Schweiz

Das Schweizer Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) sieht keine Einschränkungen für das Sammeln für den Eigenbedarf vor. Das Sammeln von „…Beeren, Tee- und Heilkräutern im ortsüblichen Umfang…“ ist erlaubt (Art 19 NHG). Hier musst du lediglich darauf achten, ob eine Pflanze unter Schutz steht, oder ob du dich in einem Schutzgebiet befindest. Dort musst du dich an die Regelungen des jeweiligen Schutzgebietes halten.

So darfst du beispielweise im Nationalpark Graubünden generell keine Pflanzen mitnehmen. In den Anhängen 2-4 der Natur- und Heimatschutzverordnung findest du Listen der geschützten Pflanzenarten. Dabei solltest du dir darüber bewusst sein, dass die einzelnen Kantone der Schweiz teilweise eigene Schutzlisten besitzen.

Möchtest du Wildkräuter für gewerbliche Zwecke sammeln, musst du dir eine Sammelgenehmigung bei der jeweiligen kantonalen Behörde besorgen. Diese regelt dann auch die Mengen, zu welchen Jahreszeiten, wo oder zu welche Arten du sammeln darfst.

Wie bereits erwähnt sind geschützte Arten vom Sammeln generell ausgeschlossen. Eine Ausnahme kann die kantonale Behörde zu wissenschaftlichen sowie Lehr- und Heilzwecken erteilen (Art. 22 Abs. 1 NHG).

Darf man Wildkräuter sammeln Österreich Schweiz

Wildkräuter sammeln in Österreich

In Österreich wird der Schutz und der Umgang mit wildwachsenden Pflanzen durch die Natur- und Artenschutzgesetzte der einzelnen Bundesländer geregelt. Wenn du also Wildkräuter sammeln möchtest, solltest du dich erkundigen, in welchem der 9 Bundesländer du das tun möchtest und dir die jeweiligen Verordnungen und Gesetzt zugänglich machen. Diese ähneln einander stark, lediglich bei der Liste der unter Schutz stehenden Arten gibt es größere Unterschiede.

In den meisten Fällen kannst du auch in Österreich ohne Probleme für deinen Eigenbedarf Wildkräuter sammeln. Für Beeren und Pilze gibt es meist eine Obergrenze von 2kg. Überschreitet die Sammelmenge die 2Kg oder den „Eigenbedarf“,  musst du eine Genehmigung beim Flächeneigentümer oder der zuständigen Behörde des jeweiligen Bundeslandes einholen. Sammelst du aus gewerblichen Zwecken, benötigst du in jedem Fall eine Genehmigung, die du bei der jeweiligen Bezirksverwaltungsbehörde beantragen kannst.

Auch hier gilt: stehen die Pflanzen unter Schutz, darfst du sie unter keinen Umständen Sammeln. Hier empfiehlt es sich in jedem Fall, sich bei den Behörden des jeweiligen Bundeslandes zu informieren. So findest du beispielsweise in der Wiener Naturschutzverordnung verschiedene Schutzkategorien. Diese unterteilen in „streng geschützte“ und „prioritär bedeutende“ Arten (Kategorien A und B) sowie „geschützte“ Arten (Kategorien C und D). A und B dürfen unter keinen Umständen gesammelt werden, C und D in kleinsten Mengen. Auf der Seite des Umweltbundesamtes findest du auch die Datenbank OASIS, die dich über den Schutzstatus einzelner Arten informiert.

In Österreich stehen verschiedene Gebiet unter Schutz. Auch in den Städten finden sich viele Grünanlagen, die unter Naturschutz stehen. Hier musst du die einzelnen Verordnungen der Schutzgebiete beachten. Wenn du dir unsicher bist, ob das Sammeln auf einer Fläche erlaubt ist oder nicht, kannst du dich an die Umweltberatung wenden.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Wildkräuter sammeln Österreich Schweiz ans Herz legen:

Quellen:

Schweiz:

Gesetz über Naturschutz und Landschaftsentwicklung, Fassung vom 14.11.2021

https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/1966/1637_1694_1679/de (abgerufen am 11.11.21)

 

Österreich:

https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrVbg&Gesetzesnummer=20000466 (abgerufen am 11.11.21)

Wiener Naturschutzverordnung: https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrW&Gesetzesnummer=20000419 (abgerufen am 11.11.21)

https://www.noe.gv.at/noe/Naturschutz/Recht_Artenschutz.html (abgerufen am 11.11.21)

OASIS:

https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/naturschutz/artenschutz (abgerufen am 13.11.21)

https://www.umweltberatung.at/themen-naturschutz-artenschutz


Wann ist die beste Zeit, um Wildkräuter zu sammeln?

Wann Wildkräuter sammeln?
Praxistipps

Wann sollte man Wildkräuter sammeln?

Wann Wildkräuter sammeln?

Wann ist die beste Zeit, um Wildkräuter zu sammeln? Sowohl auf die Tageszeit als auch auf die Jahreszeit bezogen? Schaut man in die gängige Wildkräuterliteratur, gibt es ganze Tabellen mit dem richtigen Zeitpunkt für das Sammeln. Oft ist nicht so ganz ersichtlich, ob es sich dabei um spirituell oder weltanschauliche begründete Angaben handelt, oder ob sich die Veränderung mit messbaren Stoffwechselvorgängen innerhalb der Pflanze zurückzuführen ist. Wir schauen uns im folgenden Artikel an, welchen Einfluss die Jahreszeit, als auch die Tageszeit auf bestimmte Inhaltsstoffe hat und geben Tipps für den richtigen Zeitpunkt des Sammelns.

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Zu welcher Tageszeit sammelt man am besten Wildkräuter?

Beginnen wir mit der Tageszeit. Sollte man besser morgens, mittags oder abends sammeln? Richtig ist, dass Tageszeit und Wetter einen Einfluss haben auf den Gehalt vieler Inhaltsstoffe. So verdampfen teile der ätherischen Öle in der Mittagshitze, auch ist der Flavonoidgehalt einiger Pflanzen am Vormittag größten. Jedoch zeigen einige Studien, dass der Einfluss der Tageszeit nicht so hoch ist, dass wir als Hobbysammler*innen den Zeitpunkt des Sammelns daran anpassen müssten. Die Schwankungen betragen selten mehr als 20%. Für Landwirt*innen und andere Menschen, die im großen Maßstab Wirkstoffpflanzen anbauen, ist das natürlich sehr relevant, für uns weniger. Man sammelt einfach dann, wenn es in den Tagesablauf passt und muss sich für Sonntag früh nicht den Wecker stellen.

Leider lässt sich keine einheitliche Regel festlegen, wie „Pflanzen haben morgens den höchsten Wirkstoffgehalt.“ Die Vorgänge in Pflanzen sind hoch komplex und von vielen inneren, wie äußeren Faktoren abhängig. Nicht nur, dass der Gehalt von Stoff X auf der Ebene des Tagesverlaufs ganz anders sein kann als bei Stoff Y, auch gibt es große Unterschiede zwischen verschiedenen Pflanzenarten. Als wäre das nicht genug, kann auch der Standort einen Unterschied machen, selbst innerhalb derselben Art. Bei der einen Pflanze am Ort X ist der Vitamin C Gehalt morgens vielleicht am höchsten, bei einer anderen an Ort Y eher am Nachmittag.

Und zu welcher Jahreszeit sammelt man am besten Wildkräuter?

Pflanzen befinden sich je nach Zeitpunkt in unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Im Frühling sind die Triebe und jungen Blätter sehr zart und frisch, weshalb sie dann oft besonders lecker als Salat sind. Außerdem kann der jahreszeitliche Zeitpunkt einen Einfluss auf die enthaltene Wirkstoffmenge haben. Jedoch sind die Wirkstoffe und deren Vorkommen so unterschiedlichen, dass es keine einheitlichen Regeln gibt. Da wir uns hier auf Hobby- und Selbstversorgung – Ebene bewegen und die Schwankungen ähnlich wie bei der Tageszeit zu vernachlässigen sind, muss man sich nicht auf bestimmte Monate beschränken. Auch wenn die Wurzeln vieler Pflanzen zum Herbst hin die höchste Konzentration an bestimmten Stoffen haben, sollte man sich davon nicht abhalten lassen, diese bei Bedarf bereits im Frühjahr und Sommer zu sammeln. Zu guter Letzt kommen einige Pflanzenarten oder deren Blüten nur in bestimmten Monaten vor, andere dagegen wachsen das ganze Jahr, so findet man z.B. blühende Taubnesseln im tiefsten Winter.

Fakt ist, dass es zum Gehalt von für uns interessanten Inhaltsstoffen bei hierzulande heimischen Pflanzen so gut wie keine Studien gibt.  Zu einzelnen Pflanzenarten gibt es internationale Studien, doch beziehen diese sich immer auf ein bestimmtes Gebiet und das lässt sich nicht unbedingt auf Mitteleuropa , geschweige denn auf die Fläche, auf der du sammeln möchtest, übertragen. Da wir unsere Daten nur von wissenschaftlichen Studien und Analysen ziehen und einen naturwissenschaftlichen Anspruch haben, wenn es um die Deutung geht, können wir dir hier leider keine schicke Tabelle mit dem Titel „jahreszeitlicher Gehalt von Inhaltsstoffen unserer Pflanzen“ bieten. Tut uns Leid! Solltest du so etwas im Internet finden, kann eine Seriosität getrost bezweifelt werden.

Die Stoffgehalte der Brennnessel können über das Jahr stark schwanken

Dass man hier leider keine einfache Regel anwenden kann, lässt sich am Beispiel Brennnessel gut zeigen. Eine Studie aus den USA hat die Inhaltsstoffe der großen Brennnessel im Frühling und im Herbst gemessen. Dabei kam heraus, dass der Vitamin C Gehalt im Herbst am höchsten war, der Vitamin A Gehalt und der Mineraliengehalt hingegen im Frühling. Bei anderen Pflanzen und an anderen Orten werden wiederum andere Trends festgestellt. Du siehst also: so einfach lässt sich also leider nicht sagen. Damit wir dir trotzdem etwas mitgeben können, haben wir alle faktenbasierten Tipps zu diesem Thema zusammengetragen:

Nicht jede Pflanzenart gibt es zu jeder Zeit. Das klingt super logisch und das jahreszeitliche Vorhandensein und Verschwinden vieler Arten ist der hauptsächliche „limitierende Faktor“ beim Kräutersammeln.

Im Spätherbst und Winter verlangsamen sich die Vorgänge innerhalb der Pflanzen, zum Teil sterben diese ganz oder teilweise. Je „oller“ und unansehnlicher Laubblätter dann sind, desto weniger Inhaltsstoffe haben diese dann noch. Schließlich „ziehen“ viele Pflanzen Nährstoffe und Mineralien aus dem Laub ab, es wäre ja verschwenderisch, diese mitsamt der Blätter zu verlieren.

Im Frühling sind viele Pflanzenteile besonders zart und lecker. Das heißt aber nicht zwingend, dass sie dann auch den höchsten Gehalt an allen relevanten Inhaltsstoffen haben.

Im Herbst werden bei Mehrjährigen Pflanzen oft Reservestoffe in der Wurzel eingelagert. Leider verholzen diese dann aber auch.

Über Wildkräuter im Winter haben wir einen eigenen Artikel geschrieben, schau hier:

Samen sammelt man am besten, kurz nachdem sie reif geworden sind, was oft im Spätsommer der Fall ist. Auch die meisten Wildfrüchte sammelt man in der Regel zwischen August und Oktober.

Einige Pflanzen bilden ab dem Spätsommer verstärkt Bitterstoffe – so ist der Beifuß im Sommer noch kaum bitter, im Herbst dagegen schon.

Sammel nur so viel, wie du auch wirklich benötigst und lass kleine Bestände stehen. Wenn sich der Bestand entwickeln kann, kannst du und andere dort nachhaltig sammeln.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema wann Wildkräuter sammeln? ans Herz legen:

Quellen:

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

Veit et al., »Diurnal Changes in Flavonoids.« Journal of Plant Physiology, 1995.

Hopfinger et al., »DIURNAL VARIATION IN THE ESSENTIAL OILS OF VALENCIA ORANGELEAVES.« American Journal of Botany, 1979.

Platenius, Hans, »Diurnal And Seasonal Changes In The Ascorbic Acid Content Of Some Vegetables.« Plant Physiology, 1945.

Rezaei et al. »Diurnal Changes in Essential Oil Content of Coriander {Coriandrum sativum L.) Aerial Parts from Iran.« Research Journal of Biological Sciences, 2009.

Rutto et Al., Mineral Properties and Dietary Value of Raw and Processed Stinging Nettle (Urtica dioica L.), International Journal of Food Science, 2013


Gibt es in Deutschland Giftpflanzen?

Gibt es in Deutschland Giftpflanzen?
Praxistipps

Gibt es in Deutschland wilde Giftpflanzen?

Gibt es in Deutschland Giftpflanzen?

Gibt es in Deutschland Giftpflanzen? Diese Frage lässt sich sehr schnell beantworten, und zwar mit einem eindeutigen „Ja“. Ist der Respekt bei Pilzen relativ ausgeprägt, lernen wir immer wieder Menschen kennen, die unbekannte Pflanzen probieren. Nicht wenige Menschen glauben, dass es in Deutschland keine ernst zu nehmenden Giftpflanzen gibt, so werden diese eher in exotische Gefilde verortet. Dieser Irrglaube, sowie einige kursierende Mythen um Giftpflanzen sind bei uns jährlich für hunderte, teils tödlich endende Vergiftungsunfälle verantwortlich. Zeit, hier mal gründlich aufzuräumen.

Unsere Weiterbildungen:

Was sind Giftpflanzen?

Bevor wir beginnen, wollen wir Giftpflanzen erst einmal definieren. Überhaupt ist der Begriff „Gift“ mit vielen Unsicherheiten verbunden. Duden bezeichnet ein Gift als „in der Natur vorkommender oder künstlich hergestellter Stoff, der nach Eindringen in den Organismus eines Lebewesens eine schädliche, zerstörende, tödliche Wirkung hat (wenn er in einer bestimmten Menge, unter bestimmten Bedingungen einwirkt)“.

Der letzte Teil in Klammern ist hier besonders wichtig, denn spätestens seit Paracelsus wissen wir „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist“.

Maiglöckchen ist einerseits Giftpflanze, andererseits Heilpflanze

Das bedeutet also, dass nicht nur der Giftstoff an sich entscheidend ist, sondern auch die Dosis. Giftpflanzen sind nämlich sehr oft – richtig dosiert – wirksame Heilpflanzen, andere Stoffe sind in moderaten Mengen für uns gesund, im Übermaß aber sehr schädlich. Man kann sich ebenso mit Vitamin C vergiften, wie man mit der richtigen Menge des giftigen Maiglöckchens Herzleiden behandeln kann. Somit kann also alles und nichts ein Gift sein.

Wenn also vor allem die Dosis über die „Giftigkeit“ entscheidet, warum sprechen wir dann überhaupt von Giftpflanzen? Wir bei Waldsamkeit verwenden die Bezeichnung Giftpflanzen für diejenigen Arten, die bereits in geringen Mengen schädlich wirken können, oder bei denen die Dosierung außerordentlich schwierig ist. Um die richtige Dosierung zu erreichen, sind Labore samt Fachpersonal notwendig, für uns ist das nicht gefahrlos umzusetzen. Deshalb sind Giftpflanzen für uns absolut tabu. Leider ist die Sache doch noch etwas komplizierter. Es wäre nämlich zu einfach, Pflanzen nur in giftig und ungiftig zu unterscheiden. Die Natur lässt sich einfach nicht gerne in Schubladen stecken.

Die 5 Kategorien der Verwendbarkeit

Wir haben eigene Kategorien entwickelt, welche eine Einteilung und die Verwendung mit Pflanzen erleichtern sollen. Wir nennen das die 5 Kategorien der Verwendbarkeit. Natürlich sollte immer Alter und Gesundheitszustand berücksichtigt werden.

Welches sind die giftigsten Pflanzen Deutschlands?

Die Vielfalt an Zuchtpflanzen in Deutschland ist enorm und unter ihnen gibt es ein paar extrem giftige Arten. In diesem Artikel wollen wir uns jedoch nur mit den wild wachsenden Pflanzen beschäftigen (samt Neophyten). Zudem haben wir nur die TOP 15 der als stark giftig eingestuften Arten und Gattungen aufgelistet, daneben gibt es noch viele weitere giftige bis stark giftige Arten.

Eisenhut Arten (Aconitum sp.)

Die Eisenhutarten gehören zu den giftigsten Pflanzen Mitteleuropas und kommen vornehmlich in höheren Lagen vor. Die heimischen Arten dieser Hahnenfußgewächse sind geschützt. Er wurde früher benutzt, um Wölfe, aber auch den einen oder anderen Menschen um die Ecke zu bringen.

Hundspetersilie (Aethusa cynapium)

Diese stark giftige Art gehört wie die beiden folgenden zur Familie der Doldenblütler. Diese Arten sind der Grund, warum Einsteiger*innen besser die Finger von dieser Familie lassen sollte.

Wasserschierling (Cicuta virosa)

Wie der Name schon sagt, kommt diese Pflanze an Gewässerufern vor. Das gefährliche: die hochtoxische Knolle riecht und schmeckt sehr angenehm. In Preußen wurde die Pflanze von den Behörden zur Ausrottung freigegeben.

Gefleckter Schierling (Conium maculatum)     

Dieser Doldenblütler ist extrem giftig und kommt bei uns gar nicht so selten vor, zum Teil bildet er riesige Bestände. Er wird des öfteren für den essbaren Wiesen-Kerbel gehalten. Aufpassen!

Gibt es in Deutschland Giftpflanzen?

Tollkirsche (Atropa belladonna)

Mithilfe der giftigen  „Belladonna“ haben früher manche Frauen der gehobenen Klasse versucht, ihre Attraktivität zu erhöhen. Ein Auszug in die Augen geträufelt, hat zur Erweiterung der Pupillen geführt und die Augen wirkten größer. Die Früchte schmecken recht süß.

Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)

Diese, sowie die folgende Art sind für viele Vergiftungsunfälle verantwortlich, da sie zum Teil mit dem beliebten Bärlauch verwechselt werden. Sie wächst häufig auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen.

Maiglöckchen (Convallaria majalis)

Verwechslungspartnerin des Bärlauches. Es ist ungewiss, wie viele Gläser Maiglöckchenpesto in den deutschen Schränken stehen. Unbedingt auf die Bestimmungsmerkmale von Bärlauch achten!

Echter Seidelbast (Daphne mezereum)              

Hauptsächlich in Mittel und Süddeutschland verbreitet, wird er manchmal für Lorbeer gehalten, was fatale Folgen haben kann. Die Blüten riechen sehr gut, was dazu führt, dass Kinder sie manchmal probieren.

Stechapfel (Datura stramonium)           

Die aus Mexiko stammende Pflanze wurde zum Teil für „Hexensalben“ verwendet. Heute wird sie in manchen Kreisen als Rauschdroge verwendet, was aufgrund der Toxizität und der Schwierigkeit der Dosierung gravierende Folgen haben kann.

Fingerhut Arten (Digitalis sp.)

Wird im Frühling, wenn nur die Rosette zu sehen ist, manchmal mit verwendbaren Arten wie Königskerze oder Nachtkerze verwechselt. Ungut: denn Fingerhut ist extrem giftig. Andererseits muss man ihn nicht gleich aus dem Garten verbannen, viele Wildbienen lieben ihn.

Nieswurz Arten (Helleborus sp.)

Zu den Nieswurzarten gehört auch die Christrose, welche gerne als Trockengesteck in der Wohnung verwendet wird. Um das Niesen zu provozieren hat man sie früher zum Teil gemahlen in den Schnupftabak getan. Die Arten dieser Gattung sind in allen Teilen stark giftig.

Bilsenkraut Arten (Hyoscyamus sp.)

Die giftigen und halluzinogen wirkenden Bilsenkräuter wurden früher vermutlich dem Bier beigegeben. Unter Etymologen umstritten ist, ob das Wort „Pils“ von diesen Pflanzen herrührt, oder von der Stadt Pilsen.

Stechpalmen Arten (Ilex spp.)

In England ein beliebtes Weihnachtsgesteck, symbolisiert diese immergrüne Pflanze das leben. Diese Pflanze ist, oral eingenommen, Stark giftig. Als Gesteck kann man ihn weiterhin verwenden.

Einbeere (Paris quadrifolia)

Eine sehr interessant aussehende Pflanze, die an ihrem oberen Ende eine einzelne dunkle Beere bildet. Diese sieht recht lecker aus, ist aber recht giftig, auch wenn das Ausmaß bis heute umstritten ist.

Robinien (Robinia spp. )

Diese aus Nordamerika stammenden Bäume haben sich in den letzten Jahrzehnten in Mitteleuropa stark breit gemacht und sind in allen Teilen giftig. Besonders giftig sind die Blätter und Rinde für Weidevieh.

Gefährliche Irrglauben

Jedes Jahr kommt es in Deutschland durch das Einnehmen von Wild- und Gartenpflanzen zu Vergiftungen. So gab es zum  zwischen 1997 und 2013 ca. 700 gemeldeten, leichte Vergiftungen pro Jahr. Rund um das Thema Giftpflanzen gibt es einige gefährliche Mythen, die wir in diesem Teil auflösen wollen.

Mythos 1 – „Pflanzen zeigen uns, wofür sie gut sind oder warnen uns“

Bereits im Altertum glaubte man, dass Pflanzen uns anzeigen, gegen welches Leiden sie wirken. Später, Im Mittelalter, war die katholische Kirche eine große Befürworterin dieser Theorie, schließlich rückte sie den Menschen in den Mittelpunkt des Universums. Die Signaturenlehre schloss vom Aussehen auf die Verwendung durch den Menschen. So galten Bohnen als hilfreich bei Nierenleiden, weil die Form an Nieren erinnert. Doch wir sind nicht das Zentrum des Universums, sondern nur eine Tierart von vielen. Maiglöckchenbeeren sind nicht rot, um uns zu warnen, sondern um den Tieren zu gefallen, die für die Verbreitung in diesem Fall viel wichtiger sind als wir: Vögel. Überhaupt spielen wir bei der bisherigen Evolution von Wildpflanzen keine Rolle und überschätzen unsere Wichtigkeit mal wieder.

Mythos 3 – „Geschmack oder Geruch sind gute Unterscheidungsmerkmale“

Die meisten Tiere erkennen Giftpflanzen im frischen Zustand, also müssten wir das doch auch noch drauf haben oder? Leider Nein. Tollkirschenfrüchte schmecken süß, sind für uns jedoch super giftig und auch der hochtoxische Schierling soll zu Beginn leicht süßlich schmecken. Ein weiteres Problem bei Geschmackstests: bereits geringe Mengen können schlimme Folgen haben

Was den Geruch angeht: wollen wir uns den „Verwechslungsklassiker“ Bärlauch – Maiglöckchen ansehen. natürlich riecht Bärlauch nach Knoblauch und Maiglöckchen nicht. Dennoch ist von Geruchstests hierbei abzuraten, vor allem wenn es die optische Merkmalsunterscheidung ersetzen soll. Der Grund ist einfach: der Geruch bleibt an den Fingern haften. Wenn man Bärlauch mit den Fingern zerreibt, wird alles andere, das man danach in die Hand nimmt, auch nach Bärlauch riechen. Auch das giftige Maiglöckchen.

Mythos 2 – „wir können uns bei den Tieren abschauen, was essbar ist und was nicht“

Es gibt viele Beispiele dafür, dass eine Pflanzenart für die eine Tierart eine wunderbare Nahrungsquelle darstellt, für die andere jedoch hochtoxisch ist. Vögel fressen die für uns giftigen Maiglöckchenbeeren, Ziegen können kiloweise Herbstzeitlose verdrücken, während wir nach ein paar Blättern schon umfallen, Hunde gehen nach ein paar Tafeln Zartbitterschokolade zugrunde, wir können viele hundert Tafeln im Jahr verdrücken.

Fazit

Auch wenn die meisten Arten essbar sind,  gibt es auch bei uns in Deutschland giftige und sogar ein paar hochgiftige Arten. Außerdem gibt es Pflanzen, die zwar nicht akut giftig, aber auf Dauer gesundheitsschädlich wirken können. Wir sollten also beim Sammeln die wichtigste Regel von allen immer im Hinterkopf behalten: niemals Pflanzen verwenden, von denen man nicht sicher ist, um welche es sich handelt.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Gibt es in Deutschland Giftpflanzen? ans Herz legen:

Quellen:

Larbig, Manuel: Mein Wildkräuterguide, Penguin 2021.

Herrmanns-Clausen et al., »Akzidentelle Vergiftungen mit Gartenpflanzen und Pflanzen in der freien Natur.« Bundesgesundheitsblatt, 2019.

ARD. 08 2020. https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2008/wasservergiftung-102.htm (besucht am 1.3.2019)

Murray et al., »Colchicine.« Clinical Toxicology, 2001.

Pullella et al., »A case of fatal aconitine poisoning by Monkshood ingestion.« Journal of Forensic Sciences, 2008.


Wildkräuter Vermarkten

Wildkräuter Vermarkten
Wildkräuter Vermarkten

Wildkräuter Vermarkten

Die rechtliche Lage, wenn man Wildkräuter verarbeiten oder verkaufen möchte

In Deutschland sind alle wild lebenden Pflanzen generell geschützt. Man darf jedoch, solange es sich nicht um eine geschützte Art oder um ein Schutzgebiet handelt, in geringen Mengen, für den eigenen Bedarf sammeln. Um Wildkräuter gewerblich zu nutzen und zu sammeln brauchst du zunächst einmal die Erlaubnis des Flächeneigentümers und eine Sammelgenehmigung. Wie und wo du eine Sammelgenehmigung in der Regel beantragen kannst und was es dabei sonst noch zu beachten gibt, zeigen wir im folgenden Artikel.

Unsere Weiterbildungen:

Die Sammelgenehmigung

Um Wildkräuter gewerblich zu nutzen und zu sammeln, brauchst du zunächst einmal die Erlaubnis des Flächeneigentümers, sowie eine Sammelgenehmigung. Diese kannst du bei der, je nach Landesrecht zuständigen, Behörde für Naturschutz und Landschaftspflege beantragen.

Viele Wildpflanzenarten sind für den Anbau nicht sonderlich geeignet, auch wenn es Ausnahmen gibt. In Deutschland selbst gibt es nur wenige professionelle „Wildkräutersammler“, meistens beziehen deutsche Hersteller Wildsammlungen aus Osteuropa.

Was muss ich bei der Vermarktung von Wildkräutern beachten?

Wildkräuter lassen sich auf vielfältige Weise vermarkten und finden sich in vielen Produkten. Möchtest du mit Wildkräutern arbeiten, solltest du dich zunächst fragen, ob dein Produkt unter die Rubrik Arzneimittel, Lebensmittel, Kosmetika oder Bedarfsgegenstände fällt. Denn für all diese gibt es verschiedene Gesetzte und Bestimmungen, die du beachten musst. Solltest du deine Kräuterprodukte lediglich im Freundeskreis verschenken oder auf dem jährlichen Straßen- oder Schulfest verkaufen, musst du dir über all diese Regeln keine Gedanken machen. Falls du deine Produkte aber im Internet, im Laden oder auf dem Wochenmarkt anbietest, gelten die verschiedenen Bestimmungen.

Da viele Kräuter eine Mehrfachfunktion besitzen, bestimmt der Verwendungszweck die sog. Zweckbestimmung unter welche Kategorie dein Produkt fällt.

Arzneimittel

Sind laut dem Arzneimittelgesetz (AGM) Kräuter und deren Zubereitungen, wenn sie „…zur Anwendung im oder am menschlichen oder tierischen Körper bestimmt sind und als Mittel mit Eigenschaften zur Heilung oder Linderung oder zur Verhütung menschlicher oder tierischer Krankheiten oder krankhafter Beschwerden bestimmt sind“ (§2 (1) AGM).

Alle Arzneimittel sind zulassungspflichtig. Möchtest du beispielsweise Arzneitees, Tinkturen, Heilsalben, Fluidextrakte, Tabletten, Hustensirup oder Heilpflanzensäfte herstellen und verkaufen musst du eine Zulassung beantragen. Bei dieser wird das Produkt auf Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und die pharmazeutische Qualität geprüft. Dies ist nicht nur teuer, sondern auch sehr zeitaufwendig und wird daher meist nur von etablierten Pharmakonzernen beantragt. Weiter gibt es bezüglich der Räumlichkeiten zur Herstellung, Aufbewahrung und Prüfung der Arzneimittel strikte Vorschriften. Um Arzneimittel herzustellen, musst du über die nötige Sachkenntnis verfügen, das heißt du solltest Apotheker sein oder zumindest über ein abgeschlossenes Studium der Pharmazie, Human- oder Veterinärmedizin, Biologie oder Chemie verfügen.

Eine Ausnahme bilden die sog. Standardzulassungen (§ 36 AGM) für freiverkäufliche, also nicht apothekenpflichtige und traditionelle pflanzliche Arzneimittel. Diese besitzen eine erleichterte Zulassung oder sind sogar zulassungsfrei. Die nötige Sachkenntnis zur Herstellung von Arzneimitteln, sowie die die Vorschrift über die speziellen Räumlichkeiten entfallen jedoch nicht. Um freiverkäufliche Arzneimittel verkaufen zu können, musst du oder eine deiner Mitarbeitenden einen Sachkundenachweis besitzen, der bei der Industrie und Handelskammer (IHK) erworben werden kann.

Wenn du Heilpflanzen anbauen möchtest entfallen all diese Vorschriften. Achtung! Du darfst die Pflanzen aber nur anbauen. Sobald du sie Verarbeitest (dazu zählen alle Arbeiten, die über das Anbauen, Ernten und Trocknen hinausgehen), bist du Hersteller und musst alle zuvor genannten Vorschriften beachten.

Die Regeln über die Arzneimittelherstellung, deren Zulassung und Definition sind in Deutschland im Arzneimittelgesetz (AMG) genau geregelt. Die Anforderungen an Kräuter, um als Arzneipflanze eingestuft und gehandelt zu werden, findest du im deutschen Arzneibuch.

In Österreich gelten das Arzneimittelgesetz und das Arzneibuchgesetz. Die Anforderungen sind im Österreichischen Arzneibuch (ÖAB) geregelt.

In der Schweiz gilt das Heilmittelgesetz. Die Anforderungen sind im Pharmacopoea Helvetica geregelt.

Lebensmittel

Zu den Lebensmitteln zählen alle Kräuter Gewürze und deren Zubereitungen wie Kräutersalz, Pesto, Kräuteröl, Kräuteressig, Kräuterlikör, Kräuterwein, Brotaufstriche, Säfte, Nahrungsergänzungsmittel. Wichtig ist, dass der Ernährungs- und Genusszweck im Vordergrund stehen muss. Viele Hersteller gehen diesen Weg, da dieser in der Regel günstiger und unkomplizierter, sowie der Zulassungsprozess schneller ist.

Bedarfsgegenstände

Bedarfsgegenstände werden im LFGB (sowie der Verordnung über Bedarfsgegenstände) als Mittel, die mit Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln oder dem menschlichen Körper in Berührung kommen, definiert. Wildkräuter finden hier hauptschlich in Produkten zur Raumbeduftung wie Potpourris, Duftsäckchen, Räucherwerk, Duftöle, Raumduftsprays, Färbemittel, Pflanzenpflegemittel, Saunaaufgüssen Einsatz. Generell müssen für Bedarfsgegenstände keine Inhaltstoffe angegeben werden, es sei denn, diese unterstehen einer weiteren Verordnung, die eine spezielle Deklaration fordert. Hier sind beispielsweise ätherische Öle zu nennen, welche unter die CLP- Verordnung (Classification, Labelling und Packing), einer EU-Chemikalienverordnung, fallen.

Die 3 Teilbereiche

Haftung

Nach dem Produkthaftungsgesetz ist der Erzeuger oder Hersteller für die Qualität und Sicherheit des Produktes verantwortlich. Ist dein Produkt fehlerhaft, haftest du als Hersteller. Selbst wenn du beispielweise eine schon fertig gemischte Kräuterteemischung lediglich abpackst oder mit deinem Namen versiehst, bist du als Hersteller haftbar.

Hygiene

Für alle Betriebe, die Lebensmittel gewerblich herstellen, verarbeiten oder in den Verkehr bringen, gelten die Lebensmittelhygiene- Verordnung (LMHV) und die EU-Verordnung über Lebensmittelhygiene (EG) Nr. 852/2004. Sollten deine Produkte auch zu Teilen tierischen Ursprungs sein, musst du auch die EU-Verordnung (EG) Nr. 854/2004 mitbeachten. Nach diesen Verordnungen benötigst du einen separaten Verarbeitungs- oder Produktionsraum, der nach speziellen Hygienestandards ausgestattet sein muss. Das bedeutet:  du kannst deine Kräuter für deine Kräuterteemischung nicht einfacher in deiner Küche zuhause mischen oder zerkleinern. Gegebenenfalls sind auch separate Personaltoiletten erforderlich.

In der Praxis sieht das meistens so aus, dass man sich entweder tageweise eine zertifizierte Küche mieten oder diesen Schritt von einem Subunternehmer durchführen lässt. Eine Küche oder einen Produktionsort zu mieten, lohnt sich erst bei sehr großem Umsatz.

Arbeitest du mit unverpackten Lebensmitteln, bist du verpflichtet, geeignete Arbeitskleidung sowie Kopfbedeckung, Handschuhe und Mundschutz zu tragen. Alle Personen, die mit leichtverderblichen Lebensmitteln gewerblich zu tun haben, müssen regelmäßig eine Belehrung beim Gesundheitsamt besuchen. Das ist in der Realität erschreckend oberflächlich, nicht selten wird einem vor Ort einfach nur ein Video gezeigt. Alle Themenbereiche rund um die Hygiene im Rahmen der Vermarktung sind im Infektionsschutzgesetz (§43IfSG) geregelt. Als Unternehmer musst du zusätzlich ein Konzept zur Eigenkontrolle nach HACCP-Regeln vorlegen können.

Kennzeichnung

Die Kennzeichnung deines Produktes ist mittels des Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und futtermittelgesetzbuch (LFBG, sowie weiterer EU- Verordnungen (wie EU- Lebensmittelverordnung Nr. 1169/2011, Verordnung (EG) Nr. 178/2002 und weitere) geregelt. Danach gibt es neun Pflichtangaben, die auf einem verpackten Lebensmittel stehen müssen:

  1. Bezeichnung des Lebensmittels
  2. Zutatenverzeichnis
  3. Mindesthaltbarkeit
  4. Nettofüllmenge
  5. Preisangabe
  6. Name und Anschrift des Lebensmittelunternehmers
  7. Losnummer
  8. Nährwertangaben
  9. Alkoholgehalt bei alkoholischen Getränken

In Österreich und der Schweiz sind die Regularien ähnlich wie in Deutschland. Weiter Informationen zur Herstellung und zum Verkauf von Kräuterprodukten findest du für Österreich im Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz sowie im Lebensmittelbuch. Für die Schweiz gilt die Lebensmittel- und Gebrauchsgegenständeverordnung beim Thema Wildkräuter Vermarkten.

Spezialfall Kennzeichnung Kosmetika

Kosmetikprodukte wie Seifen, Shampoo, Badesalz, Badesäckchen, Hautcreme, Körperöl oder Deo gelten als Bedarfsgegenstände und sind in Deutschland ebenfalls im Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFBG) geregelt. Wichtiger aber ist die EU- Kosmetikverordnung, diese ist für alle Länder der EU rechtsgültig. Das Schweizer Kosmetikrecht wurde dieser Verordnung weitgehend angepasst. Danach bist du verpflichtet, eine Sicherheitsbewertung für dein Produkt durchzuführen und einen Sicherheitsbericht zu erstellen. Auch hier muss dein Produkt richtig gekennzeichnet sein.

Folgende Angaben sind mindestens erforderlich:

  1. Name/ Firma der verantwortlichen Person
  2. Nenninhalt
  3. MHD
  4. Vorsichtsmaßnahmen für den Gebrauch
  5. Chargenkennzeichnung
  6. Verwendungszweck
  7. Inhaltsstoffe

Gesetze

Alle Gesetze und Verordnungen zum Thema Wildkräuter Vermarkten kannst du dir im Internet ansehen:

Deutschland: www.gesetze-im-internet.de

Europa: www.eur-lex.europa.eu

Österreich: www.jusline.at/gesetzesbibliothek

Schweiz: www.gesetze.ch

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Wildkräuter Vermarkten ans Herz legen:

Quellen:

Beiser, R. (2018): Vermarktung von Wildkräutern. Stuttgart: Eugen Ulmer KG

Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Gesetzte über den Verkehr mit Arzneimitteln. § 36 Ermächtigung für Standardzulassungen. Online verfügbar unter: https://www.gesetze-im-internet.de/amg_1976/__36.html (abgerufen am 12.11.2021)


Bitterstoffreich: Beifuß

Beifuß

Beifuß Verwechslung
Giersch Smoothie
Beifuß

Die aromatische Wiederentdeckung

In diesem Artikel stellen wir das alte Gänsebratengewürz „Beifuß“ vor, das noch so viel mehr kann als fette Gans. Wir zeigen dir die Verwechslungspartnerinnen und Unterscheidungsmerkmale, du lernst, warum Schwangere auf den Verzehr besser verzichten sollten und dass die Germanen ihn früher als natürliches Dopingmittel verwendet haben.

Unsere Weiterbildungen:

Hinweis: Beifuß enthält Thujon und Campher, welche in höheren Dosen abtreibend (abortiv) wirken können. Daher wird von einer Verwendung durch Schwangere abgeraten. Nicht wenige Menschen sind gegen die Pollen allergisch. Allergiker sollten es meiden, diese Pflanze zu sammeln.

Beifuß Verwechslung
Kapitel 1: Merkmale Beifuß

Die weißlich bis grauen, zum Teil gelblich-rötlichen Blüten sitzen am Ende der verzweigten und kaum behaarten Stängel und sitzen zu vielen an sogenannten Rispen, bilden also Blütenstände. Die Blüten sehen aus wie knäuelige Kügelchen, so als hätte man sie zu mehreren aneinander geklebt. Der Blütenstand riecht interessant, ist ziemlich aromatisch und erinnert entfernt an Kamille.

Beifuß kann ziemlich hoch werden, bis zu 2,50m und der mit der Zeit immer dunkler werdende Hauptstängel dann auch eine beachtliche dicke erreichen. Weiter oben gehen vom Stängel Seitentriebe ab, die dann jeweils eigene Blütenstände tragen.

Die Blätter des Beifuß sind dunkelgrün , etwas derb und gefiedert. Ein besonderes Erkennungsmerkmal ist die graufilzige Blattunterseite. Je nach Standort und Alter können die Blätter ziemlich unterschiedlich aussehen, wie ihr hier auf dem Bild erkennen könnt. Zum Thema Beifuß Verwechslung siehe Abschnitt “Beifuss und Verwechslungsgefahren“.

Kapitel 2: Botanisches

Die Gattung Artemisia ist bei uns mit 17 Arten vertreten, wobei der gewöhnliche Beifuß mit Abstand die häufigste Art ist, gefolgt vom Feld-Beifuß (Artemisia campestris) . Zu dieser Gattung gehören übrigens auch bekannte Arten wie Wermut (Artemisia absinthium) und Estragon (Artemisia dracunculus).

Auch wenn Beifuß und die oben genannten Arten auf den ersten Blick überhaupt nicht so aussehen: sie gehören zur Familie der Korbblütler (Asteraceaen); sind also mit Löwenzahn, Sonnenblume und Gänseblümchen verwandt. Nur mit einer guten Lupe kann man die typischen Röhrenblüten erkennen.

Kapitel 3: Inhaltsstoffe & Verwendbarkeit Beifuss

Beifuß enthält Bitterstoffe, ist jedoch nicht so aggressiv bitter wie andere Wildkräuter (z.B. Löwenzahn). Das macht den Beifuß zu einem guten Kraut für Menschen, die zwar Bitterstoffe verwenden wollen, sich aber erst einmal langsam an diesen für vielen ungewohnten Geschmack herantasten möchten. Bitterstoffe helfen bei der Verdauung und somit ist es nicht verwunderlich dass Beifuß traditionell dem fettigen Gänsebraten beigelegt wurde. Interessanterweise wirken Bitterstoffe einerseits appetitanregend, gleichzeitig isst man weniger, wenn man bitterstoffreiche Nahrung zu sich nimmt. In unserem Artikel über Bitterstoffe erfährst du mehr über diese interessante Inhaltsstoffgruppe.

Beifuß in der Küche

Kulinarisch kann Beifuß viel mehr als Gänsebraten. Dieses bei uns früher sehr häufig verwendete Würzkraut ist in den letzten Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geraten, ist aber gerade wieder im Kommen. Zum Teil findet man ihn wieder auf den Märkten. Durch die leichte Bitterstoffnote und die ätherischen Öle eignet sich Beifuß sowohl für Herzhaftes, als auch für Süßspeisen und Eistee. Folgende Rezepte mit Beifuß können wir euch sehr ans Herz legen:

Beifuß in der Hausapotheke

Brennnessel Sammeln

Beifuß als Tee zubereitet kann durchaus verdauungsfördernd sein, was sich auf die enthaltenen Bitterstoffe zurückführen lässt. Dafür kann man die oberen Stängelabschnitte samt Blüten und Blättern sammeln und mit kochendem Wasser übergießen. Zugedeckt für 15 Min. ziehen lassen. Wem er so zu bitter ist, kann den Tee mit Wasser mischen. Zum Thema Beifuß Verwechslung siehe Kapitel 4.

Achtung: wie bereits weiter oben erwähnt, sollten Schwangere auf die Verwendung von Beifuß verzichten. Thujon und Campher haben möglicherweise eine abtreibende Wirkung, da  die Gebärmutter möglicherweise stärker durchblutet wird. Menschen mit einer Beifußallergie, sollten diesen auch nicht sammeln, wobei diesen nur der Pollen gefährlich werden kann.

Heilwirkung von Beifuß

Vielen Wildkräutern werden diverse Heilwirkungen nachgesagt. Uns ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich dabei um Erfahrungswerte handelt (Volksmedizin, Teile der Naturheilkunde etc.) oder ob es dazu Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Standards gibt. Hier sind unsere Rechercheergebnisse:

Heilwirkung von Beifuß aus Sicht der Rationalen Phytotherapie (durch Studien belegt)

Kommission E: Dem Beifuß wurde hier eine negativ-Monografie ausgestellt, da die nachgesagten Wirkungen noch nicht nachgewiesen wurden (zum Teil, weil es an Studien mangelt) und eine abortive Wirkung nicht ausgeschlossen werden kann.

Heilwirkung von Beifuß aus Sicht der Volks- / Naturheilkunde (nicht durch Studien belegt)

Für die Volksheilkunde ist der Beifuß ein wahres Wunderkraut und soll vor allem bei Krankheiten und Schmerzen in Verbindung mit dem weiblichen Geschlechtsapparat helfen. Aber auch bei Gelbsucht, bei Fettleibigkeit, Übelkeit, Epilepsie und als Magenstärkendes Mittel wurde und wird es in der Naturheilkunde eingesetzt.

Kapitel 4: Beifuß Verwechslung & Gefahren

Einsteiger haben zu Beginn etwas Schwierigkeiten, den gemeinen Beifuß zu erkennen. Das liegt zum einen an der scheinbaren Ähnlichkeit mit ein paar weiteren Arten, zum anderen kommt der Beifuß relativ vielgestaltig daher, vor allem was die Blätter angeht.

Andere Beifuß – Arten
Der gemeine Beifuß kann theoretisch mit anderen, heimischen Beifuß-Arten verwechselt werden, diese sind jedoch – vom Feld-Beifuß einmal abgesehen – ziemlich selten. Darunter sind keine bekannten giftigen Arten. Der Feld – Beifuß (Artemisia campestris) ist insgesamt viel feingliedriger und hat schmale, lanzettliche Teilblätter. Der Stängel ist meist rötlich.

Wermut (Artemisia absinthium)

Der ähnlich aussehende, aber viel seltenere Wermut enthält zum Teil sehr hohe Konzentrationen an Thujon (siehe Geschichte des Absinth) , jedoch läuft man wohl kaum Gefahr, sich damit zu vergiften: Wermut ist so abartig bitter, dass man es gar nicht schafft, bedenkliche Mengen zu sich zu nehmen. Wermut hat gelbe Blütenköpfe, die vom Beifuß sind eher gräulich bis rötlich. Wirkt Beifuß eher dunkelgrün, hat der Wermut eine grau – grüne Farbe.

Beifuß – Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia)

Die Beifuß – Ambrosie stammt ursprünglich aus Nordamerika und breitet sich zur Zeit bei uns ziemlich stark aus. Sie rückt regelmäßig in den Mittelpunkt, da sie bei uns mittlerweile zu den stärksten Allergie – Auslösern zählt. Ist sie für Nichtallergiker ungefährlich, können bereits winzige Mengen der Pollen bei Allergikern zu schwerem Heuschnupfen, Atemproblemen und Asthma führen. Auf den ersten Blick sehen die Blätter der Ambrosie denen des Beifußes ähnlich. Dreht man das Blatt jedoch um, erkennt man ein deutliches Unterscheidungsmerkmal: die Blattunterseite der Ambrosie ist grün, die des Beifußes graufilzig.

Gänsefuß-Arten und Melde-Arten

Wer nur auf die weißlichen, rispenartigen Blütenstände schaut, kann die Melde- und Gänsefuß-Arten zunächst für den Beifuß halten. Sieht man sich jedoch die Blätter an, erkennt man sofort den Unterschied: im Gegensatz zum Beifuß sind diese nicht gefiedert. Zudem wäre eine Verwechslung auch nicht schlimm: unsere heimischen Gänsefuß- und Meldearten sind alle essbar .

Eisenhut

Im jungen Stadium und bei Pflanzen ohne Blüten sehen die Blätter des hochgiftigen Eisenhutes auf den ersten Blick dem Beifuß ähnlich. Eisenhut gehört zu den giftigsten Pflanzen Mitteleuropas und wächst natürlicherweise in höheren Lagen. Dieser ist vor allem in den Alpen ziemlich häufig, wird aber überall nicht selten als Garten-Zierpflanze gezogen. Am besten wartet man, bis die beifußtypischen Blüten da sind , außerdem ist Eisenhut auf der Blattunterseite nicht graufilzig.

Kurzcheck "die Richtige"

Alle wichtigen Erkennungsmerkmale des Beifußes zusammengefasst

Beifuß Verwechslung
Kapitel 5: Sammelorte & Sammelzeitraum Beifuß

In diesem Kapitel wollen wir uns mit der Sammelpraxis beschäftigen. Wo finde ich Beifuß , wo kann ich ihn am besten Sammeln? Und welche Jahreszeit ist die beste, um Beifuß zu Sammeln?

Beifuß Verwechslung

Der gewöhnliche Beifuß ist ziemlich häufig und mag Sonne und leicht feuchte Böden. Besonders häufig wächst er auf Ruderalflächen wie Baustellen, Schotterplätze und Kiesgruben, an Wegrändern auf Wiesen. Der Beifuß blüht von Juni bis Oktober. Sammeln kann man ihn im prinzip von Juni bis November, wobei er gegen Ende des Jahres immer mehr Bitterstoffe einlagert. Vom Beifuß lässt sich leicht ein Vorrat anlegen. Dafür kann man die oberen Stängelabschnitte an einem warmen und dunklen Ort für mehrere Tage trocknen, bis sie beim Brechen bröseln.

Kapitel 6: Mythologisches & Historisches

Woher kommt der Name Beifuß? Was haben unsere Vorfahren mit dem Beifuß verbunden, welche Mythen ranken sich um ihn? Was gibt es sonst noch interessantes über den Beifuß zu berichten?

Über die Mythologie und die Verwendungsgeschichte des Beifußes könnte man ein ganzes Buch schreiben. Wir wollen hier einmal die interessantesten Geschichten auspacken.

Beginnen wir mit den Namen. Artemis war die griechische Göttin der Jagd, des Mondes, des Waldes, der Geburt und zugleich hüterin der Frauen und Kinder. Der Beifuß wurde auch bereits in der Antike als Heilpflanze der Frauen angesehen. Die Herkunft des deutschen namens Beifuß ist nicht ganz geklärt, hier einmal zwei nette Erklärungsversuche: baut ist ein germanisches Wort für „stoßen“, möglich, dass dieses Wort auf die Verwendung als gemörsertes Gewürz / Heilkraut zurückzuführen ist. Die andere, besonders amüsante Theorie: die Germanen glaubten, Beifuß könne einen schneller und ausdauernder Laufen lassen, deshalb band man sich das Kraut an das Bein („Bei – Fuß“), quasi ein natürliches, antikes Dopingmittel. Daneben hat Beifuß noch den Namen Mugwurz , im englischen heißt die Pflanze auch mugwort.  Möglich ist eine Verbindung zum germanscihen Wort „mygg“ – Mücke / Fliege, da das Kraut wohl auch verwendet wurde, um Fliegen aus dem heim zu vertreiben. Das ist nicht völlig undenkbar, es ist bekannt, dass das enthaltene Thujon von vielen Insekten gemieden wird. Zum Beifuß gab es einige besonders kreative Rituale und Aberglauben: schaute man in der Nacht zum Johannistag (Sommersonnenwende) unter die Pflanze, so konnte man ein Stück glühende Kohle finden. Nachdem dieses abgekühlt war, half es gegen vielerlei Krankheiten. Es gibt viele Geschichten um diese Pflanze, die häufig mit der Sommersonnenwende in Verbindung stehen, daher auch der Name Sonnenwendgürtel.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Beifuß Verwechslung ans Herz legen:

Quellen Beifuß Verwechslung:

Larbig, Manuel , Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

Genaust, Helmut, Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, 1996.

Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 1967.

Mannhardt, Wilhelm: Wald und Feldkulte, 1905.

Marzell, Heinrich: ≫Worterbuch der deutschen Pflanzennamen.≪ 1937.

Marzell, Heinrich: Unsere Heilpflanzen, ihre Geschichte und ihre Stellung in der Volkskunde, 1938.

Bartsch, Karl: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg, 1879.


Graukresse

Graukresse erkennen
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Wilde Kresse vor der Haustüre

Die Graukresse ist eine wilde Kresseart, welche oft zu den Lieblings – Neuentdeckungen der Teilnehmer_innen unserer Kräuterführungen zählt. Der leicht scharfe, kresseartige Geschmack der Blüten und Schötchen macht sie zu einem tollen Küchen – Wildkraut. Du erfährst in diesem Artikel, wie die Graukresse zu ihrem Namen kommt, warum die Schärfe erst beim Kauen entsteht und wieso du sie unbedingt stehen lassen musst, solltest du ein Pferd sein. Möchtest du Graukresse erkennen können?

Unsere Weiterbildungen:

Graukresse erkennen
Kapitel 1: Merkmale Graukresse

Die 30-60cm große Graukresse bildet mehrere weiße Blüten, welche in einer Traube stehen. Die Blüten haben 4 weiße,ungefähr bis zur Hälfte eingeschnittene Kronblätter. Auffällig ist, dass nur der oberste Teil der verzweigten Stängel mit Blüten besetzt sind, weiter unten sitzen dann in der Regel bereits die rundlichen Schötchen. Die Laubblätter bilden am Bodennah eine Rosette, oberhalb findet man Stängelblätter. Die Blätter sind lanzettlich und mehr oder weniger ganzrandig und sind wie der Stengel und die Schötchen mit feinen Sternhaaren bedeckt, was für die leicht gräuliche Farbe (und dadurch wiederum für den Namen) verantwortlich ist. Diese Härchen wirken wie ein Sonnenschutz, diese Anpassung ist unter anderem dafür verantwortlich, dass sie ziemlich gut mit trockenen und sonnigen Standort zurechtkommt.

Kapitel 2: Botanisches

Die Graukresse gehört wie Kohl, Raps oder Rucola zu den Kreuzblütengewächsen. Der Name kommt nicht von ungefähr: sie schmeckt wirklich kresseartig, was an ähnlichen Senföle liegt, die man auch in der Gartenkresse findet.

Die Graukresse ist ein- oder zweijährig. Was heißt das? Einjährig bedeutet in diesem Fall, dass sie im Frühling der Samen keimt und sie im Laufe desselben jahres zu einer Pflanze mit Blüten heranwächst. Dann bildet sie selbst wiederum Samen aus und stirbt im Winter ab. Bei den Zweijährigen Pflanzen werden im ersten Jahr Stängel und Blätter gebildet, aber noch keine Blüten : die Pflanzen überwintern. Im zweiten Jahr bilden sie dann Blüten, Samen aus und sterben ab. Je nach Standort , genetischer Ausstattung und Witterung wird eine der beiden Strategien von der Graukresse angewandt. Die Blüten der Graukresse  bilden Nektar und sind für Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen interessant, welche für die Bestäubung sorgen.

Kapitel 3: Inhaltsstoffe & Verwendbarkeit Graukresse

Geschmacklich sind vor allem die rundlichen Schötchen und die Blüten interessant, die Blätter schmecken nicht besonders. Die enthaltenen Senföle verleihen der Graukresse einen angenehmen, leicht scharfen Geschmack nach Kresse. Zu diesem Zwecke wurde Graukresse Interessanter Fact: ebenso wie beim Senf entsteht die Schärfe erst, wenn man die Pflanzenzellen zerstört – wie das beim Zerkauen der Fall ist. Vorher kann man das „rettichartige“ weder riechen noch schmecken. Die Vorform der Senfölglycoside und das spaltende Enzym liegen in voneinander getrennten Bereichen in den Zellen vor und kommen erst bei Verletzung dieser Zusammen: dann erst entsteht das scharfe Aroma.  Senfölglycoside können laut einiger Studien antibakteriell, antiviral und tumorhemmend wirken, sind also überaus gesund.

Graukresse in der Küche

Besonders lecker sind die Schötchen und Blüten, wenn man sie etwas zermörsert und dann schleunigst (das Aroma verdampft sonst) zusammen mit Salz in einen Joghurt gibt und über Nacht im Kühlschrank stehen lässt. Das Ganze ergibt einen leckeren und leiht scharfen Dip. Aber auf auf dem Butterbrot oder in einer Panade für Schafskäse oder Tofu ist die Graukresse ziemlich lecker.

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Heilwirkung von Graukresse

Vielen Wildkräutern werden diverse Heilwirkungen nachgesagt. Uns ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich dabei um Erfahrungswerte handelt (Volksmedizin, Teile der Naturheilkunde etc.) oder ob es dazu Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Standards gibt. Hier sind unsere Rechercheergebnisse:

Heilwirkung von Graukresse aus Sicht der Rationalen Phytotherapie (durch Studien belegt)

Einige Studien zeigen antivirale, antibiotische und tumorhemmende Wirkungen durch Senfölglycoside, welche auch in der Graukresse vorkommen. Konkrete Studien mit Graukresse gibt es aber noch nicht.

Heilwirkung von Beifuß aus Sicht der Volks- / Naturheilkunde (nicht durch Studien belegt)

Es  finden sich in der Literatur keine Hinweise, dass die Graukresse früher bei uns medizinisch genutzt wurde, was wahrscheinlich daran liegt, dass sie eben noch nicht lange bei uns ist.

Kapitel 4: Verwechslung Graukresse & Gefahren

Du möchtest Graukresse erkennen? Einsteiger verwechseln die Graukresse manchmal auf den ersten Blick mit den nicht ungefährlichen Doldenblütlern, im folgenden Artikel gehen wir detaillierter darauf ein.  Eine weitere Verwechslungsmöglichkeit besteht mit der ebenfalls verwendbaren Schafgarbe oder anderen Arten der Familie der Kreuzblütler.

Achtung: Solltest du ein Pferd sein, empfehlen wir dringlichst, keine Graukresse zu konsumieren. Für Pferde können bereits relativ geringe Mengen an Graukresse tödlich sein. Pferde vermeiden es auf der Koppel, diese Pflanze zu fressen, im Heu jedoch können sie diese nicht mehr herausselektieren. Das ist übrigens wieder ein gutes Beispiel, dass man sich zum Thema Verwendbarkeit nichts bei anderen Tierarten abgucken sollte – für uns ist die Graukresse gesund und lecker.

Doldenblütler
Wer unsere anderen Artikel bereits kennt, weiß vielleicht auch schon um die wichtige Grundregel: Pflanze mit vielen kleinen weißen Blüten = potentieller Doldenblütler = Aufpassen!  Wer sich mit den Doldenblütlern und unseren Artikeln dazu auseinandergesetzt hat, sieht aber sogleich, dass es sich bei der Graukresse nicht um einen Doldenblütler handelt, da bei ihr eben nicht alle Teilstrahlen (an denen die einzelnen Blüten der Doldenblütler sitzen) aus einem Punkt kommen.

Schafgarbe

Manche Einsteiger verwechseln die Graukresse zu Beginn mit der Schafgarbe, diese hat jedoch ganz andere Blätter, siehe Artikel (….)

Andere Arten der Familie Kreuzblütler

Es gibt bei uns viele Kreuzblütler. Sortiert man aber alle Arten aus, welche keine rundlichen Schötchen, keine schmalen und längliche Laubblätter und keine weiße Blüten haben, bleiben nicht viele übrig. Bei diesen verbleibenden, potentiellen Verwechslungspartnerinnen wie Felsenblümchen , Löffelkräutern, Silberkraut und wilden Kressearten sind keine giftigen Arten dabei und viele davon in der Regel auch eher selten. Selbst viele Einsteiger sehen oft deutliche Unterschiede der Graukresse zu den Verwechslungspartnerinnen. Trotzdem ist es wichtig, Graukresse erkennen zu können, wenn man sie sammeln möchte.

Kurzcheck "die Richtige"

Alle wichtigen Erkennungsmerkmale der Graukresse zusammengefasst

Graukresse erkennen
Kapitel 5: Sammelorte & Sammelzeitraum Graukresse

In diesem Kapitel wollen wir uns mit der Sammelpraxis beschäftigen. Wo finde ich Graukresse , wo kann ich sie am besten Sammeln? Und welche Jahreszeit ist die beste, um Graukresse zu Sammeln?

Die Graukresse ist in Ostdeutschland , Ostniedersachsen und im Oberrheinischen Tiefland besonders weit verbreitet und häufig.

Achtung: Diese Pflanze ist in Bayern auf der Vorwarnliste und sollte hier evtl. nicht gesammelt werden. Kategorie V (Arten der Vorwarnliste)

Die Graukresse kommt mit Sonne und Trockenheit sehr gut klar. Man findet sie häufig auf trockenen Wiesen, an Wegrändern und Brachäckern.

Graukresse erkennen
Kapitel 6: Mythologisches & Historisches

Woher kommt der Name Graukresse? Was haben unsere Vorfahren mit der Graukresse verbunden, welche Mythen ranken sich um sie? Was gibt es sonst noch interessantes über die Graukresse zu berichten?

Die Graukresse kommt ursprünglich aus Osteuropa / Westasien und ist seit dem 18. Jahrhundert bei uns, in Bayern gibt es ein paar Vorkommen, die bis ins Mittelalter zurückreichen sollen. In einigen Gegenden der Welt ist die Graukresse ein nicht unproblematischer Neophyt, unter anderem In Nordamerika. Zum Teil wurde und wird ein Speise- als auch ein technisches öl aus den Graukressesamen gewonnen. Zur heimischen Mythologie gibt es nicht viel zu berichten, da sie noch nicht lange bei uns vorkommt.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zu diesem Thema Graukresse erkennen ans Herz legen:

Quellen Graukresse erkennen:

Aichele, blütenpflanzen mitteleuropas, Kosmos , 2000

Larbig, Manuel , Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.,

Das et al., »Cancer modulation by glucosinolates: A review.« Current Science Association, 2000.

Oberdorfer, Pflanzensoziologische Exkursionsflora: Für Deutschland und angrenzende Gebiete, 2001.