Brennnessel

Brennnesseln essen
Brennnesseln essen
Große Brennnessel

Die königin der Wildkräuter

Brennnesseln gehören zu den TOP 5 der Küchenwildkräuter, sie sind nicht nur super gesund und lecker, auch kommen sie besonders häufig vor und haben keine giftigen Verwechslungspartnerinnen. Wir wollen euch In diesem Artikel zeigen, wie sie sich unbeschadet sammeln und verwenden lässt. Ausserdem sollt ihr erfahren, was der Donnergott Thor mit ihr zu schaffen hat, berichten über die Wiederentdeckung der Brennnesselkleidung und woraus diese fiesen Brennhaare eigentlich bestehen. Brennnesseln essen ? Ja, doch zunächst: Verneigt euch vor der Königin!

Unsere Weiterbildungen:

Brennnessel
Kapitel 1: Merkmale

Die grünlich-gelblichen Blüten sind kugelig, wirken wie aufgereiht und sind durch ihre Winzigkeit keine auffällige Erscheinungen. Die Große Brennnessel ist Zweihäusig, das heißt es gibt (Ausnahmen bestätigen die Regel) rein männliche und rein weibliche Individuen. Hier ein paar Tipps zu Unterscheidung von männlicher und weiblicher Brennnesselblüte, welche in sog. Rispen vorkommen:

Bei der großen Brennnessel stehen die Blütenstände stärker zur Seite ab , recken sich teils nach oben und die „Kügelchen“ wirken durch den Pollen grün-gelblich. Die Blütenstände der weiblichen Pflanzen hängen stärker nach unten und wirken dichter und büscheliger. Die weiblichen Blüten sind weniger kugelig, sondern wirken durch die pinselartige Narbe eher etwas „flauschig“. Später dann bilden die weiblichen Pflanzen Samen, welche an winzige, grün bis bräunliche Plättchen erinnern

Die große Brennnessel kann bis zu 2m hoch werden und der mit Brennhaaren bewaffnete und mit der Zeit dunkel werdende Hauptstängel wird mit der Zeit immer holziger. Seht ihr mal ein Exemplar, dass sich im oberen Teil stark verzweigt, dann wurde es anscheinend während der Wachtumsphase am Haupttrieb abgeschnitten bzw. abgerissen.

Die ebenfalls mit Brennhaaren versehenen Laubblätter der großen Brennnessel wachsen gegenständig und sind eiförmig, wobei der Blattrand gesägt ist.

Kapitel 2: Botanisches

Die Familie der Brennnesseln (Urticaceaen) ist mit über 2000 Arten keine Kleine, bei uns sind jedoch nur sieben Arten heimisch. Die mit Abstand häufigste Art ist die große Brennnessel (Urtica dioica), gefolgt von der kleinen Schwester, der kleinen Brennnessel (Urica urens). Wie man diese beiden unterscheidet, erfahrt ihr im Abschnitt „Verwechslung“. Die anderen fünf Arten kommen eher lokal und insgesamt eher selten vor. Das Gute an den heimischen Arten dieser Familie: man kann sie allesamt verwenden!

Die große Brennessel ist ausdauernd (perennierend), das bedeutet, dass sie mehrmals in ihrem Leben blühen und (die weiblichen Pflanzen) Früchte bilden kann. Als Geophyt bzw. Hemikryptophyt sterben für uns sichtbare Teile wie der Stängel Ende des Jahres ab, nur Pflanzenteile unter und dicht über der Erde überleben den Winter und können im Frühling neu austreiben.

Brennesseln werden über den Wind bestäubt, sie sind also unattraktiv für Bestäuber. Wobei das nicht ganz stimmt, denn von Interesse sind sie für viele Insekten, z.B. ernähren sich viele Schmetterlingsarten im Raupenstadium von ihr.

Kapitel 3: Inhaltsstoffe & Verwendbarkeit

Brennnesseln sind die Königinnen der Wildkräuter. Brennnesseln sind nicht nur super gesund und stecken voller wertvoller Inhaltsstoffe, auch sind sie „Königinnen des Volkes“ – sie verstecken sich nicht in irgendwelchen abgelegenen Alpentälern, sondern wachsen fast überall und dann noch meist in größeren Beständen, sodass man sie immer Sammeln kann, wenn einem danach ist. Wie man in der großen Wildkräuter-Nährwerttabelle sieht, steckt die große Brennnessel voller Magnesium, Calcium Carotin und Vitamin A und C. Die Samen sind voller gesunder Öle und Vitamin E und die Laubblätter haben eine Menge Protein, was in der Pflanzenwelt ansonsten eher ungewöhnlich ist. Brennnesseln haben ziemlich viel Histamin, was bei bestimmten Formen der Schlafstörung eine Rolle spielen kann. Aus chemischer Sicht sehr interessant sind die Brennhaare: diese sehen aus wie winzige, spitze Glaskanülen. Diese bestehen aus Kieselsäure und besitzen eine Sollbruchstelle: sie brechen bei Berühung ab und stechen in die Haut, dabei wird ein ausgetüftelter Cocktail aus Säuren und Neurotransmittern injiziert, welche den intensiven und recht anhaltenden Schmerz verursachen:  Serotonin, Histamin, Acetylcholin, Ameisensäure und Natriumformiat. Schon 0.0001 Milligramm dieser Flüssigkeit reichen aus, Quaddeln und Schmerzen zu verursachen.

Bei „Verbrennungen“ mit der Brennnessel hilft übrigens kühlen.

Brennnessel in der Küche

Brennnesseln essen ? Brennnesseln gehörten bei unseren Vorfahren zur „normalen“ Hausküche und noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sie auf dem Land regelmäßig eingebunden. In der Nachkriegszeit und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung geriet sie komplett in Vergessenheit und wurde nur noch als biestiges und wehrhaftes Unkraut verschrien. Das hat sich etwas geändert und die kulinarischen Möglichkeiten rücken langsam wieder in den Vordergrund. Und das zu Recht!

Brennesseln können vielseitig eingesetzt werden und können je nach Zubereitung unterschiedlichste Geschmacksnuancen entfalten. Mit Zwiebeln und etwas Hafersahne angedünstet, bekommt sie ein deutliches aber nicht unangenehmes Fischaroma, in der Quiche ähnelt sie auch mal einem kräftigen Spinat. Generell kann man die Laubblätter so verwenden, wie man auch Spinat verwenden würde. Übrigens bekommt sie durch Hitze ihre Zähne gezogen – nach dem Dünsten , Backen oder Kochen brennt sie nicht mehr. Wer sie im Salat oder als Rohkost verwenden möchte, muss etwas arbeit reinstecken und die Brennnhaare mechanisch öffnen. Das geht zum Beispiel mithilfe eines Nudelholzes oder durch starkes Walken unter Wasser. Beide Methoden funktionieren nicht immer hundertprozentig – ein wenig brennt es dann doch noch meist im Mund. Eine andere Methode ist, die Blätter etwas anzutrocknen. Die Blüten und Samen schmecken etwas nussig und sind angeröstet sehr lecker im Salat oder Müsli.

Brennnessel Sammeln
How to: Brennnesseln richtig pflücken

Will man Brennnesseln essen , muss man einiges beachten. Die Stängel verholzen ziemlich schnell, weshalb man die essbaren Teile wie Blätter, Samen und Blüten irgendwie davon ablösen muss. Keine leichte Aufgabe! Wie jeder weiß, hat die Brennnessel da eine recht effiziente Verteidigungsstrategie. Abhilfe verschaffen zum Beispiel 2 Lagen Gummihandschuhe (Wiederverwendbar). Daneben gibt es zwei weitere Methoden:

  • Zwicken

Man greift den oberen Teil des Stängels samt der oberen drei Blattpaare von oben mit dem Beißzangengriff und zwickt diesen Abschnitt mit den Nägeln ab. Das funktioniert recht gut, ohne gestochen zu werden, leider ist diese Variante sehr zeitintensiv.

  • Hauruckmethode

Hierbei schaut man sich das Brennnesselindividuum, besser gesagt den Stängel mal genau an. Dabei fällt auf, dass die Brennhaare nicht etwa alle im 90° Winkel abstehen, sondern dass diese tendentiell eher etwas nach oben oder unten stehen. Diese Tatsache kann man ausnutzen, indem man den Stängel mit der ganzen Hand umschließt und ruckartig und schnell den Stängel entlangfährt. Zeigen die Haare nach oben, fährt man nach oben und umgekehrt. Das hat den Hintergrund, dass die Haare auf diese Weise nicht in die Haut stechen , sondern flach an den Stängel gedrückt werden. Mit etwas Übung wird man so kaum noch gestochen und kann rasch große Mengen sammeln.

Man kann also Brennnesseln essen – nur gewusst, wie!

Heilwirkung von Brennnessel

Vielen Wildkräutern werden diverse Heilwirkungen nachgesagt. Uns ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich dabei um Erfahrungswerte handelt (Volksmedizin, Teile der Naturheilkunde etc.) oder ob es dazu Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Standards gibt. Hier sind unsere Rechercheergebnisse:

Heilwirkung von Brennnessel aus Sicht der Rationalen Phytotherapie (durch Studien belegt)

Die große Brennnessel erhält von der Kommision E, als auch von der ESCOP und der HMPC positive Zeugnisse.

Komission E und ESCOP:

Blätter: Zur unterstützenden Behandlung werden die Blätter bei rheumatischen Beschwerden, zur Durchspülungstherapie (z.B. bei Blasenentzündungen oder Harnwegsinfektionen) und zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengriess eingesetzt. Die Wurzeln der Brennnessel werden erfolgreich bei Prostataadenom Stadium I bis II eingesetzt.

Die HMPC stuft die Brennnessel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein.

Heilwirkung von Brennnessel aus Sicht der Volks- / Naturheilkunde (nicht durch Studien belegt)

In der Volksmedizin nutzt man die Brennnessel zur Blutreinigung, zur Blutbildung und bei Haarausfall. Dazu soll sie gegen Unlust, Magenschmerzen, Nervenleiden und Atemnot helfen. Umso länger man recherchiert, desto mehr erhält man den Eindruck, dass sie wohl gegen alles helfen müsste. Ach , fast hätten wir es vergessen: sie soll auch bei Vergesslichkeit helfen.

Kapitel 4: Verwechslungsmöglichkeiten Brennnesseln & Gefahren

Die Brennnesseln sind durch ihre Brennhaare eigentlich unverwechselbar und gehören zu den TOP 5 der Anfänger – Wildkräuter, da sie keine giftigen Verwechslungspartner haben und sehr häufig sind.  Einsteiger verwechseln sie manchmal mit den Taubnesseln, welche eine ähnliche Blattform haben. Für Interessierte wollen wir hier zudem die Unterschiede von kleiner und großer Brennnessel vorstellen, auch wenn  alle heimischen Brennnesselarten verwendet werden können.

Taubnesseln

Taubnesseln sind nicht mit den Brennnesseln verwandt, sondern gehören als Lippenblütler in die selbe Schublade wie Rosmarin, Thymian, Minze und co. Wenn man sich die Blüten der Taubnesseln ansieht, bemerkt man schnell die Verwandtschaft. Diese Lippenförmige Blüte kann je nach Art rot, rosa, weiß oder gelb sein und ist auch das auffälligste Unterscheidungsmerkmal zur Brennessel, welche ja sehr unauffällige Blüten besitzt. Die Blätter der Taubnesseln ähneln denen der Brennnesseln dagegen schon, vermutlich handelt es sich dabei um Mimese: sie tarnen sich einfach als wehrhafte Pflanzenart. Wer sie dann berührt, merkt schnell: die tut ja gar nix! Das kann sie auch nicht, denn ihr fehlen jegliche Brennhaare, was auch zum Namen Taubnessel geführt hat. Übrigens hier eine Verwechslung hier nicht dramatisch: Taubnesseln sind ebenfalls wertvolle Küchen – Wildkräuter.

Unterschied große und kleine Brennnessel

Einsteiger halten nicht selten etwas kleinere Exemplare für die kleine Brennnessel und demenstrchend größere für die Große. So einfach ist es leider nicht. Brennnesseln gibt es das ganze Jahr über in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, auch im August kann man noch Jungpflanzen der großen Brennnessel finden. Ihr habt in anderen Artikeln bereits gelernt, dass es in der Pflanzenwelt je nach Standort und anderen Faktoren unterschiedliche Merkmalsausprägungen gibt. Manche Individuen der großen Brennnessel haben eher kleinere Blätter, einen tiefschwarzen, harten Stängel und brennnen wie die Hölle. Andere haben große, eher weiche Blätter, einen grünen und recht weichen Stängel und brennen fast gar nicht. Will man die große und die Kleine unterscheiden, muss man sich stattdessen die Anordnung der Laubblätter anschauen:

Die Laubblätter der kleinen Brennessel stehen wie „im Kreuz“, wenn man von oben drauf schaut, die der großen nicht. Zudem wirkt der Blattrand der Kleinen Brennessel stärker „gesägt“. Aber wie gesagt, alle Brennnesselarten können verwendet werden.

Kurzcheck "die Richtige"

Alle wichtigen Erkennungsmerkmale der Brennnessel zusammengefasst

Brennnesseln essen
Kapitel 5: Sammelorte & Sammelzeiträume

In diesem Kapitel wollen wir uns mit der Sammelpraxis beschäftigen. Wo finde ich Brennnessel , wo kann ich sie am besten Sammeln? Und welche Jahreszeit ist die beste, um Brennnessel zu Sammeln?

Brennnesseln lieben Stickstoffreiche Böden und haben ansonsten keine großen Ansprüche. Sie kommen mit trockenem, als auch halbwegs feuchtem Boden , mit Halbschatten und Sonne gut klar. Finden kann man Sie an Waldrändern, Wegrändern, Ackerrändern, an Hecken, Gewässerufern, Ruderalfluren und auf Wiesen. Kurzum: fast überall! Sammeln kann man sie die gesamte Vegetationszeit über und nicht nur im Frühling, wie oft geglaubt. Möchtest du größere Mengen Brennnesseln essen , solltest du nicht an sehr stickstoffreichen Standorten sammeln, da sich dann in der Pflanze größere Mengen Nitrate sammeln können.

Brennnesseln essen
Kapitel 6: Mythologisches & Historisches

Was wurde mit der Brennnessel früher gemacht? Was haben unsere Vorfahren mit der Brennnessel verbunden, welche Mythen ranken sich um sie? Was gibt es sonst noch interessantes über die Brennnessel zu berichten?

Brennnesseln kommen auf allen Kontinenten vor und werden wahrscheinlich schon seit der Steinzeit verwendet. Somit wurden zig Mythen, Geschichten und Aberglauben in fast allen Kulturen mit diesen Pflanzen verbunden. Übrigens wurden Brennnesseln nicht nur gegessen: bis Baumwolle und Lein bei uns Einzug hielten, war die Brennnessel die erste Wahl, wollte man Kleidung machen. Nazza ist althochdeutsch und bedeutet „Gespinstpflanze“, die Brennnessel wurde zwecks Nesselgarnherstellung in großen Feldern angebaut. So langsam erlebt Nesselstoff eine Renaissance, kann man sie doch hierzulande anbauen und ist in allen Belangen um Welten nachhaltiger als Baumwolle.

Doch zurück zu den Mythen. Die Germanen weihten diese Pflanze dem Gott Donar (Thor) , welcher neben dem herumdonnern für die Fruchtbarkeit und dem Schutz der Menschen zuständig war. Weitaus später, im Mittelalter, galt sie weiterhin als schützend, vorallem gegen fiese Dämonen. Sie war Teil der berühmten Neunkräutersuppe („Gründonnerstagssuppe“). Kreativ: Im Süden Sachsens glaubte man, dass man gegen Mundraub geschützt sei, wenn man einen Brennnesselstängel , einen Besen und einen Kieselstein in die Ecke des Getreidefeldes legt.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zu diesem Thema Brennnesseln essen ans Herz legen:

Quellen Brennnesseln essen :

Larbig, Manuel , Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.,

Hippokrates, de morbis mulierum, undatiert.

John, Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge, 1909.

Sauerhoff, Friedhelm, Etymologisches Wörterbuch der Pflanzennamen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbh Stuttgart, 2003.

Sass, Wolfgang, »Rheumatherapie: Brennessel-Extrakt hemmt Zytokine.« Dtsch Arzteblatt, 1999.


Wildrosen "Hagebutte"

Hagebutte erkennen
Hagebutte erkennen
Wildrosen - Hagebutte

Platz 1 der heimischen Vitamin C - Bomben

Wir alle kennen die Rosen, möglicherweise sogar aus dem eigenen Garten. Was viele nicht wissen: Die duftenden Sträucher sind nicht nur ein Augenschmaus, sondern in vielerlei Hinsicht nützlich. Die vitaminreichen Früchte und zarten Blütenblätter finden in der Pflanzenheilkunde, Kosmetik und in der Küche Verwendung. Wir erklären dir den Unterschied zwischen Kultur- und Wildrosen und wie sie den Menschen über die Jahrtausende bis heute begleitet haben. Außerdem erfährst du, warum Dornröschen genaugenommen einen anderen Namen tragen müsste. Hagebutte erkennen, ganz einfach!

Unsere Weiterbildungen:

Hagebutte erkennen
Kapitel 1: Merkmale Hagebutte / Wildrose

Bei den Wildrosen handelt es sich zwar gleich um eine ganze Pflanzengattung, trotzdem weisen ihre heimischen Vertreter einige sehr homogene Merkmale auf. Dazu zählt eine Blüte mit genau fünf farbigen Kronblättern und vielen Staubblätter. Im Gegensatz dazu ist bei vielen Kulturrosen das Innere der Blüte durch zusätzliche Blütenblätter dicht gefüllt, welche meist aus umgebildeten Staublättern hervorgegangen sind. Auf diesem Weg sind die Staubblätter in ihrer Funktion abgeschafft worden oder unzugänglich gelegen, was in beiden Fällen eine Insektenbestäubung verhindert. Insgesamt handelt es sich bei den Wildrosen um Sträucher, die entweder aufrecht wachsen oder sich kletternd emporranken.

Ein besonders markantes Merkmal sind die fleischigen Sammelnussfrüchte, die uns als Hagebutten bekannt sind. Hagebutte ist also nicht Pflanze selbst, sondern lediglich ihre Frucht. So, wie der Apfel die Frucht des Apfelbaumes ist.  Der Begriff Sammelnussfrucht deutet darauf hin, dass die Hagebutte eine Scheinfrucht ist. Das „Fruchtfleisch“ ist, botanisch betrachtet, aus dem Gewebe des Blütenbechers gebildet und umfasst die eigentlichen, harten Nussfrüchte („Kerne“) darin.

Die Laubblätter der Wildrosen sind in mehrere, kleinere Blättchen unterteilt. Hagebutte erkennen ist also gar nicht so schwer.

Kapitel 2: Botanisches

Wildrosen bilden zusammen mit den Kulturrosen die botanische Gattung Rosa (Rosen) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Zu den Wildrosen gehören über 100 verschiedene Arten. Die Bestimmung der genauen Art erweist sich zuweilen als äußerst schwierig, da in einem Gebiet mit mehreren engverwandten Arten häufig Zwischenformen auftreten. Insbesondere innerhalb der Gruppe der Caninae, zu denen auch die heimische Hunds-Rose gehört, kommt es durch einen speziellen Fortpflanzungsmechanismus (balancierte Heterogamie) vermehrt zur Hybridisierung. Ein Hybrid ist ein „Mischling“ aus Individuen unterschiedlicher Gattungen, Arten oder Unterarten. Die Kulturrosen sind Züchtungen, bei denen es sich meist ebenfalls um künstliche Kreuzungen verschiedener Wildrosen-Arten handelt. Neben den Rosen gehören auch viele essbare Obstsorten zu der Familie der Rosengewächse: Krautige Pflanzen wie die Erdbeere, Sträucher (z.B. Himbeere) oder Obstbäume, wie etwa Äpfel, Kirschen oder Pflaumen.

Wildrosensträucher können ein verblüffend hohes Alter erreichen. Das Exemplar einer Hunds-Rose am Hildesheimer Dom ist schriftlich seit über 400 Jahren belegt, könnte jedoch nach neusten Erkenntnissen bereits seit 700 Jahren die Mauern der Kirche zieren. Der Legende nach geht sie sogar auf das Jahr der Bistumsgründung 815 zurück und gilt daher als Wahrzeichen des Bistums. Selbst nach dem die oberirdischen Pflanzenorgane im zweiten Weltkrieg weitestgehend abbrannten, sprossen wenig später bereits 25 neue Triebe aus der Wurzel der Dom-Rose. Das demonstriert die ausgesprochene Robustheit der Wildrosen. Während die meisten Arten ihr Blätterkleid im Winter abwerfen (es gibt auch wenige immergrüne Arten), verbleiben die roten Früchte oft bis in den tiefsten Winter am Strauch und dienen so vielen Tieren als willkommener Vitamin-Kick in den kalten Monaten.

Rosen verfügen über auffallende und teils stark duftende Blüten, produzieren jedoch nur in wenigen Fällen Nektar. Trotzdem werden die Pflanzen gerne von diversen Insekten, darunter Käfer, Wildbienen oder Fliegen, zum Sammeln von Pollen aufgesucht. Wie bereits erwähnt sollte in einem insektenfreundlichen Garten, stets die heimische Wildrose gegenüber der Kulturrose bevorzugt werden, da nur hier die Staubblätter für die Bestäuber ausreichend zugänglich sind. Viele Zuchtsorten sind sogar komplett steril, wodurch die Hagebuttenernte ausfällt und so auch Vögeln eine nahrhafte Futterquelle im Winter vorenthalten wird.

Die Verbreitung der Samen in den Hagebutten erfolgt über hungrige Säugetiere und Vögel, meist nach Passieren des Verdauungstraktes (Endozoochorie) oder durch das Verschleppen der Früchte beispielsweise durch Eichhörnchen.

Kapitel 3: Inhaltsstoffe Hagebutten & Verwendbarkeit

Die Hagebutten der heimischen Wildrosen verfügen über einen bestechend hohen Gehalt an Vitamin C und stellt damit die Früchte aller anderen hiesigen Wildpflanzen in den Schatten. Daneben findet sich ein beachtlicher Anteil an Vitamin B2, Fruchtsäuren und verschiedenen Nährstoffen wie Magnesium. Geschmacklich sind die Hagebutten je nach Spezies säuerlich-süß bis herb, in rohem Zustand dominiert der saure Geschmack des Vitamin C. Besonders verbreitet ist die Verwendung der Hunds-Rose (Rosa canina) auf Grund des zarten Geschmacks und Konsistenz der länglichen Früchte.

Hagebutten in der Küche

Hagebutten können zu saurem Fruchtmus verarbeitet oder zu köstlichem Sirup eingekocht werden. Gerade in den Wintermonaten kann ein vitaminhaltiger Hagebutten-Tee die Vorbeugung von Erkältungen unterstützen. Sie wird sogar getrocknet und in Pulver-Form als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Im Prinzip sind die Hagebutten aller mitteleuropäischer Wildrosen essbar.

Auch die aromatischen Rosenblätter finden Verwendung: Als Teeaufguss In der Naturheilkunde oder in Form von Rosenöl in der Aromatherapie und Kosmetik. Der Hauptwirkstoff ist hier das ätherische Öl, welches sich aus verschiedenen Monoterpene zusammensetzt. Zur Herstellung von einem Kilogramm Rosenöl benötigt es 4000-5000 kg Rosenblütenblätter.

FAQ: Was hat es mit den Kernen in den Hagebutten auf sich? Kann man die mitessen?

Manchen von uns hat sich das sogenannte Juckpulver in der Kindheit ins Gedächtnis gebrannt. Kinder zerreiben gerne die Nussfrüchte („Kerne“) aus dem inneren der Hagebutte, um das Pulver anderen anschließend in den Kragen zu schütten. Der Juckreiz entsteht durch feine Härchen auf der Oberfläche der Nüsschen, welche wiederum mit winzigen Widerhaken versehen sind.

Bei der Herstellung von Hagebuttenmarmelade oder ähnlichem, sollten die Kerne daher vorher entfernt werden. Das gelingt zum Beispiel indem man die Hagebutten längs halbiert, die Kerne mit einem kleinen Löffel herausschabt und die Fruchthülle schließlich kurz abspült. Eine weitere Möglichkeit ist es die Hagebutten im Ganzen einzukochen und die weiche, eingestampfte Masse am Ende durch ein sehr dünnes Sieb oder Tuch zu streichen.

Heilwirkung von Hagebutte

Vielen Wildkräutern werden diverse Heilwirkungen nachgesagt. Uns ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich dabei um Erfahrungswerte handelt (Volksmedizin, Teile der Naturheilkunde etc.) oder ob es dazu Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Standards gibt. Hier sind unsere Rechercheergebnisse:

Heilwirkung von Hagebutte aus Sicht der Rationalen Phytotherapie (durch Studien belegt)

Durch die ESCOP anerkannt ist die Anwendung der Hagebuttenschalen zur unterstützenden Behandlung von Erkältungen und Grippe-Symptomen. Die Früchte sollen außerdem förderlich auf die Linderung von Gelenkschmerzen und -steifheit wirken, wie sie bei einer Arthrose auftreten. Gestützt ist die Einschätzung auf einer langjährigen Anwendung am Menschen.

Die Wirkung von Rosenblättern konnte nicht wissenschaftlich belegt werden, wurde jedoch als „traditionelles pflanzliches Heilmittel“ eingestuft, das bei leichten Entzündungen der Haut und des Mund- und Rachenraums in Form eines Teeaufguss eingesetzt wird.

Die Untersuchung durch die Kommission E ergab keine Einstufung als Heilpflanze, sie sah allerdings auch kein Risiko in der Verwendung von Hagebutten. Auf Grund mangelnder wissenschaftlicher Datenlage konnte damals kein anerkannter, medizinischer Nutzen der Einnahme von Hagebutten festgestellt werden. Allerdings arbeitet die Kommission nur zwischen 1983 und 1994 und konnte aktuellere Studien folglich nicht berücksichtigen.

Heilwirkung von Hagebutte aus Sicht der Volks- / Naturheilkunde (nicht durch Studien belegt)

In der Naturheilkunde wird die gesamte Frucht mitsamt Kernen als Tee gegen Nierenbeschwerden und Gallensteine genutzt. Volksheilkundlich verwendete man den Blüten-Tee der Hunds-Rose gar bei Verstopfung, Magenkrämpfen und sogar bei Lungenentzündungen.

Zu erklären sind diese Anwendungen teils durch die leicht harntreibende und abführende Wirkung hoher Vitamin C Mengen.

Kapitel 4: Verwechslung Hagebutte & Gefahren

Doch wie Hagebutte erkennen? Generell lauern bei den Rosen keine Gefahren. Verwechslung tritt nur zwischen verschiedenen Rosenarten auf. Alle heimischen Wildrosen sind essbar, wenn auch der Geschmack und Vitamingehalt der Hagebutten von Art zu Art schwanken kann. Besonders empfehlenswert ist in dieser Hinsicht die Hunds-Rose (R. canina), welche glücklicherweise gleichzeitig die häufigste wildwachsende Art in unseren Breiten ist. Auch die Apfelrose (R. villosa) oder die kreisrundlichen Hagebutten der aus Ostasien eingeschleppten Kartoffel-Rose (R. rugosa) sind analog zu verwenden.

Obacht ist nur bei den Trivialnamen geboten: Nicht jede “Rose” ist auch wirklich eine Rose! Die Blüten der Pfingstrosen (Paeonia sp.) zum Beispiel erinnern an Rosenblüten, doch besteht keinerlei Verwandtschaft. Von der Verwendung ihrer Blütenblätter sollte abgesehen werden, da Pfingstrosen nicht über die entsprechenden ätherischen Rosenöle verfügen und sogar als leicht giftig eingestuft werden. Zumal sie keine Hagebutten ausbilden, ist die Verwechslung nach der Blütezeit ohnehin hinfällig. Doch das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist: Pfingstrosen haben keine Stacheln!

FAQ: haben Rosen Dornen oder Stacheln?

An dieser Stelle räumen wir auch gleich mit einem anderen sprachlichen Missverständnis auf: Rosen besitzen Stacheln, keine Dornen. Dornen entsprechen Pflanzenorganen wie Blätter oder Seitentriebe, die sich im Laufe der Evolution zu spitzten Gebilden umgewandelt wurden. Bei Stacheln handelt es sich hingegen nur um sogenannte Emergenzen, also Auswüchse von oberflächlichen Geweben unterhalb der Pflanzenhaut. Aus diesem Grund sind Stacheln oft daran zu erkennen, dass sie sich einfacher abbrechen lassen als ihr Pendant.

Kurzcheck "die Richtige"

Alle wichtigen Erkennungsmerkmale der Wildrosen (Hagebutten) zusammengefasst.

Hagebutte erkennen
Kapitel 5: Sammelorte Hagebutte & Sammelzeiträume

In diesem Kapitel wollen wir uns mit der Sammelpraxis beschäftigen. Wo finde ich Hagebutten , wo kann ich sie am besten Sammeln? Und welche Jahreszeit ist die beste, um Hagebutten zu Sammeln?

Brombeerblätter Wirkung

Die häufigste unserer Wildrosen ist die Hunds-Rose. Ihre zart rosafarbenen Blüten erstrahlen im Juni und Juli. Die leuchtend roten Hagebutten reifen von August bis Oktober und sind bis in den Winter anzutreffen. Generell sind Wildrosen sehr genügsam und robust. Sie tolerieren diverse Standorte, bevorzugen allerdings eher sonnige bis halbsonnige Stellen mit nährstoffreichem Boden. So begegnen uns die Wildrosen am Ackerrand, Waldrand, auf Wiesen und in Parks.

Kapitel 6: Mythologisches & Historisches

Woher kommt der Name Hagebutte? Was haben unsere Vorfahren mit Wildrosen verbunden, welche Mythen ranken sich um isie? Was gibt es sonst noch interessantes über Hagebutten zu berichten?

Das Wort hagen bedeutete im Mittelhochdeutschen so etwas wie “Dornbusch” , was wiederum von hegen, also abgrenzen / umzäunen abgeleitet wird. Tatsächlich wurden Sträucher auch zu diesem Zwecke gepflanzt. Zu finden ist dieser Begriff noch in “Hegen und Pflegen”. Butte war ein runder Gegenstand. Um die Rosen ranken sich vielzählige Geschichten und Aberglauben. Die ersten Rosengärten wurden schon vor ungefähr 5000 Jahren in China angelegt und auch erste Züchtung hatten hier ihren Anfang. In der griechischen Antike entwickelte sich die Rose zum Symbol der Aphrodite und gilt seither als Symbol für die Liebe. Die Griechen feierten die Rose als „Königin der Blumen“ (Dichterin Sappho 600 v. Chr.) und versahen die heimkehrenden Krieger zur Ehre mit Rosenkränzen. Das Rosenöl und die Blütenblätter galten im römischen Reich als Luxusgut, doch wurde die Rose durch den verschwenderischen Umgang zum Sinnbild der obzönen Dekadenz der römischen Oberschicht. Die Germanen assoziierten die Heckenrose mit ihrer Götting Freya, weshalb die Blüte nur an ihrem Tag, dem Freitag, zu Heil- und Glaubenszwecken gepflückt werden sollte. Der Dornenstrauch schützte im Volksglauben davor verhext zu werden.

Auch im christlichen Glauben ist die Rose seit dem Mittelalter fest verankert. Die weiße Rosenblüte, als Symbol der Jungfrau Maria, fand Einzug in die Architektur gotischer Kathedralen und kann dort bis heute bestaunt werden. Die ornamentalen Fenster wurden meist kreisförmig in der Form einer offenen Rosenblüte angeordnet. Mit Eintritt der Neuzeit verlagerte sich die Rosenzucht vom Klostergarten in die streng gepflegten Rosengärten des europäischen Hofadels. Die prosperierende Schifffahrt ermöglichte die Kreuzung mit Arten aus fernen Ländern und verhalf so zu einer explosionsartigen Zunahme der Zuchtsorten.  Übrigens ist das Kinderlied „ein Männlein steht im Walde“, der Hagebuttenfrucht gewidmet.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Hagebutte erkennen ans Herz legen:

Quellen Hagebutte erkennen:

Jäger, Eckehart J.. Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. Deutschland, Springer Berlin Heidelberg, 2016.

Bochsch, Manfred. Das praktische Buch der Heilpflanzen. BLV Buchverlag GmbH & Co.KG, 2016.

Larbig, Manuel. Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/pflanzen/wildpflanzen/23026.html (Abgerufen am 10.10.21 um 9:55)

https://www.umweltbundesamt.de/gesunde-rosen#Rosen-Wildrosen (Abgerufen am 10.10.21 um 14:34)

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Hildesheim-Tausendjaehriger-Rosenstock-traegt-erste-Blueten,aktuellhannover8656.html (Abgerufen am 10.10.21 um 12:07)

https://www.sueddeutsche.de/panorama/kirche-hildesheim-hildesheimer-dom-tausendjaehriger-rosenstock-in-voller-buete-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200528-99-219008 (Abgerufen am 10.10.21 um 11:45)

https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/pflanzen/zierpflanzen/12600.html (Abgerufen am 10.10.21 um 11:32)

https://www.ndr.de/ratgeber/garten/zierpflanzen/Wildrosen-pflanzen-schneiden-und-pflegen,wildrosen100.html#:~:text=Wildrosen%20sind%20sehr%20robust&text=Sie%20w%C3%A4chst%20auch%20auf%20kargen,weder%20ged%C3%BCngt%20noch%20gegossen%20werden (Abgerufen am 10.10.21 um 18:12)

https://www.planet-wissen.de/natur/pflanzen/rosen/index.html#:~:text=Bevor%20man%20Rosen%20wegen%20ihrer,rund%205000%20Jahren%20in%20China.&text=Durch%20Kreuzungen%20und%20Z%C3%BCchtungen%20immer,bis%20zu%2030.000%20verschiedene%20Rosensorten. (Abgerufen am 10.10.21 um 18:41)


Wilder Rucola

Wilde Rauke Verwechslung
Wilde Rauke Verwechslung
Schmalblättriger Doppelsame - Wilde Rauke - Wilder Rucola

Der leckere Wildsalat

Auf den mittlerweile fast eintausend Kräuterführungen, die wir geben durften, gab es keinen Fall, bei dem Teilnehmer*innen nicht sofort eine geruchliche Verbindung zu einem bekannten Salatkraut herstellte: Rucola. Die Wildform ist so intensiv und lecker, dass sie zu unseren TOP 10 der Küchenwildkräutern gehört. Warum man ihn jedoch nicht massenhaft im Smoothie verwenden sollte, was haarige Raupen mit ihm am Hut haben und vieles mehr erfahrt ihr im folgenden Artportrait zum wilden Rucola. In Kapitel 4 zeigen wir, wie man sie sicher erkennt (Wilde Rauke Verwechslung)

Hinweis: Aufgrund der enthaltenen Erucasäure kann eine Überdosierung in Verbindung mit einer Langzeitaufnahme schädlich wirken. Wir raten vom dauerhaften Verzehr großer Mengen ab.

Unsere Weiterbildungen:

Wilde Rauke Verwechslung
Kapitel 1: Merkmale Wilde Rauke

Die gelben Blüten mit den vier Kronblättern lassen bereits Einsteiger vermuten, dass diese Ähnlichkeit mit dem bekannten Raps besteht.

Die Blätter der wilden Rauke sehen aus wie klassischer Rucola, das ist ja auch kein Wunder, denn die wilde Rauke IST Rucola. Auch der Geruch lässt ihn sofort erkennen, wobei man sich niemals nur auf den Geruchssinn verlassen sollte, hier sind optische Merkmale vorrangig. Ein Teil der Blätter kommt scheinbar aus dem Punkt im Boden, aus dem auch der Stängel zu kommen scheint. Daneben gibt es auch am Stängel die typischen Laubblätter. In der Blattmitte findet man einen hellen Streifen, sie sind tief eingeschnitten und etwas sägeartig (“gezähnt”).  Die gesamte Pflanze ist kaum oder nicht behaart.

Die später erscheinenden Schoten sind schmal und länglich.

Kapitel 2: Botanisches

Diese wie Kohl, Raps und Senf zu den Kreuzblütlern gehörende Kraut ist eine der beiden Arten (die andere ist die Garten-Senfrauke), die im Handel unter vielfältig gezüchteter Sorten als „Rucola“ verkauft und angeboten werden. Rucola ist übrigens überhaupt nicht mit den Blattsalaten wie Eisbergsalat oder Kopfsalat verwandt, diese gehören nämlich wie Kamille, Gänseblümchen und Co zu den Korbblütlern. Der „offizielle“ Trivialname lautet „schmalblättriger Doppelsame“, unromantischer kann eine Pflanze kaum klingen. Im Folgenden werden wir sie „wilden Rucola“ nennen.

Die immer paarig gegenüberstehenden Laubblätter des Gundermanns stehen von oben betrachtet mit dem darunterliegenden Blattpaar im Kreuz („kreuzgegenständig“), die Paare sind also immer um 90° versetzt. Die Blätter haben eine rundliche bis herzförmige Form und sind am Rand gekerbt, bilden also viele kleine „Bubbel“.  Gundermann kann zwar mithilfe der erwähnten Ausläufer recht lang werden, wird aber nicht besonders hoch: selten höher als 20cm.

Der Schmalblättrige Doppelsame ist ein im 18. Jahrhundert aus dem Mittelmeerraum eingewanderter Neophyt, der bei uns im Winter nicht selten mit den Grundblättern überwintert, also Mehrjährig ist. Wilde Rauke wird einerseits von Insekten bestäubt, nicht selten jedoch befruchtet sie sich ganz einfach selbst.

Kapitel 3: Inhaltsstoffe Wilde Rauke & Verwendbarkeit

Wilder Rucola enthält gesundheitsfördernde Bitterstoffe und Senfölglycoside. Was die Wertigkeit auf Mineralstoffe und Vitamine bezogen angeht, gibt es leider keine Untersuchungen. Die ebenfalls enthaltene Erucasäure kann Herzverfettung und Veränderungen des Herzmuskels begünstigen, auch wenn hier tiefergehende Langzeitstudien fehlen. Doch solange keine Entwarnung gegeben werden kann, empfiehlt es sich, in nicht täglich über lange Zeiträume zu verwenden. Der wilde Rucola ist ansonsten ein sehr wertvolles Küchenwildkraut, das vielseitig einsetzbar ist. Zu Wilde Rauke & Verwechslung siehe Kapitel 4.

Wilder Rucola in der Küche

Der wilde Rucola schmeckt viel intensiver als der Gekaufte, ist zudem kostenlos, ziemlich häufig und kann eine große Zeitspann gesammelt werden. Wer ihn einmal entdeckt und wertgeschätzt hat, wird keinen Rucola mehr kaufen müssen. Im Prinzip lässt sich die Wildform genau so verwenden, wie man auch die kultivierten Sorten verwenden würde: im Salat, mit Tomaten, als Pesto, auf der Pizza. Der scharf-bittere Geschmack macht sich aber auch hervorragend in anderen Gerichten.

Wildkräuter Kochkurs Berlin

Heilwirkung von Wildem Rucola

Vielen Wildkräutern werden diverse Heilwirkungen nachgesagt. Uns ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich dabei um Erfahrungswerte handelt (Volksmedizin, Teile der Naturheilkunde etc.) oder ob es dazu Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Standards gibt. Hier sind unsere Rechercheergebnisse:

Heilwirkung von Wildem Rucola aus Sicht der Rationalen Phytotherapie (durch Studien belegt)

Es fehlen derzeit Studien zur Wirksamkeit des wilden Rucolas bei Krankheiten. Es wird Zeit!

Heilwirkung von Wildem Rucola aus Sicht der Volks- / Naturheilkunde (nicht durch Studien belegt)

Dadurch, dass diese Art erst seit dem 18. Jahrhundert bei uns ist, war sie lange nicht im Fokus der mitteleuropäischen Naturheilkunde. Die Römer verwendeten sie als entzündungshemmendes und harntreibendes Mittel.

Kapitel 4: Wilde Rauke Verwechslung & Gefahren

Der wilde Rucola kann von Einsteigern mit anderen Arten der Familie der Kreuzblütengewächsen verwechselt werden, wobei nur wenige andere Arten diese typischen „Rucolablätter“ hat. Auch wenn wir den Geruchssinn immer als schlechten Partner in Sachen Pflanzenbestimmung einschätzen, kann man hier aufgrund des sehr starken und typischen Geruches eine Ausnahme machen: riecht die Pflanze stark nach Rucola, ist sie es sehr wahrscheinlich, tut sie das nicht, besser stehen lassen. Dies reicht jedoch nicht als einziges Bestimmungsmerkmal. Des Weiteren könnte man den wilden Rucola außerhalb der Blüte mit den als krebserregenden und leberschädigenden eingestuften Greiskräutern (Senecio sp.) verwechseln, Einsteiger warten besser, bis die Blüte zu sehen ist.

Hinweis: Aufgrund der enthaltenen Erucasäure kann eine Überdosierung in Verbindung mit einer Langzeitaufnahme schädlich wirken. Wir raten vom dauerhaften Verzehr großer Mengen ab.

Greiskräuter (Senecio sp.)

Greiskräuter stehen im Verdacht, leberschädigend und cancerogen zu wirken, weshalb sie nicht gesammelt werden sollten. Einige Arten dieser Gattung haben Rucola ähnliche Blätter, Einsteiger warten die Blüte ab, denn diese ist gänzlich anders als die Rucola Blüte, auch wenn sie ebenfalls gelb blühen. Die Greiskräuter gehören nämlich zu den Korbblütlern und sind daher mit Löwenzahn und co. verwandt, mit denen sie auch denselben Blütenaufbau teilen.

Andere Kreuzblütler

Die Familie der Kreuzblütler ist sehr groß, darunter gibt es auch viele gelb blühende Arten, die allermeisten sind ungiftig, schmecken höchstens nicht besonders gut. Nur eine handvoll haben Rucolaaähnliche Blätter, gepaart mit länglichen Schoten und unbehaarten Blättern, allenvoran Vertreter der Sumpfkressen (Rorippa sp.) und Sisymbrium sp. Die giftige Art, die man theoretisch mit der wilden Rauke verwechseln kann, ist:

  • Österreichische Rauke (Sisymbrium austriacum): diese Art enthält herzwirksame Glycoside. Doch keine Angst: sie ist bei uns extrem selten, ein Finden gleicht einem 6er im Lotto. Die Blüten stehen im Gegensatz zur wilden Rauke sehr dich gedrängt.

Kurzcheck "die Richtige"

Alle wichtigen Erkennungsmerkmale der Wilden Rauke zusammengefasst.

Wilde Rauke Verwechslung
Kapitel 5: Sammelorte Wilde Rauke & Sammelzeiträume

In diesem Kapitel wollen wir uns mit der Sammelpraxis beschäftigen. Wo finde ich wilden Rucola , wo kann ich ihn am besten Sammeln? Und welche Jahreszeit ist die beste, um wilden Rucola zu Sammeln?

Wilde Rauke kommt bevorzugt auf Ruderalfluren, aber auch auf der einen oder anderen Wiese, jedoch nur im Offenland vor. Häufig findet man sie in Städten: ob hinter der Bushaltestelle, einer Baustelle oder Sandhaufen – sie ist dort sehr häufig zu finden. Sammeln kann man sie von April bis zum Teil in den Dezember hinein. Wilder Rucola blüht von Mai bis September.

Wilde Rauke Verwechslung
Kapitel 6: Mythologisches & Historisches

Woher kommt der Name wilde Rauke und Rucola? Was haben unsere Vorfahren mit wildem Rucola verbunden, welche Mythen ranken sich um ihn? Was gibt es sonst noch interessantes über wilde Rauke zu berichten?

Der Trivialname „schmalblättriger Doppelsame“ ist offenkundig ein sehr beschreibend-botanischer Name. „Rucola“ ist italienisch und kommt ebenfalls wie das deutsche „Rauke“  von lat. „eruca“. Die Etymologen sind sich uneinig, woher dieser Name kommt, evtl. beruht dieser auf den Namen der behaarten Larve des Kohlweißlings, einer Raupe, die leibend gerne Kohl und Rauke frisst. Die bereits erwähnte Erucasäure war übrigens früher auch in Raps, erst nach dem „herauszüchten“ dieser konnte Rapsöl in großen Mengen für den täglichen Verzehr verarbeitet werden. In Garten- und Feldzuchtformen ist Erucasäure weitestgehend ebenfalls herausgezüchtet. Es gibt immer wieder Menschen, die den Geruch dieser Pflanze als unangenehm empfinden, weshalb sie auch den unrühmlichen und nicht fairen Namen „Stinkrauke“ erhalten hat. Teilweise wird sogar ein Geruch nach Schweinebraten wahrgenommen. Die schmalblättrige Doppelsame kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und ist deshalb relativ trockentolerant.

Folgende Artikel , Produkte und Kurse können wir dir zum Thema Wilde Rauke Verwechslung ans Herz legen:

Quellen Wilde Rauke Verwechslung:

Larbig, Manuel , Mein Wildkräuterguide. Penguin Verlag, 2021.

Sauerhoff, Friedhelm: Etxmologisches Wörterbuch der Pflanzennamen.

Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbh Stuttgart, 2003.

Söhns, Franz: Unsere Pflanzen . Teubner, 1912.